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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Symbole, Don Luigi?«
    Der Pater sah auf. Er wirkte nicht im Mindesten überrascht. »Wer die Werke des Satans enthüllen will, muss sich notgedrungen mit seinen Symbolen beschäftigen, Kardinal.«
    Menendez setzte sich auf einen Stuhl vor Luigi und achtete darauf, seine Stimme zu dämpfen. Sie waren nicht allein im Saal.
    »Ihre Suche steht nicht womöglich in Zusammenhang mit dem Journalisten, der Sie heute aufgesucht hat?«
    Don Luigi betrachtete den spanischen Kardinal wie ein Forscher ein sehr seltenes und interessantes Insekt.
    »Was wollte der Mann bei Ihnen?«, hakte Menendez nach, gereizt durch Don Luigis Schweigen.
    »Das was sie alle von mir wollen: Erleichterung von der Qual.«
    »Keine Spielchen, Pater!« zischte Menendez mit mühsam unterdrückter Wut. »Wir haben eine Abmachung.«
    »Wir haben keine Abmachung«, erwiderte Don Luigi kühl.
    »Ich warne Sie, Pater! Muss ich Sie an Ihr kleines Geheimnis erinnern?«
    Don Luigi schwieg und blickte den Kardinal vor sich nur weiterhin an. Menendez erhob sich brüsk.
    »Bringen Sie mir endlich Laurenz.«

XIV
    9. Mai 2011, Rom
    D ie Konzentration fiel ihm schwer. Und das lag nicht an den paar Grappas von Don Luigi. Es lag noch nicht einmal so sehr an dem Erlebnis mit dem besessenen Jugendlichen oder an der vierten Prophezeiung von Fátima. Vielmehr lag es an einem Gesicht mit weichen Zügen und grünen Augen und einer dunklen Haarsträhne unter einer Nonnenhaube. Und das war umso irritierender, da ihn dieses Gesicht in keiner Weise an Ellen erinnerte.
    Lass das! Sie ist eine Nonne! Konzentrier dich!
    Dennoch ging ihm Marias Gesicht nicht aus dem Kopf, setzte sich in seinen Gedanken fest und drängte sogar das verwirrende Erlebnis bei Don Luigi in den Hintergrund. Ihre Ruhe bei dem Exorzismus hatte ihn beeindruckt. Dieser Ausdruck von Unerschütterlichkeit und Güte in ihrem Gesicht. Eine fast greifbare Zuversicht, die man festhalten wollte, für immer festhalten. Während des Exorzismus hatte Peter mehrfach dem Impuls widerstehen müssen, ihre Hand zu nehmen. Er stellte sich vor, wie es wäre, ihre Hand zu nehmen. Wie es wäre, sie zu küssen.
    Peter stieß einen ungehaltenen Zischlaut aus. Er zwang sich, die Gedanken an die junge Nonne abzuschütteln und sich wieder auf das Spiralsymbol zu konzentrieren. Weit war er bislang nicht gekommen. Spiralsymbole tauchten von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart überall auf der Welt auf. So gut wie jede Kultur hatte Spiralsymbole in Grotten und auf Felsen hinterlassen. Das einzige, was ihm bislang wie eine vage Spur erschien, war die Triskele, ein Symbol, das drei Spiralen miteinander verband. Offenbar war es bei den Kelten weit verbreitet gewesen, und es kam in der Flagge Siziliens vor. Es schien ein frühes Symbol für kultische Dreifaltigkeit zu sein – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – Geburt, Leben, Tod – Körper, Geist, Seele – und fand in abgewandelter Form später auch in Kirchen Verbreitung.
    Peter lag auf seinem Bett und starrte auf die Abbildung einer Triskele auf seinem iPad. Das Symbol vermischte sich mit dem Bild von Marias Gesicht, vielleicht, weil es in kabbalistischer Tradition für Reinheit und Unschuld stand. Peter zögerte, es einfach wegzutippen und weiter zu suchen. Die Triskele dort auf dem Bildschirm in seiner Hand wisperte ihm etwas zu, schien ihm ein geheimes Versprechen zu geben.
    »Also gut!«, stöhnte Peter und setzte sich auf. Wenn man schon im Trüben stocherte, konnte man genauso gut seiner Intuition folgen. Nach einer weiteren Stunde Recherche war er jedoch immer noch nicht viel klüger. Es gab nicht viele Felszeichnungen in Sizilien außer an der Westküste sowie bei einer steinzeitlichen Kultstätte am Ätna, die den Archäologen offenbar Rätsel aufgab, da man keine Spuren von Behausungen in der Nähe gefunden hatte.
    Von draußen brandete der Lärm der abendlichen römischen Rushhour herein und erinnerte Peter daran, dass er eigentlich mit Loretta verabredet war. Er legte das iPad weg, nahm eine Dusche und zog sich schlechtgelaunt um. Viel hatte er Loretta immer noch nicht anzubieten.
    Peter griff gerade nach seiner Uhr, als sein Handy klingelte. Eine unbekannte Nummer.
    »Pronto?« , bellte Peter in den Hörer.
    Für einen Moment keine Antwort. Dann:
    »Wie geht es Ihnen?«
    Wärme, Spott, Anteilnahme, Missbilligung – alles in einer Stimme. Peter erkannte sie sofort wieder. Er schluckte seine Überraschung und seine Freude hinunter und bemühte sich um

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