Apocalypsis 3.06 (DEU): Tesserakt. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
einmal kurz zur Seite wandte, um dem Druck des Laufs auszuweichen, verlor er Nikolas und Kleophas aus den Augen. Er konnte nicht erkennen, ob Nikolas den Mönch einholte, aber plötzlich hörte er zwei Schüsse. Kurz darauf kehrte Nikolas mit Kleophas’ Jutebeutel zurück.
»Niko, was …?«
»Steig ins Boot.«
»Verdammt …«
»Steig. Ins. Boot. Denk daran, was ich dir vorhin gesagt habe.«
Nikolas gab ihm einen Stoß, und Peter gehorchte. Als das Schlauchboot ablegte und sich rasch vom Ufer entfernte, sah Peter noch einmal hinüber zu der Stelle zwischen den Felsen, wo irgendwo die Leiche von Bruder Kleophas lag. Liegen musste.
Oder auch nicht. Traust du Nikolas das denn wirklich zu?
»Warum?«, rief er gegen den Fahrtwind und das Röhren des Außenborders seinem Bruder zu, der vorne neben dem Bootsführer saß. Keine Antwort. Der Mönch neben ihm stieß ihn hart in die Seite. »Maul halten.«
Die Fahrt war nur kurz, aber für Peter fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Die ganze Zeit über starrte er seinen Bruder an und fragte sich, ob er den Mönch wirklich getötet hatte. Und ob der Mann da vorne wirklich noch der Nikolas war, den er einst gekannt hatte.
»Niko!«, versuchte er, seinen Bruder anzusprechen, wurde aber sofort von einem der Mönche angeschnauzt, still zu sein. Nikolas selbst reagierte nicht, sah ihn nicht einmal an.
Akzeptier es. Das da vorne ist nicht mehr dein Bruder.
Sie erreichten eine kleine vorgelagerte Insel, auf der einer der Hubschrauber wartete, die Peter in der Skiti gesehen hatte. Bewaffnete Männer in schwarzen Kampfmonturen erwarteten sie bereits. Nikolas ging zügig vor, stieg wortlos in den Helikopter.
»Wo bringen die uns hin?«, fragte Peter, als er sich Nikolas gegenüber setzte. Wieder keine Antwort. Peter suchte Nikolas’ Blick, aber während des ganzen Fluges starrte sein Bruder nur schweigend und angespannt an ihm vorbei. Peter versuchte, irgendeine vertraute Regung in seinem Gesicht zu erkennen, die heimlich den Kontakt wieder herstellen und ihm helfen würde, das Verhalten seines Bruders zu verstehen. Aber nichts.
Er fragte sich auch, ob sein Bruder der Anführer dieser Leute war. Aber obwohl die Mönche auf sein Kommando hin das Feuer eingestellt hatten, gab er weder Befehle, noch wechselte er ein Wort mit irgendwem. Die Männer in den Kampfmonturen behandelten ihn respektvoll, aber nicht wie einen Teil des Teams. Eher wie …
… einen ungeliebten Gast.
Der Gedanke machte ihm ein wenig Hoffnung. Peter wartete einen unbeobachteten Augenblick ab und beugte sich zu ihm vor. »Du hast ihn gar nicht umgebracht, stimmt’s?«, flüsterte er.
Nikolas sah ihn nur an, mit einem Ausdruck so undurchdringlich und abweisend wie die Nacht, durch die sie flogen.
Durch das Bullauge neben seinem Kopf konnte Peter die Lichter der griechischen Küste erkennen. Er musste wieder an seinen Traum von dem Flugzeugabsturz denken, an jede furchtbare Einzelheit. Genau so eine Nacht musste es gewesen sein. Vielleicht war es wirklich so gewesen wie in seinem Traum. Vielleicht hatte Maya aber auch gerade die Lichter der Küste entdeckt und Ellen darauf aufmerksam gemacht. Vielleicht hatten sie noch über ihn gesprochen. Oder auch nicht, denn nach allem, was Nikolas ihm über Ellen enthüllt hatte, fragte sich Peter, ob sie vielleicht sogar froh gewesen war, ihn endlich bald verlassen zu können, nachdem ihr Auftrag so gut wie erledigt war.
Erst Ellen und nun Nikolas. Wer zeigt wohl als Nächstes sein wahres Gesicht?
Nach einer guten Stunde landeten sie auf einem kleinen Flugplatz. Eine startbereite zweimotorige Propellermaschine wartete bereits auf der kurzen Landebahn. Die Männer in den Kampfmonturen drängten ihn aus dem Hubschrauber. Alles lief rasch und nur mit knappen Kommandos ab, wie nach einem exakt ausgearbeiteten Plan. Als sie im Flugzeug saßen, erhielt Nikolas eine SMS. Danach wirkte er etwas weniger angespannt und sah Peter zum ersten Mal seit Stunden an.
»Hätte es nicht gereicht, ihm einfach den Umhängebeutel abzunehmen?«, fragte Peter.
»Die Dinge sind nicht immer so einfach.«
»Was ist denn das für eine bescheuerte Antwort, du Arschloch?«
Nikolas seufzte und schwieg.
»Und wie geht es jetzt weiter? Wo fliegen wir überhaupt hin?«
»Du hast doch gehört, was Kleophas gesagt hat. Wir müssen nach Abu Ghosh, dem biblischen Emmaus.«
»Und wie willst du verhindern, dass ich bei der Grenzkontrolle in Israel um Hilfe rufe? Erschießt du mich dann
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