Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
dort bereits erwartet. Ein junger Mann in einem schwarzen Anzug öffnete ihm und führte ihn wortlos in den Salon der Suite. Der junge Mann wies mit einer sanften Geste auf einen Sessel vor einem großen Flachbildschirm an der Wand, auf dem eine Art Arbeitszimmer mit einem Bücherregal im Hintergrund zu erkennen war.
Santillana winkte gereizt ab, als der junge Mann ihn leise fragte, ob er Tee wünsche. Er ärgerte sich, dass sein Gesprächspartner ihn warten ließ. Aber das lag nun mal in der Natur ihrer Beziehung. Immerhin schuldete das Opus Dei diesem Mann inzwischen etwas über eine Milliarde Dollar. Genug, um hin und wieder eine Kröte zu schlucken. Genug, um zu wissen, dass das Eis, auf dem man wandelte, äußerst dünn war. Aber nicht genug, um sich verarschen zu lassen, fand Santillana.
Nach einer Weile wurde ein Rollstuhl ins Bild geschoben. Darin saß ein untersetzter Mann in einem Kimono. Er wirkte älter als bei ihrer letzten Begegnung vor einem halben Jahr und schien Mühe beim Sprechen zu haben. Sein Blick jedoch war noch genauso wach und forschend wie immer.
»Guten Abend, Prälat«, begrüßte ihn Satoshi Nakashima auf Englisch. »War Ihre Unterredung mit Franz Laurenz erfolgreich? Sie wirken angegriffen.«
»Sie hätten mich vorwarnen können, dass Franz Laurenz das Opus Dei enteignen will«, platzte Santillana ohne Begrüßung heraus, obwohl er wusste, wie unhöflich das auf einen Japaner wirken musste. Er scherte sich im Moment jedoch einen Scheiß um den ritualisierten Austausch von Höflichkeiten.
»Er kann das Opus nicht enteignen«, erwiderte Nakashima unbeeindruckt. »Es ist doch längst enteignet, nicht wahr? Es gehört mir. Also, was bietet er Ihnen an?«
»Das Amt des Kardinalstaatssekretärs und vollen Einblick in sämtliche Vorgänge.«
»Das ist wunderbar, Prälat. Ich gratuliere. Oder haben Sie ein Problem damit, den Untergang der Welt zu verhindern?«
Santillana straffte sich. »Von nun an ist dies eine rein kirchliche Angelegenheit.«
»Wohl kaum, Prälat. Dazu fehlen Ihnen schlicht die Mittel.«
»Der Kampf gegen den Satan ist keine Frage des Geldes!«, brüllte Santillana den Bildschirm an.
Nakashima lächelte nur dünn. »Alles, Prälat, ist eine Frage des Geldes. Wenn Laurenz von den umfänglichen Verbindlichkeiten des Opus bei Nakashima Industries erfährt, wird er Sie gar nicht mehr brauchen. Niemand wird das Opus dann noch brauchen. Dann sind Sie, wenn ich das so auf Ihre unnachahmlich direkte spanische Art sagen darf, im Arsch. Und nichts wäre gewonnen, die Welt stünde weiterhin am Abgrund.«
Santillana knurrte und rieb sich den Kopf. »Wenn Sie gesehen hätten, was ich gesehen habe.«
»Ich verstehe, dass Sie aufgewühlt sind, Prälat«, hörte er Nakashimas sanfte Stimme aus den Lautsprechern. »Aber ich brauche weiterhin Ihre volle Kooperation. Franz Laurenz ist ein Idealist. Ich dagegen bin Pragmatiker. Wir werden nicht die ganze Menschheit retten können, aber vielleicht den besten Teil von ihr. Und Sie wollen doch dazugehören, Prälat, nicht wahr? … Prälat?«
Santillana blickte wieder auf. »Ja«, flüsterte er. »Natürlich.«
»Dass meine Pläne sich nicht immer mit denen der katholischen Kirche decken, hat Sie bis dato auch nie gestört«, fuhr Nakashima fort. »Sobald Sie Ihre Aufgabe erfüllt haben, entlasse ich Sie und das Opus aus sämtlichen Verpflichtungen. Mein Wort. Bitte berichten Sie mir nun von Ihrer Unterredung.«
Santillana fasste sein Gespräch mit Laurenz zusammen, so gut er es vermochte. Er beschrieb das Amulett, das blaue Licht, seine Offenbarung und seine Verhandlung mit Laurenz. Nakashima nickte mehrfach und schien auch über das Amulett Bescheid zu wissen.
»Er sagt, dass er einen Plan habe«, beendete Santillana seinen Bericht.
»Was für einen Plan?«
»Wollte er nicht verraten. Er will ihn verkünden, sobald er wieder als Papst bestätigt ist. Jedenfalls braucht er für die Umsetzung des Plans das Vermögen des Opus Dei.«
Nakashima dachte kurz nach.
»Haben Sie schon mal von dem Buch Dzyan gehört, Prälat?«
»Nein.«
»Für den Prälaten des Opus Dei sind Sie erstaunlich schlecht informiert. Das Buch Dzyan ist ein okkultes Werk von Hermes Trismegistos, einer mythischen Figur, die oft mit dem altägyptischen Gott Thot gleichgesetzt wurde. Das Buch enthält uraltes hermetisches Wissen über die Welt und wurde über mehrere Jahrhunderte von verschiedenen anderen Mystikern und Okkultisten fortgeschrieben. Es war im
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