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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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darüber nach, wie merkwürdig ein Menschenleben doch ist. Da lebt man vor sich hin ... die einen bringen die andern um. Werden weggesperrt. Aber es wird immer wieder welche geben, die die Gesellschaft stören. Egal wie viele man auch hinter Schloss und Riegel bringt. Ist das nicht merkwürdig? Diese Gesetzmäßigkeit? Und dies scheint sich überall auf der Welt auf ähnliche Weise abzuspielen.«
    »Franca ist wieder mal am Philosophieren.« Es klang liebevoll, mit einem kleinen spöttischen Beigeschmack.
    »Denkst du nie über so was nach?« Sie sah ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse an.
    Er hob die Schultern. »Was sollte das nützen?«
    Sie hob die Augenbrauen. »Hast du etwa auch keine Visionen? Oder Träume?«
    »Natürlich. Die hat doch jeder.«
    »Na, dann bin ich aber beruhigt.« Sie grinste. »Und? Was ist dein größter Traum.«
    »Das ist mein Geheimnis.«
    »Nun komm, sag schon.«
    »Nein.«
    »Wenn du mir deinen Traum verrätst, verrate ich dir auch meinen.« Sie sah ihn auffordernd an. »Na?«
    »Nun ja.« Er zierte sich noch ein wenig, bevor er bekannte: »Ich wünsche mir, dass es auf meiner Karriereleiter weiterhin steil aufwärts geht. Und ich eines Tages Polizeipräsident bin.«
    Sie stieß ein leises Lachen aus.
    Er schaute sie verunsichert an. »Denkst du, dass ich das nicht schaffe?«
    »Ganz im Gegenteil. Wenn es einer schafft, dann du.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was daran so lustig ist.«
    »Vielleicht verstehen das nur Frauen.«
    Er kniff die Augen zusammen. Es war offensichtlich, dass er mit dieser Antwort nichts anzufangen wusste. »So. Jetzt bist du an der Reihe«, forderte er sie auf.
    Sie brauchte nicht lange zu überlegen. »Mein größter Traum ist ein Häuschen in der Nähe von Trient.«
    »Trient, da hab ich mal Urlaub gemacht. Schöne Landschaft. Und nicht ganz so touristisch wie die Toskana. Ich meine, das könntest du dir doch ohne weiteres leisten, oder?«
    Sie lehnte sich zurück. Hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen. »Vielleicht will ich es mir gar nicht leisten. Manche Träume müssen nicht unbedingt erfüllt werden. Es ist schöner, wenn sie Träume bleiben.«
    »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    Sie nickte. »Ich weiß.«
    »Dann erklär’s mir.«
    Sie zögerte einen Moment. »Ich meine, das, was ich mir eigentlich wünsche, ist ein Stück aus meiner Kindheit.« Verwundert registrierte sie, dass ihr dies in ebendiesem Moment klar geworden war. »Ich war als kleines Mädchen öfter in Trient. Mein Vater stammt von dort. Ich erinnere mich an dicke Frauen, die mich unentwegt an ihre großen Busen drückten. Sie gestikulierten wild und schnatterten alle durcheinander. In einer Sprache, die nett klang, die ich aber nicht verstand. Zu Hause haben wir nur Deutsch gesprochen. Das wiederum hat mein Vater nie korrekt beherrscht. Manchmal haben meine Mutter und ich ihn ausgelacht, wenn er wieder mal was verkehrt sagte. Oder die Grammatik nicht stimmte. Und in Trient war er einer von ihnen. Einer, der perfekt mitmischte und die Sprache fließend beherrschte, die ich nicht verstand. Ich sah meinen Vater plötzlich mit ganz anderen Augen.« Sie lächelte. »Am schönsten war es, wenn alle die ›Bella Bimba‹ sangen. Da krieg ich heute noch Gänsehaut.«
    »›Bella Bimba‹, das klingt nett«, sagte Hinterhuber.
    »Es ist ein altes trientinisches Volkslied.« Sie begann die Melodie zu intonieren. Die Anfangszeile des Refrains war ihr wegen der eingängigen Klangfolge der Worte in Erinnerung geblieben. »O come balli bene bella bimba ...«
    Er sah sie überrascht an. »Du kannst ja singen und das klingt auch richtig italienisch.« Sein Gesichtsausdruck war weich. »Es ist nett, wenn du von deinem Vater erzählst. Ich wusste nicht, dass er dir soviel bedeutete.«
    Sie nickte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.
    »Mein Vater war ein sehr netter Mensch. Er ist leider viel zu früh gestorben.« Sie holte tief Luft. »Es ist nicht wahr, dass mein größter Traum ein Häuschen in Trient ist. Mein allergrößter Wunsch wäre, dass ich meinen Vater noch ein paar Jahre hätte behalten können. Damit er hätte sehen können, was aus seiner Tochter geworden ist. Wahrscheinlich hätte er es ganz in Ordnung gefunden, dass ich eine Polizistin wurde.«
    Hinterhubers Gesicht war auf sie gerichtet. Jetzt irritierte es sie sehr, dass sie seine Augen hinter den dunklen Gläsern nicht sehen konnte. Aber sie wusste, dass er sie ansah.
    »Ich glaube, jetzt verstehe ich, was du

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