Apfeldiebe
zusammenbekomme, ist es nicht ein Satellit, sondern mehrere.«
» Und was machen die?«
» Die messen von unterschiedlichen Stellen aus die Entfernung.« Max legte einen Stein rechts auf den Boden, einen drückte er Timi in die Hand, einen dritten legte er in eine Nische in der Wand. »Das sind unsere Satelliten. Und angenommen, ich bin das Handy, dann können die Satelliten aus dem Weltall ganz genau die Entfernung messen. Bis auf den Millimeter!«
» Wow!«
» Und genau an der Stelle, wo sich die Entfernungen treffen, liegt das Handy, also wir.« Timi versuchte zu verstehen, verstand aber nur Bahnhof. Den eigentlichen Sinn der Ausführungen, den begriff er aber: Rettung war unterwegs! Dann konnte man natürlich auch schlafen oder wenigstens hier sitzen und abwarten.
Max ging zurück zu seinem kleinen Bruder und legte sich gerade neben ihn als Alex erschien. Er trug sein T-Shirt um den Hals, als habe er sich eine Erkältung eingefangen und an manchen Stellen glänzte sein nackter Oberkörper trotz des ganzen Staubes, der überall an ihm klebte. Schweiß hatte breite Linien in diesen Staub gegraben und als Timi Alex sah, musste er an eine Landkarte denken.
» Wir sind fertig«, sagte Alex. Max und Timi sprangen auf.
» Ihr habt den Ausgang frei?!« Max hüpfte durch den Raum und nahm Alex in die Arme. »Du hast es geschafft! Du bist der Größte!«
» Nein!«, Alex befreite sich und trat einen Schritt zurück. »Wir haben Rufus ausgegraben und, na ja, wir haben ihn an die Wand gelegt und mit Steinen bedeckt und dachten jetzt, ihr wollt vielleicht kurz mit nach vorne kommen.«
Enttäuschung stürzte sich auf das Brüderpaar und für einen Moment beschlich Timi das Gefühl, gerade ein zweites Mal verschüttet zu werden. Aber ihm blieb keine Zeit, sich ausführlicher mit diesem Gefühl zu beschäftigen. Rufus lag da vorn und er sollte ihn sich ansehen dürfen!
» Und was sollen wir da?« Max’ Interesse an dem Schwarzen tendierte auch im Tod noch gen Null.
» Na ja, es ist ja keine richtige Beerdigung, aber so etwas Ähnliches. Und immerhin war er unser Freund.«
» Meiner nicht.«
Alex sah zur Decke, ballte beide Fäuste und atmete tief durch, bevor er weiterredete. »Aber wir haben zusammen gespielt. Und er ist vor unseren Augen gestorben!« Keinem entging, dass Alex kurz vor einer seiner gefürchteten Explosionen stand. Die kamen zwar selten vor, aber ein oder zwei Mal hatten Max und Timi sie miterleben müssen und wussten, dass Alex danach mit denen, die so eine Explosion ausgelöst hatten, tagelang nicht sprach, sie wie Luft behandelte.
» Komm doch«, sagte Timi zu Max. Max drehte das Gesicht zur Wand. Aber Alex besaß noch ein weiteres Argument, eines, von dem er wusste, dass es Max überzeugen würde.
» Ich denke, wenn wir der Polizei erzählen, was hier so alles passiert ist, wird es sich ganz gut machen, dass wir alle zusammen an seinem Grab gestanden sind. Auch du.«
Die Kinder verließen den Raum und in Timis Magengegend kribbelte es. Gleich sollte er einen echten Leichnam sehen dürfen? Er war neugierig, aber mit jedem Schritt hin zum Grund dieser Neugier zog sich diese zurück und an ihre Stelle trat zuerst Unbehagen, schließlich Angst. Wäre er doch als Letzter in der Kinderreihe gegangen, dann hätte er jetzt einfach zwischen den Fässern stehen bleiben können, so aber musste er weiter. Seine Beine fühlten sich schwer an, aber Max stieß ihn nach vorn. Als Timi über die Ziellinie stolperte, sah er sofort, dass Alex und Kasi den Leichnam bereits komplett mit Steinen bedeckt hatten.
» Man sieht ja gar nix mehr«, sagte Max.
Alex überhörte Max’ Einwurf. Er räusperte sich, wusste mit seinen Händen nicht wohin und steckte sie schließlich in die Hosentaschen. Kasi hatte ihn gebeten, ein paar Worte zu sagen (Das macht man so, ich hab’s im Fernsehen gesehen. – Warum ausgerechnet ich? – Du bist der Anführer.) , Kasi selbst wollte ein Gebet sprechen. Alex räusperte sich ein zweites Mal.
» Also … Wir nehmen Abschied …« Max verdrehte die Augen. »Es, es tut uns leid, Rufus. Wir wollten wirklich nicht, dass so etwas passiert. Bei Kasi hab ich mich entschuldigt«, Max sah herüber und zog eine Augenbraue nach oben, »bei dir konnte ich das leider nicht mehr. Vielleicht sehen wir dich ja schneller wieder als wir denken, aber ich hoffe, sie finden uns alle.«
» Und ob!«
» Wenn du uns hören kannst, vielleicht gibt es jetzt für dich ja eine Möglichkeit, meinem Vater
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