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Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)

Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Schließlich wurde es Peter zu bunt.
    »Warte hier«, flüsterte er und stand auf. »Falls es ein Problem gibt, versuche ich, ihn irgendwie abzulenken, und du schlägst dann von hinten zu.«
    »Das ist total bescheuert!« Nikolas wollte ihn zurückhalten, doch Peter schüttelte seine Hand ab und trat von hinten auf den Wagen zu. Durch die Innenraumbeleuchtung war der Mann gut zu erkennen und bemerkte Peter nicht, selbst als er fast direkt neben der Beifahrertür stand. Peter schätzte ihn auf um die fünfzig. Stiernacken, kahler Schädel, massige Gestalt in einem dunklen Polohemd, unter dem sich dicke Muskelpakete abzeichneten. Er hielt eine krakelige Kinderzeichnung in der Hand, mehr konnte Peter nicht erkennen. Als er sich gerade bemerkbar machen wollte, griff der Mann ins Handschuhfach, und Peter erkannte zwei Dinge gleichzeitig. Das Erste war die Waffe, die der Mann hervorzog und sich mit einer entschlossenen Bewegung in den Mund steckte. Das Zweite war die Triskelen-Tätowierung auf seinem Unterarm. In diesem Augenblick ahnte Peter, wer der Mann war. Ohne zu zögern riss er die Beifahrertür auf und setzte sich neben ihn. Der Mann wirbelte herum und richtete die Waffe sofort auf den nackten Eindringling auf dem Beifahrersitz.
    »Warum auch immer Sie sich umbringen wollen – tun Sie’s nicht«, sagte Peter auf Deutsch. »Wir brauchen nämlich Ihre Hilfe, Herr Bühler.«

XLVII
    27. August 2013, Cerveteri, Italien
    U rs Bühler hatte die Schnauze voll. Von seinem Leben und dem Dreck, den er jahrelang hatte ertragen müssen. Von dem Anblick der Schusswunden, verbrannter Kinderleichen und zerfetzter Gliedmaßen. Von dem Geschmack von Blut und der Agonie sterbender Männer. Er hatte die Schnauze voll vom Töten. Er erinnerte sich an jeden einzelnen der fünf Menschen, die er getötet hatte, darunter ein zwölfjähriger Junge, der im Grenzgebiet des Kongo mit einer Kalaschnikow auf ihn gezielt hatte. Urs Bühler hatte den Tod so kühl zu sich kommen sehen wie zu anderen, und es widerte ihn an. Er hatte die Schnauze voll von der Hitze, dem Staub, der Langeweile, den angewiderten Blicken der Klienten, dem Dosenfraß, schlechtem Wasser und lauwarmem Bier. Er hatte die Schnauze voll von den Nutten in Srebrenica, Lahore, Kandahar, Darfur und Mogadischu, von den Baracken voller Männerschweiß, dem Zynismus seiner Kameraden – und seinem eigenen.
    Wenn Urs Bühler auf sein Leben zurückblickte, sah er nur Dreck und Fehlentscheidungen. Ausbildung bei der Zürcher Kantonspolizei, mit vierundzwanzig zur Fremdenlegion, nach zehn Jahren zu ACADEMI gewechselt, dem weltweit größten privaten militärischen Sicherheitsdienst, zweimal verwundet, nach verschiedenen Missionen schließlich als Berater zu Lightsword gewechselt, einem weiteren Sicherheitsdienst. Und doch immer der Mann fürs Grobe geblieben, immer ganz vorne dabei. Er hatte Ölfelder im Sudan bewacht, Diamantentransporte durch Uganda begleitet, Lösegelder in Afghanistan überbracht und Frachtschiffe vor somalischen Piraten beschützt. Er war von Klienten in Zweitausenddollaranzügen, pakistanischen Ölarbeitern, malaysischen Analphabeten und österreichischen Blauhelmen verachtet worden – oder schlimmer noch: bewundert. Er war herumgekommen in der Welt, ohne jedoch mehr als Dreck gesehen zu haben. Er war das geworden, was man in der Heimat einen ›harten Hund‹ nannte. Also Dreck, und Urs Bühler hatte die Schnauze voll davon, Dreck zu sein, niemals irgendwo zu Hause und seit dreißig Jahren auf keinen anständigen Berg mehr geklettert zu sein. Er hatte die Schnauze voll von den Albträumen und den Schuldgefühlen. Vor allem dem Gefühl, sich nie richtig um seine kleine Schwester Leonie gekümmert zu haben, die ihn dennoch immer ›meine Sonne‹ genannt hatte, auch wenn er sie nur an ihrem Geburtstag in der Einrichtung besucht hatte. Er hasste seine Arroganz, seine Verrohung und Verwahrlosung, obwohl er die Dollars mit beiden Händen ausgeben konnte, wenn er wollte. Er hasste das viele Geld, das er mit seinem Job verdiente, und den damit verbundenen jahrelangen Selbstbetrug. Er hasste all das schon sehr lange. Von all den Dingen, die er hasste, war er sich selbst am widerwärtigsten. Aber nun war der Punkt erreicht, an dem zu diesem Hass noch die Verzweiflung hinzukam, den einzigen Menschen verloren zu haben, der ihm je etwas bedeutet hatte. Und um den er sich zu wenig gekümmert hatte. Seine kleine Schwester Leonie.
    Und deswegen, fand Urs Bühler, war es

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