Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Halsbeuge, atmete seinen vertrauten Geruch und ließ ihren Tränen freien Lauf. Peter erwiderte die Umarmung zitternd. Auch er weinte jetzt, wirkte kleiner und zerbrechlich dadurch. Älter. Maria nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn – genauso wie wenige Augenblicke zuvor.
»Siehst du – du hast versprochen, mich hier rauszuholen, und jetzt bist du da. Das ist alles, was zählt.«
Peter löste sich etwas von ihr und sah ihr in die Augen, als entdecke er dort ein großes Missverständnis.
»Das war nicht ich. Das heißt … ich war es doch, aber …«
Maria nahm Peters Hände und strich mit den Daumen über die faltig gewordene Haut. »Schschsch. Du musst dich für nichts entschuldigen. Ich freue mich so sehr, dass du noch lebst.«
Sein Lächeln war voller Schmerz. Ehe er jedoch etwas sagen konnte, stellte Maria ihm Bar-Kleophas vor, der sich die ganze Zeit schweigend und diskret abseits gehalten hatte.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr. Adam. Auch wenn ich mir glücklichere Umstände für unsere Begegnung gewünscht hätte. Eine ziemlich paradoxe Situation.«
»Shimon konnte deinem Parallel-Ich vorhin noch einen Hinweis auf Urs Bühler mitgeben«, erklärte Maria.
Das überraschte Peter. »Bühler lebt noch?«
»In der Parallelwelt, die die Mh’u geschaffen haben«, sagte Bar-Kleophas. »Wie wir alle, die wir Teil des großen Plans sind. Ich weiß zwar nicht, ob und unter welchen Umständen sie sich in jener anderen Welt begegnen, aber ich dachte, es wäre hilfreich, Ihr Parallel-Ich vorzubereiten, dass er dort nicht alleine ist.«
»Ich danke Ihnen, Mr. Bar-Kleophas.« Peter deutete auf die blaue Öffnung in der Wand. »Wir … können dann jetzt gehen.«
»Vielleicht erklären Sie uns doch vorher noch, in welche Welt wir zurückkehren, Mr. Adam. Welchen Tag haben wir da oben?«
»Den vierundzwanzigsten Juli 2011. Ihr beide habt nur zwei Tage verloren.«
»Zwei Tage?«, rief Maria irritiert und sah Peter an. »Wie bist du in dieser Zeit so … gealtert?«
»Der, den du vorhin gesehen hast, war mein Zwillings-Ich«, erklärte Peter. »Ich bin der, der mit Nikolas in Seths Zentrale fast umgekommen wäre.«
Maria starrte ihn an, wollte etwas fragen, aber Bar-Kleophas berührte sie am Arm, wie um sie zu bitten, mit diesen Fragen noch zu warten.
»Wie ist die Lage da oben?«
»Die Infektion ist ausgebrochen und wird sich vermutlich rasch über die ganze Welt ausbreiten. Der Tesserakt befindet sich in der Zwillingszeit, die die Mh’u eingerichtet haben. Wir können nur hoffen, dass mein Zwillings-Ich ihn so schnell wie möglich findet und wieder verschließt. Bis dahin versuchen wir, so viele Menschen wie möglich in Sicherheit zu bringen.«
Maria ließ seine Hände los. »Wir?«
»Nakashima, Yoko Tanaka, Pater Anselmo und ich.«
Ein Name fehlte.
»Was ist mit meinem Vater?«
»Er lebt«, beruhigte Peter sie. »Aber er … hat sich verändert. Wir wissen es nicht genau, aber wir müssen davon ausgehen, dass er mit Seth, beziehungsweise Raymond, kooperiert. Möglicherweise haben wir uns alle in ihm getäuscht.«
Maria versuchte, ruhig zu bleiben. »Was ist mit meiner Mutter?«
»Es geht ihr gut. Nakashima lässt sie gerade nach Jerusalem bringen. Du wirst sie bald wiedersehen.« Peter deutete wieder auf die blaue Öffnung. »Es wird Zeit.«
Aber Maria hielt ihn erneut zurück.
»Don Luigi?«
Peter schüttelte den Kopf. Er nahm Marias versehrte Hand und sah sie fest an. »Wir müssen jetzt zurückkehren. Das Trauern müssen wir verschieben, bis alles vorbei ist.«
Vor der Kreuzfahrerkirche wartete ein Geländewagen mit einem japanischen Fahrer auf sie. Die Stelle, an der sich Don Luigi Raymond in den Weg gestellt hatte und einen furchtbaren Tod gestorben war, wirkte unberührt. Überhaupt wirkte das kleine Abu Ghosh auf den ersten Blick immer noch genauso, wie zwei Tage zuvor. Als Maria sich jedoch umschaute, bemerkte sie die Veränderung. Der Ort war menschenleer, auf den Straßen war niemand zu sehen, nicht einmal Hunde. Kaum ein Laut zu hören, die Humus-Lokale geschlossen, kein Auto parkte mehr am Straßenrand, bis auf einen Schützenpanzer der israelischen Armee. Abu Ghosh war eine Geisterstadt.
»Die israelische Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt«, erklärte Peter. »Aber offenbar haben sich die Gerüchte über das, was vorgestern Nacht in der Hadassah-Klinik geschehen ist, längst wie ein Lauffeuer verbreitet.«
Peter bat Maria und Bar-Kleophas,
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