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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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leugnete, konnte er durch eine Reihe von Indizien überführt werden.«
    Sie haben den wahren Täter gefunden. Sie verdächtigen mich nicht mehr.
    Vollkommen überwältigt stützte er die Arme auf die Tischplatte. Starrte so lange auf die Zeitung, bis die Buchstaben vor seinen Augen zu tanzen begannen. Es war unglaublich. Er konnte sein Glück nicht fassen.

30
    »Ingrid meint, die Schlange habe eine bestimmte Bedeutung.«
    »Und wieso meint Ingrid das?« Franca legte den Kopf schräg und sah Hinterhuber ins Gesicht. Seine Augen konnte sie nicht sehen. Er hatte seine Goldrandbrille gegen eine Sonnenbrille ausgetauscht.
    »Na, wegen der Symbolik und so. Gott hat Schlangen und Frauen als das Böse angesehen. Das Übel. Kommt doch schon in der Bibel vor.«
    »Das Übel. So.« Franca richtete sich auf. Die Augen schmal. »Das musst du mir jetzt mal näher erklären.«
    Hinterhuber nippte an seinem Weinglas. »In der Schöpfungsgeschichte ist doch die Schlange diejenige, die Eva zuflüstert, vom Apfel der Erkenntnis zu essen.«
    Franca seufzte auf. »Und Adam ist der arme unschuldig Verführte. So was können sich nur Männerhirne ausdenken.«
    »Immerhin gründet eine Religion auf diesem Glauben.«
    »Auf diesem Unsinn, meinst du?«
    »Ich will mit dir jetzt nicht die Schöpfungsgeschichte diskutieren«, sagte er. »Aber es könnte doch sein, dass unser mutmaßlicher Täter sich wie Gott gefühlt hat. Einer, der das Recht hat, das Böse zu töten. Das Bedrohliche. Und er hat sich dieser Symbolik bedient.«
    »Meinst du wirklich, dass er solch komplizierten Gedankengängen nachhing?«
    Hinterhuber nickte. »So wie es aussieht, hat er die Tat sehr sorgfältig geplant. Ich glaube, er hat sich die Schlange einzig und allein dafür angeschafft, damit er zusehen kann, wie sie einen Menschen beißt. Aber er wusste natürlich, dass der Biss nicht tödlich ist.«
    Franca nickte. »Vielleicht wollte er den Schmerz in Hannahs Gesicht sehen.« Sie seufzte. »Ich werde nie verstehen können, dass man Spaß dran hat, wenn andere leiden. Du?«
    »Wäre ich sonst Polizist geworden?« Hinterhuber grinste.
    Franca ging nicht auf seine Bemerkung ein. »Ich glaube aber auch, dass er bewusst ihren Kopf zertrümmert hat. Weil das der Körperteil war, der ihm am gefährlichsten wurde.«
    »Wie meinst du das?«
    »Seine Mutter hat doch gesagt, dass er es auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn er der Meinung war, jemand sei schlauer als er. Und diese kleine Hannah, die muss ihm geistig haushoch überlegen gewesen sein.«
    »Meinst du?« Hinterhubers Stimme klang skeptisch.
    »Ja, meine ich«, sagte sie bestimmt.
    Franca und Hinterhuber saßen im Innenhof des Weindorfes, einem von idyllischen Fachwerkhäusern umrahmten Platz direkt am Rhein. Viele Tische waren besetzt. Rundum blühten bunte Blumen in Holzkübeln.
    »Übrigens, ich habe ›Lolita‹ inzwischen gelesen. Ich kann jetzt viel besser verstehen, warum das als ein großer Roman der Weltliteratur bezeichnet wird«, sagte Franca und rührte in ihrer Kaffeetasse.
    »Ach ja. Und wieso?«
    »Na ja. Durch die Art und Weise, wie das erzählt wird. Der Autor ist ganz tief in die Seele von diesem Humbert Humbert hinabgetaucht. So dass man das alles nachvollziehen kann, was mit dem passiert. Im Grunde geht es in dem Buch doch um Liebe und nicht um Missbrauch.«
    Ein Schmetterling flatterte vorbei und setzte sich auf eine Oleanderblüte. Ein weißer Falter. Ohne orangerote Flecken. Hier in der Nähe des Rheins gab es keine Apollofalter. Die gab es nur an der Mosel.
    »Ist es das nicht, worauf sich viele Kinderschänder berufen? Dass sie ach so kinderlieb sind und ihnen nie etwas Böses antun wollten?«
    Franca hob die Schultern. »Wenn man das immer so genau auseinanderhalten könnte. Immerhin hat er sie so sehr geliebt, dass er den Mann umbrachte, der ihm seine Lolita wegnehmen wollte.«
    »Ziemlich primitives Denken. Oder? Wird dieser Humbert Humbert nicht als intelligent beschrieben?«
    »Intelligenz ist eben nicht alles. Nicht immer geht sie die Bahnen, die wir uns wünschen. Marcus war auch nicht gerade dumm. Hätte er die Kreuzotter nicht eingesetzt, wer weiß, ob wir ihm dann auf die Schliche gekommen wären.«
    »Früher oder später hätte die Mutter ihn verraten, da bin ich ganz sicher.«
    »Wirklich? Ich nicht«, sagte Franca aus Überzeugung. »Sie gehört zu der Sorte Frauen, die ihr Kind nie verraten würden. Egal was es tut.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Manchmal denke ich

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