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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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versehentlichen Schubs.
    » Du Heini! Das hast du absichtlich gemacht!« Max verzog das Gesicht zu einem sehr breiten Grinsen und sah der Plastikflasche nach, die den Hang hinunterhüpfte, als gäbe es da unten eine Leergutannahmestelle. Gute zwanzig Meter unterhalb der Mauer verfing sie sich in einem Brombeergeflecht und blieb liegen. Rufus sprang von seinem Platz. »Lass ja meinen Rucksack in Ruhe!«
    Als Rufus mit seiner Flasche zurückkam, standen die anderen am gegenüberliegenden Ende des Burghofes. Eigentlich war der Platz kaum noch als solcher zu erkennen, es gab nur ringsum aufragende Mauerreste unterschiedlicher Höhe sowie links den kleineren Turm mit der Betonwendeltreppe davor und rechts den großen Turm mit dem Horst eines Falkenpaares als Krönung. Zwischen beiden Türmen ein alter Torbogen, daneben – mitten in diesem Hof – wuchsen Tannen sowie reichlich Holunder. Rufus trat zu den anderen und wartete wie alle hier, dass der große Entdecker nun endlich seine sogenannte Entdeckung präsentierte. Ebenfalls unabsichtlich rempelte er Max an.
    » Und? Wo ist jetzt das Kellerloch?«

    Alex genoss die Blicke der kleinen Gruppe, seiner Gruppe. Max, dieser schwarze Rufus, das Mädchen Kasimir und der kleine Timi – eine seltsame Mischung. Und sie alle sahen zu ihm herüber und warteten. Er suchte die Stelle, an der vor zwei Tagen mit einem Sprung alles begonnen hatte und seine Truppe folgte ihm wie ein vierfach ausgefertigter Schatten. In der Hand hielt Alex die abgebrochene Lanzenspitze.
    » Hier.« Alex stieg auf einen Mauerrest und deutete nach unten. Im Schutt unterhalb der Mauer noch deutlich erkennbar die Spuren seines Sprunges und der anschließenden Rutschpartie, von einem Einstieg in einen unterhalb ihres Standpunktes befindlichen Raum jedoch keine Spur. Ehe aber einer der Jungen Zweifel anmelden konnte, enterte Alex die Mauerreste, sprang nicht, sondern kletterte diesmal nach unten. Dort zerrte er ein paar Zweige zur Seite und tatsächlich, Alex hatte weder gelogen noch übertrieben – am Fuße der Mauer, im Schatten einer Tanne, klaffte ein Loch, ein ausreichend großes Loch sogar, wie Max schätzte. »Ich präsentiere euch die Entdeckung des Jahrtausends: den Einstieg in eine vergessene Welt!« Alex trat einen Schritt zur Seite, rutschte aus, konnte sich aber gerade noch an einer Wurzel festhalten. Von den Bäumen trommelten Regentropfen auf den großen Entdecker und sein Heer, auf einen Entdecker, der zurückkletterte, sich aufrichtete und gegen den Baumstamm lehnte. Er streckte die Hand aus und zeigte auf das Loch. Vergessene Welt – das klang richtig gut. Genau so hatte er es sich auf dem Weg hierher zurechtgelegt. Er blickte nach oben und erwartete die Reaktion seiner Truppe.

    Timi kletterte die Mauer hinunter, ohne dabei allzu viel Rücksicht auf die Proteste seines großen Bruders zu nehmen: »Warte! Erst ich!« Aber Timi stand schon neben Alex und so musste Max seinen Rucksack selbst über die schmierigen Steine tragen. Währenddessen kramte der Achtjährige seine Taschenlampe aus dem Rucksack, kniete sich vor die Öffnung und leuchtete hinein.
    » Wahnsinn.«
    » Ich gehe als Erster runter«, sagte Alex, als alle Kinder vor dem Einstieg standen und schob Timi zur Seite.
    » Dann ich«, sagte Kasi, aber Max machte ihm sehr deutlich klar, dass das Betreten dieses Raumes auch etwas mit dem Alter und einer Art Rangordnung zu tun hatte. Kasi rieb sich den schmerzenden Oberarm, trat zur Seite und sah zu wie Alex kopfüber verschwand, danach Max auf die Knie ging, zuerst seinen Rucksack nach unten warf und anschließend recht lange den Raum ausleuchtete und zögerte. Ohne Timi, Rufus und Kasi im Rücken hätte er an dieser Stelle vielleicht aufgegeben, wäre zurück bis zum Wanderparkplatz, hätte seine Mutter angerufen und in der Wartezeit seine Vorräte dezimiert. So aber hörte er nicht nur Alex rufen, er fühlte auch drei Augenpaare auf seinem Allerwertesten.
    » Jetzt mach schon. Oder hast du Angst, dass du stecken bleibst?« Max warf einen Blick über die Schulter, einen Blick, mit dem er Rufus einen Schritt zur Seite zwang. Er atmete tief durch, schloss die Augen und ließ sich kopfüber die Rampe aus Schutt und Geröll hinabgleiten. Als Max’ Hinterteil in der Öffnung verschwand und dabei an beiden Seiten über altes Mauerwerk schrammte, trafen sich Rufus’ und Kasis Blicke. Sie dachten wahrscheinlich das Gleiche, lächelten sich an und wäre Timi nicht dabeigestanden, Rufus

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