Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Sie hat sie mir immer geschickt, jeden einzelnen. Es müssen Tausende sein. Dieser hier war ihr letzter. Sie wollte unbedingt einmal nach Rom, den Papst sehen. Und sie wollte unbedingt mit einem Flugzeug fliegen. Ich konnte sie nicht in Frankfurt abholen, weil ich … ach, ist auch egal. Ich hab ihren Betreuer großzügig dafür bezahlt, dass er sie begleitet. Ich habe auch ihn in den Tod geschickt.«
»Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte Nikolas Adam hinter ihm. Ja, das war ihm klar. Half ihm aber nicht.
»Scheiß drauf«, sagte er. »Seit einer Woche schlage ich mich in Rom mit den Behörden rum, mit der Presse und dem Mitleid von wildfremden Menschen. Und diese italienischen Arschlöcher sind sogar unfähig, Leonies Leiche zu bergen. Also … Sie sagten was davon, dass Sie meine Hilfe brauchen. Was meinen Sie damit?«
»Was zum Anziehen wäre schon mal ein Anfang«, sagte Nikolas Adam von hinten.
»Und dann müssen wir den Tesserakt finden und wieder verschließen«, ergänzte sein Bruder.
»Warum?«
»Weil die Welt sonst untergeht. Er ist so etwas wie die Büchse der Pandora.«
Das leuchtete Bühler sogar irgendwie ein. Absurde Situationen brachten ihre eigenen Regeln mit, das hatte er gelernt. Auch, dass es tödlich sein konnte, am Plan festzuhalten, wenn sich sämtliche Bedingungen änderten. Selbst wenn der Plan gewesen war, sich umzubringen. Das lief ja nicht weg. Sterben konnte er auch noch später.
»Hat der Flugzeugabsturz was damit zu tun?«
»Ja.«
Bühler startete den Wagen. »Bis wir in Rom sind, haben Sie Zeit, mir zu erklären, warum Sie nackt sind, wo Sie gerade herkommen und warum die Welt untergehen sollte. Falls ich Ihnen glaube, werde ich Ihnen helfen.«
»Es wird nicht einfach sein, uns zu glauben«, wandte Peter Adam ein.
»Überlassen Sie das mir. Und sprechen Sie verdammt noch mal langsam. Ich bin Schweizer.«
XLVIII
24. Juli 2011, Abu Ghosh, Israel
D er Schock konnte nicht größer sein. Gerade hatte Maria gesehen, wie Peter durch die Öffnung aus blauem Licht verschwunden war und wie die Wand unmittelbar darauf wieder undurchdringlich wurde. Sie wollte sich nach Bar-Kleophas umwenden, der noch ein Amulett besaß, als sie sah, wie sich an der gleichen Stelle in der Wand bereits eine neue kreisrunde Öffnung bildete – und Peter zurückkehrte. Ein einziger Augenblick nur war vergangen. Ein Wimpernschlag. Aber der Mann, der nun durch den Vorhang aus blauem Licht trat, war in diesem einen Moment um Jahrzehnte gealtert. Weißes, kurz geschnittenes Haar und weißer Vollbart. Er trug auch andere Kleidung, Jeans und Poloshirt, und wirkte wie ein kerniger Senior, der zu viel in der Sonne gelegen und sich sein Leben lang zu viele Sorgen gemacht hatte. Ein großer Kummer sprach aus seinen Augen, hatte tiefe Faltengräben in sein Gesicht gepflügt und eine Traurigkeit, die Maria fast das Herz brach, als er sie entdeckte und auf sie zukam. Der Mann, den sie liebte. Oder geliebt hatte, vor langer, langer Zeit. Denn seine Veränderung ließ nur einen Schluss zu: Während für sie und Bar-Kleophas hier unten in der Pyramide nur ein Augenblick vergangen war, der Bruchteil eines Augenblicks, hatte Peter da oben in der wirklichen Welt Jahrzehnte gebraucht, um zu ihr zurückzukehren. Womöglich hatte er die Apokalypse nicht einmal mehr aufhalten können. Die Welt, wie Maria sie noch vor einer Sekunde gekannt hatte, existierte nicht mehr.
»Hallo, Maria«, sagte Peter leise, als er vor ihr stand. Er wirkte verlegen. Als schäme er sich, ihr den Schock seines Anblicks zumuten und eingestehen zu müssen, dass er zu spät kam.
»Hallo, Peter.« Maria spürte, dass der erste Schock allmählich nachließ und sich Verzweiflung einstellte. Sie riss sich zusammen und berührte seine Wange mit ihrer verletzten Hand. Die weißen Bartstoppeln fühlten sich unerwartet weich an.
»Wie schön, dass du zurückgekommen bist.«
»Ich habe keinen Tag an etwas anderes gedacht.«
Er drückte seine Wange an ihre Hand, spürte offenbar den Wundverband um den abgetrennten Finger. Maria sah, dass sich seine Augen röteten und wie sehr er sich beherrschen musste.
»Es … tut mir so leid, Maria.«
»Schschsch! Jetzt bist du ja da.«
Sie wagte nicht, ihn zu fragen, wie es da oben aussah, wer von den Menschen, die sie gekannt und geliebt hatte, noch am Leben war. Wer überhaupt noch am Leben war. Stattdessen gab sie einem anderen Impuls nach und umarmte Peter, drückte ihn an sich, presste ihr Gesicht in seine
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