Apocalypsis 1 (DEU)
meine unregelmäßigen Arbeitszeiten.«
»Ein Zeichen der Liebe, Mario. Und was macht die kleine Laura?«
»Wird eine Schönheit, Heiliger Vater! Plappert ohne Unterlass. Sie hat das Aussehen ihrer Mutter und das Mundwerk ihrer Großmutter geerbt. Madonna, sie wird uns alle noch in Grund und Boden diskutieren.«
Laurenz lachte. »Bravo! Sie wird bestimmt eines Tages Außenministerin.«
Zum ersten Mal an diesem Tag lachte er wieder, und das Lachen löste ein wenig den dunklen Schatten, der ihm auf der Seele lag. Für einen Moment dachte er, dass vielleicht doch noch nicht alles zu spät sei. Dass es Hoffnung geben könnte.
»Hast du alles vorbereitet, Mario?«
»Wie Sie gesagt haben, Heiliger Vater. Salvo hat eine Internetverbindung über zahlreiche Proxys eingerichtet und mir versichert, dass sie zehn Minuten lang nicht zu hacken sei.«
»Das dürfte reichen. Hat Salvo keine Fragen gestellt?«
Mario lachte. »Er denkt, dass ich eine Affäre mit einer schwedischen Spionin habe. Ich habe das natürlich bestritten, und er war neidisch.«
Später als erwartet erreichten sie die Via Palermo. Mario parkte den Wagen in einer Hofeinfahrt neben dem kleinen Hotel Caravaggio und half Laurenz aus dem Wagen, nachdem er sich versichert hatte, dass sie niemand beobachtete. Laurenz sah auf seine Uhr. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Hastig stürmte er das steinerne Treppenhaus hinauf in den dritten Stock und wartete ungeduldig, bis Mario den Schlüssel aus seiner Hosentasche gefummelt hatte.
Mario betrat die Wohnung als erster. Daher sah Laurenz den Mann in der schwarzen Mönchskutte und der Kapuze, der es sich in einem Korbstuhl im Flur bequem gemacht hatte, nicht sofort. Auch nicht den Mann dahinter mit der Waffe. Laurenz hörte nur das Ploppen des Schalldämpfers und Marios erstickten Laut, als er vor ihm zusammensackte und gurgelnd einen Schwall von Blut auf den Boden erbrach. Der Schuss hatte Mario in den Hals getroffen.
»Haben Sie wirklich geglaubt, dass Sie mir so leicht entkommen?« Eine uralte schneidende Stimme. Der Mann unter der Kapuze sprach Deutsch mit einem seltsam schleppenden Akzent, den Laurenz nie hatte zuordnen können.
»Was habe ich Ihnen gesagt? Menschen werden sterben, wenn Sie sich nicht an die Instruktionen halten. Menschen, die Ihnen lieb sind. Nur wegen Ihrem Hochmut, Laurenz.«
Seth machte eine knappe Handbewegung aus dem Korbstuhl heraus, und der Mann neben ihm trat zu dem röchelnden Mario und schoss ihm aus kurzer Distanz in den Kopf.
Laurenz wirbelte herum und stürmte zurück ins Treppenhaus. Doch dort fing ihn ein muskulöser Typ mit Skimaske ab. Laurenz war zwar bereits über sechzig, doch die Reflexe, die er sich als junger Mann beim Boxen und auf den Straßen Duisburgs antrainiert hatte, funktionierten noch immer. Er duckte sich unter dem Arm des Maskierten hindurch und platzierte einen kurzen Haken, in den er sein ganzes Gewicht legte, auf die Niere. Der Schlag saß. Der Maskierte krümmte sich stöhnend. Laurenz stieß den Mann weg und rannte die Treppe hinunter. Er hörte ein weiteres Ploppen, aber die Kugel schlug nur dicht neben ihm in den Putz der Wand ein.
Laurenz rannte einfach weiter, achtete nicht auf die Schritte der beiden Killer, die ihm hinterherrannten. Er schaffte es bis nach unten, bis vor die Haustür. Dort erwartete ihn jedoch bereits ein dritter Mann, der ebenfalls eine Waffe mit Schalldämpfer auf ihn richtete. Laurenz wusste, dass er jetzt sterben würde. Er schickte ein letztes Gebet an seinen Herrn, an die Heilige Mutter Gottes und straffte sich, bereit für den Tod. Dann schoss der Mann mit den asiatischen Gesichtszügen. Einmal. Zweimal. Laurenz zuckte zusammen und registrierte nur am Rande das Poltern hinter sich. Der Asiate stieß ihn zur Seite und feuerte erneut. Als Laurenz sich überrascht umwandte, sah er, dass der Killer, der Mario getötet hatte, mit einem Kopfschuss auf der Treppe lag. Der bullige Typ mit der Skimaske hielt sich neben ihm keuchend den Unterleib.
Der Asiate trat zu ihm hin und schoss ihm in den Kopf. Dann wandte er sich an Laurenz.
»Let’s get!« , sagte er scharf. »Now!«
VII
8. Mai 2011, Rom
D ie kleine Bar an der Piazza Sant’Eustachio war wie üblich um die Mittagszeit rappelvoll. Geschäftsleute in Designeranzügen, Senatoren, vornehme Römerinnen, die jugendliche Gucci-Schickeria, Priester und ein paar verstreute Touristen drängten sich vor der polierten Theke, um nach dem Essen schnell noch einen Espresso oder
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