Apocalypsis 1 (DEU)
Körper in Alarmbereitschaft befand. Peter hatte gelernt, die Gefahr zu spüren, bevor er sie sah, und dieser verlassene, stille Ort des Gebets schrie förmlich nach Gefahr. Mit jedem Schritt verstärkte sich dieser Eindruck. Viel Zeit, diesem bedrückenden Gefühl nachzuspüren, blieb ihm jedoch nicht. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren. Peter sah einen Mönch mit hochgezogener Kapuze, der ein kleines Gerät in der ausgestreckten Hand hielt. Ehe Peter noch reagieren konnte, hielt der Mönch ihm den Taser an den Hals und drückte ab. Ein Stromschlag von mehreren tausend Volt hämmerte durch Peters Körper und versetzte jeden Muskel seines Körpers schlagartig in Brand. Sein ganzer Körper schien vor Schmerz zu explodieren. Dann verlor Peter das Bewusstsein.
Als er stöhnend wieder erwachte, fand er sich mit Gewebeband auf einen Stuhl gefesselt, den Mund ebenfalls mit breitem Gewebeband verklebt. Der Schmerz der Elektroschockpistole schwelte immer noch in jeder Faser seines Körpers. Peter konnte sich zwar kaum bewegen, erkannte jedoch, dass er sich in einem Raum des Klosters befinden musste. Möglicherweise ein ehemaliges Refektorium. Über ihm ein hohes Gewölbe mit modernen Leuchten. Zu seiner Linken eine hohe Fensterreihe, zur Rechten eine lange Wand mit einem großen Kruzifix und einem Wandteppich. Ansonsten war der Raum leer. Peter ruckte an seinen Fesseln. Keine Chance. Er versuchte zu rufen, aber mehr als ein unverständliches, dumpfes Keuchen kam nicht dabei heraus.
Er versuchte, sich zu beruhigen und sich auf das vorzubereiten, was nun folgen würde. Wenn man ihn hätte töten wollen, wäre er bereits tot. Es gab also noch Spielraum.
Eine Tür am Ende des Raumes, die Peter bisher nicht wahrgenommen hatte, öffnete sich, und zwei Mönche und ein Mann in schwarzem Priesteranzug traten ein. Peter erkannte Laurenz sofort. Der ehemalige Papst kam dicht an ihn heran und riss ihm das Gewebeband mit einem Ruck vom Mund. Peter keuchte erneut vor Schmerz. Die beiden Mönche hielten sich im Hintergrund.
»Herr Adam!«, begrüßte Laurenz ihn kühl auf Deutsch. »Wir sind uns ja bereits begegnet.«
Peter musste erst Speichel sammeln, bevor er sprechen konnte. »Machen Sie mich los.«
Laurenz blickte ihn ungerührt an. »Wie haben Sie mich gefunden?«
Peter erwiderte den Blick. »Machen Sie mich los, dann erzähl ich’s Ihnen.«
Unvermittelt schlug Laurenz ihm hart mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass Peter fast von Stuhl kippte.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, wiederholte der ehemalige Papst.
»Scheiße!«, fluchte Peter, der sich bei dem Schlag auf die Zunge gebissen hatte. »Was soll das, Laurenz? Sind Sie wahnsinnig? Ich bin Journalist, das wissen Sie. Ich hab Sie gefunden, na und?«
»Was wollten Sie hier?«
»Verdammt, Laurenz, was denken Sie denn? Ein Interview natürlich. Ich hatte mir das zwar ein wenig anders vorgestellt – aber bitte. Also, warum sind Sie vom Amt des Papstes zurückgetreten?«
Laurenz antwortete nicht, sondern sah Peter nur durchdringend an.
»Warum verstecken Sie sich, Laurenz? Was haben Sie hier vor? Warum misshandeln Sie Journalisten?«
Laurenz gab einem der beiden Mönche einen Wink. Peter zuckte weg, als der Mönch auf ihn zutrat, doch statt ihn zu schlagen, drückte er ihm nur wieder einen Streifen Klebeband über den Mund.
Laurenz kam dicht an Peter heran.
»Sie sind eine Gefahr, Herr Adam. Eine Gefahr für die Kirche und die gesamte Welt. Sie sind ein Mörder. Und ich werde alles tun, was noch in meiner Macht steht, damit die vierte Prophezeiung von Fátima sich nicht erfüllt. Ich werde die Welt vor Ihnen schützen.«
Er trat zurück und gab den beiden Mönchen erneut ein Zeichen. Der Mönch, der Peter wieder geknebelt hatte, zog erneut den Taser aus seiner Kutte. Peter schrie panisch in das Klebeband über seinem Mund und versuchte auszuweichen. Keine Chance. Der Mönch hielt Peter den Taser wieder an den Hals und drückte ab. Das Letzte, was Peter sah, war, wie Laurenz sich abwandte.
Als er diesmal wieder zu sich kam, lag er zusammengekrümmt auf hartem Erdboden. Es roch faulig und feucht. Die Nachwirkungen des Elektroschocks ließen immer noch alles vor seinen Augen verschwimmen. Dicht um sich herum erkannte Peter Mauern. Ringsum Mauern. Sehr dicht. Er atmete kühle Luft, offenbar befand er sich irgendwo im Freien. Allerdings hätte es heller sein müssen und nicht so dämmerig dunkel. Von irgendwo oberhalb fiel ein schwaches Licht
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