Apocalypsis 3.06 (DEU): Tesserakt. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
noch das Buch Dzyan, das war besser als gar nichts.
Ein dezentes Räuspern von der Tür.
»Heiligkeit? Alles in Ordnung?«
Laurenz wandte sich um und sah Decker in der Tür stehen.
»Ja. Danke.«
Er erhob sich mühsam und kehrte in seine Privatbibliothek zurück. Dort zog er die ›Summa Theologica‹ aus dem Regal und tippte die siebenstellige Kombination in die Tastatur des Wandsafes ein. Er begriff nicht sofort, was geschehen war, doch dann sackte er stöhnend in die Knie: Der Safe war leer.
Das Buch Dzyan, das Wissen zur Rettung der Menschheit, war verschwunden.
Sein Handy klingelte. Das Display zeigte die Nummer von Chaim Kaplan. Laurenz überlegte, ob er den Anruf wegdrücken sollte, nahm dann aber doch ab.
»Kaplan, was gibt es?«, begrüßte er den Großrabbiner gequält, immer noch mit Blick auf den leeren Safe.
»Wo ist Ihre Tochter gerade?«, rief Kaplan, ohne die Begrüßung zu erwidern.
»In Jerusalem, wieso?«
»Sie müssen sie sofort anrufen. Es gab ein Attentat.«
XXX
22. Juli 2011, Abu Ghosh, Israel
D as Humus-Lokal gegenüber der Kreuzfahrerkirche hatte sich inzwischen geleert. Der arabische Inhaber bot ihnen einen Tisch im hinteren Teil des Lokals abseits der anderen Gäste an und servierte ihnen unaufgefordert Minztee und kalte Vorspeisen. Maria bemerkte, dass er Bar-Kleophas mit ausgesuchtem Respekt behandelte. Sie bemerkte auch, dass Don Luigi den alten Mann, der sich mit einem Seufzer in den Plastikstuhl fallen ließ, misstrauisch beobachtete.
»Sie behaupten also, dass Sie der Sohn von Jesus von Nazareth sind«, begann Don Luigi sogleich.
Bar-Kleophas schüttelte den Kopf. »Ich behaupte es nicht. Yeshua Bar-Rabban war mein Vater. Auch wenn ich dazu sagen muss, dass mein Vater nur sehr wenig mit dem Messias gemeinsam hatte, wie ihn das Neue Testament darstellt. Aber das ist Ihnen wahrscheinlich längst klar. Mein Vater starb auch nicht am Kreuz. Er konnte sich von Pontius Pilatus freikaufen, indem er ihm einen Teil dessen überließ, was sich in der Zedernholzkiste befand.«
Don Luigi erhob sich brüsk. »Das reicht. Wer auch immer Sie sind – Sie sind ein Lügner.«
Er wollte gehen, doch Maria hielt ihn am Arm fest und bat ihn mit einem Blick, sich wieder zu setzen. Zögernd und ungehalten ließ sich der ehemalige Papst wieder auf seinen Stuhl fallen.
»Demnach müssten Sie über zweitausend Jahre alt sein«, sagte Maria.
»Ich weiß, es ist schwer zu glauben.«
Bar-Kleophas wirkte aufgeräumt und entspannt, als unterhalte er sich mit alten Freunden.
»Erzählen Sie das jedem, den Sie alleine in der Kreuzfahrerkirche antreffen?«
»Sie haben das Amulett.«
»Ich bin nicht die Einzige. Was macht Sie so sicher, dass wir nicht zu Seth gehören?«
Bar-Kleophas sah sie unverwandt an. »Sie sehen aus wie meine Mutter.« Er genoss ihre Überraschung. »Wirklich. Sie gleichen ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.«
Maria holte tief Luft. »Vorhin in der Kirche war ich noch geneigt, Ihnen zu glauben. Aber nun machen Sie es mir doch schwer.«
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Ich könnte Ihnen die Truhe beschreiben, die Ihnen auf Oak Island gegeben wurde. Würde Sie das überzeugen?«
Maria dachte kurz nach. »Beschreiben Sie mir, was in der Truhe war.«
Bar-Kleophas schüttelte wieder den Kopf. »Sie war doch leer, Schwester Maria. Was auch immer sich einst in ihr befand, ruht schon lange an einem sicheren Ort. Die Truhe war immer nur ein provisorischer Behälter. Ein Symbol, wenn Sie so wollen.«
»Wer weiß noch von Ihnen?«, fragte Maria weiter.
»Niemand. Aber über die Jahrhunderte mag der eine oder andere so einen Verdacht gehabt haben. Deswegen musste ich Abu Ghosh immer mal für eine oder zwei Generationen verlassen und bin dann als Fremder zurückgekommen.«
Bar-Kleophas brach sich etwas Fladenbrot ab und stippte es in das Hummusschälchen, das vor ihm auf dem Tisch stand. »Wollen Sie meine Geschichte hören?«
»Nein«, knurrte Don Luigi.
»Ja«, sagte Maria.
Shimon Bar-Kleophas ließ sich Zeit und aß noch einen Bissen, bevor er begann.
»Nachdem wir Jerusalem verlassen hatten, ritten wir auf unserem Esel nach Emmaus. Der gleiche Esel, mit dem mein Vater wenige Tage zuvor in Jerusalem eingezogen war, unser einziger Besitz. Ich muss dazu sagen, dass die Evangelisten und vor allem Paulus diesen Einzug später ziemlich aufgebauscht haben. Der Ritt auf dem Esel, die jubelnden Massen mit den Palmzweigen, die meinen Vater wie einen König empfangen
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