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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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archaischen Wehrbauwerks.
    »Danke!« sagte er leise.
    Sie ging vor ihm her in den Wohnraum.
    »Vor einigen Tagen hast du gesagt: ›Du bist willkommen, wenn du zurückkommst!‹ Gilt das noch?« fragte Stapen. Er kannte seine Stimme nicht mehr.
    »Mit Einschränkungen!« erwiderte sie. »Kaffee oder Alkohol?«
    »Beides. Und eine Zigarette!« sagte er und setzte sich zögernd auf die Kante eines Sessels. Adagia lehnte sich ihm gegenüber an das Unterteil ihrer Bücherwand und sah ihn schweigend an. Sie sah ebenso begehrenswert und schön aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Ein schmerzliches Würgen stieg in seiner Kehle hoch.
    »Ich habe den Weg des Schreckens, den du hinterlassen hast, gebührend bewundert!« sagte sie voller Sarkasmus, der nicht echt wirkte.
    Während seine Augen unruhig durch den Raum fuhren, erwiderte er leise:
    »Es war kein Weg des Schreckens.« Er fühlte sich ausgestoßen, geächtet und verdammt. Jetzt konnte er verstehen, warum sein Aufenthalt hier eine halbe Million Credits wert war – den Männern von Baudelaire zumindest. Sie wurden seit einem halben Jahrhundert von einem ähnlichen Gefühl gehetzt.
    »Sondern? Ein mit Blüten dekorierter Pfad?«
    »Nein. Ich werde dir alles erzählen. Und vielleicht wirst du mich auch verstehen können, Adagia. Bekomme ich jetzt eine Zigarette?«
    »Du kannst die Hand vom Abzug deiner Waffe nehmen. Es ist niemand hier. Außer mir.«
    Er zog die Hand aus der Tasche, als habe er weißglühenden Stahl angefaßt.
    »Danke!« murmelte er.
    Sie schenkte ihm schweren, bernsteinfarbenen Alkohol ein, verschwand kurz in der Küche und kam zurück. Sie schien ebenfalls Kaffee getrunken zu haben, denn das Gebräu war noch heiß. Stapen zog die Jacke aus, fiel in den Sessel und trank abwechselnd Kaffee und Alkohol, dann zündete er sich die ersehnte Zigarette an. Offensichtlich kam jetzt die Reaktion, denn er fühlte, wie es ihm schwindlig wurde, wie der Schweiß am gesamten Körper ausbrach, wie er abwechselnd fror und schwitzte.
    »Besser?« fragte Adagia.
    Sie wirkte seltsam starr und angespannt.
    »Kaum«, sagte er. »Warum hast du mich nicht verraten?«
    Sie lächelte.
    »Weil ich in der Lage bin, über einige Dinge durchaus eigene Gedanken zu haben. Sie hätten dich mit Hilfe meines Verrats nicht weniger schnell oder langsam gefangen als ohne diesen Verrat. Ich bin mir selbst treu geblieben, das ist für mich wichtiger als Treue gegenüber Zweiten.«
    »Ich verstehe!« murmelte er dumpf.
    Sie hob den Kopf und schaute ihn zum erstenmal voll an. Ihr Gesicht war ohne besonderen Ausdruck. Was sie dann sagte, war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er prallte zurück, nachdem er verstanden hatte, was sie meinte.
    »Und wenn ich dir weiterhin helfen sollte, von Cythera Minor Nova wegzukommen, dann möchte ich vorher wissen, wer dich geschickt hat, warum du hier bist, und was du vorhast. Und zwar nicht irgendwelche Erzählungen, sondern die Wahrheit. Kann ich das verlangen?«
    Er nickte und sagte ausatmend:
    »Du kannst es verlangen, Adagia. Sonst niemand.«
    »Bist du in der Lage?«
    »Noch nicht!« sagte er.
    Sie verstand. Sie ging ins Bad, ließ Wasser ein, füllte eine Preßluftspritze mit einem Medikament, das offensichtlich aufmunternd wirkte, kam wieder zurück und legte einen feuerroten Bademantel auf seine Schenkel. Dann sagte sie:
    »Die Ellenbeuge!«
    Als das Medikament mit Wellen aus Feuer und Eis seinen Kreislauf durchflutete, nachdem er heiß und kalt gebadet beziehungsweise geduscht hatte, ließ die Verkrampfung nach.
    Er begann zu erzählen.
    Seine Geschichte fing an, als er den Planeten Cassade, seine Heimat, verließ. Sie endete, als er vor dem Lift in dieses Haus gestanden hatte und überlegte, ob er in den Tod oder in die Rettung ging. Adagia hörte schweigend zu und unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Schließlich sagte sie:
    »Wann wirst du abgeholt?«
    »In der Nacht vom hundertvierundvierzigsten zum hundertfünfundvierzigsten Tag wollen Sie mich auffischen.«
    »Also mußt du morgen bei Anbruch der Dunkelheit bei jener Insel sein.«
    Er nickte stumm.
    »Ich werde dich hinbringen!« sagte sie. »Aber ich werde dir nichts über die Art unserer Rache sagen.«
    Stapen drückte die Zigarette aus und sagte:
    »Du hast schon viel zu viel getan. Du hast zwei Menschen gerettet.«
    Ihre Stimme war schneidend, als sie erwiderte:
    »Es gibt außerordentlich zahlreiche Möglichkeiten des menschlichen Versagens. Warum sollte ich diesem bekannten

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