Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
weiß«, sagte Nikolas heiser. »Ich auch.«
Er zog eine Karte des Mittelmeers aus der Aktenhülle, breitete sie auf dem kleinen Beistelltisch vor ihnen aus und tippte auf eine Stelle vor der Küste Sardiniens, die er bereits mit einem Kreuz markiert hatte.
»Das ist die Absturzstelle. Und hier …« Er deutete auf ein weiteres Kreuz vor der französischen Mittelmeerküste. »… dreihundert Seemeilen weiter westlich, hat NORAD den Raketenabschuss lokalisiert. Ein paar Meilen vor Montpellier. Da gibt es eigentlich nichts. Außer – einem Felsen mit einem alten Fort, der nur auf wenigen Seekarten verzeichnet ist. Der Felsen trägt den Namen Île de Cuivre, die Kupferinsel.«
»Nie gehört.«
»Ich bisher auch nicht. Ein Kommando der französischen Streitkräfte hat das Fort gestern Nacht gestürmt und von oben bis unten durchsucht.«
»Und?«
»Nichts. Nicht mal die Spur einer Abschussvorrichtung.«
»Vielleicht ein Schiff, das in der Nähe lag.«
Nikolas zuckte mit den Schultern. »Ich sagte, sie haben keine Abschussvorrichtung gefunden. Sie haben aber etwas anderes gefunden. Eine Nachricht.«
Peters Magen verkrampfte sich unter dem Druck einer Vorahnung. Nikolas zog erneut etwas aus der Aktenhülle und legte es auf die Karte über das Kreuz vor der französischen Küste. Ein Foto. Es zeigte eine Wand aus großen Steinblöcken, alt und verwittert. Den Lichtverhältnissen nach war es die Innenwand eines Kellerraums. Und von dieser Wand leuchteten Peter Worte entgegen, hastig mit Blut in der gleichen fremden Schrift dort hingeschmiert, wie erst zwei Tage zuvor in seinem Haus. Darunter ein Symbol, das einen doppelten Kreis zeigte.
Peter rang nach Luft.
Du träumst. Das ist alles nur ein weiterer Albtraum. Aber aus diesem wirst du nie wieder erwachen.
»Du kannst es lesen, nicht wahr?«, sagte Nikolas leise. Peter nickte nur, konnte den Blick jedoch nicht von dem Foto abwenden.
»Mhja belanusa. Laraji same darolanu«, las Nikolas den Text vor und übersetzte ihn. »›Maya lebt. Sie wartet auf dich.‹ Das ist Henochisch. Eine Sprache, die einem englischen Alchemisten im sechzehnten Jahrhundert angeblich von den Engeln diktiert wurde. John Dee, schon mal gehört?«
»Was geht hier vor, Nikolas?« Peter keuchte. »Wie können wir diese Sprache kennen?«
»Ich weiß es nicht. Der einzige Zusammenhang im Augenblick ist das Doppelkreissymbol. Es wird von einer kleinen okkulten Sekte verwendet, die sich ›Träger des Lichts‹ nennt. Die Mitglieder kommunizieren untereinander auf Henochisch. Die Sekte wurde von uns bislang als unbedeutend eingestuft. Aber wie es aussieht, haben sie dir erneut eine Nachricht geschickt. Erinnerst du dich, was die Schmierereien in deinem Haus bedeuteten?«
Coraxo cahisa. Lucala cahisa. Coraxo od lucala azodiazodore basajime, caosagi zodoreje. Vaunala daox soba caosagi. Lucala caosagi hoel-qo od berinu vax ooaona. Lucala racalire maasi, pajeipe darolanu faboanu nonuci. Oxiavala raasyo caosagi.
Tonlos rezitierte Peter die Worte, die er ohnehin nie vergessen würde. »Hass ist gut. Schmerz ist gut. Hass und Schmerz sind die himmlischen Brüder, der Atem des Lichts. Du bist das Werkzeug des Lichts. Der Schmerz ist das Licht in der Dunkelheit und dem Chaos der Welt. Schmerz ist Ordnung. Hass ist Mutter des Schmerzes, die reine, ewige, heilige Flamme. Die Zeit des Lichts ist gekommen.«
»Genau. Dabei handelt es sich um einen Hymnus, den die Träger des Lichts bei ihren Zusammenkünften singen.«
Peter versuchte, seine Gedanken zu ordnen, sich auf einfache Fragen und deren Lösung zu konzentrieren.
»Was wollen die von mir, Niko?«
»Keine Ahnung.«
»Okay … Nur mal theoretisch … Könnte Maya den Absturz überlebt haben?«
Und plötzlich wieder diese irre Hoffnung.
Wir müssen reden.
Peter dachte wieder an die rätselhafte Textnachricht, die er am Morgen nach dem Absturz erhalten und von der er Nikolas bisher nichts erzählt hatte.
»Vielleicht waren sie ja gar nicht an Bord.«
»Das wäre die einzige Erklärung. Wir werden das überprüfen. Aber es gibt noch etwas anderes, über das ich mit dir sprechen muss. Es … betrifft Ellen.«
Peter starrte seinen Bruder an, als halte er den Schalter in der Hand, mit dem er diesen Albtraum beenden könnte.
»Hast du dich nicht gefragt, wie es möglich war, in Ellens kurzer Abwesenheit in dein Haus einzudringen, sämtliche Wände zu beschmieren und ohne weitere Spuren zu verschwinden?«
»Was willst du damit
Weitere Kostenlose Bücher