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Applaus für eine Leiche

Applaus für eine Leiche

Titel: Applaus für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Favereau ist tot. Ermordet, besser gesagt: vergiftet.“
    „Oh, das steht außer Frage“, gab ich mit einer vagen Handbewegung zu.
    „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“, bemerkte Marc Covet. Er war sich nicht zu schade dafür, bei anderen zu klauen, auch wenn’s nur ein Allgemeinplatz war.
    „Ich hab Sie doch gebeten, still zu sein“, erinnerte ihn der Kommissar.
    Der Journalist gab’s auf.
    „Na schön“, seufzte er, „dann werd ich die neuesten Informationen dem Crépu durchgeben.“
    Er ging zur Tür. Inspektor Dominique hielt ihn am Arm zurück.
    „Später, wenn’s Ihnen nichts ausmacht. Zuerst wollen wir die Angaben überprüfen. Das wird uns allen guttun.“
    „Zitate und Sprichwörter haben’s in sich“, sagte ich lächelnd. „Zum Beispiel: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Oder: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Favereau wollte die Versicherungssumme kassieren, und jetzt kann Janine sich das Geld abholen. Umgekehrt bestand nämlich ebenfalls eine Lebensversicherung.“
    „Versuchen Sie nicht wieder, diese Frau ins Spiel zu bringen“, knurrte Petit-Martin gereizt.
    „Ich versuche gar nichts, ich erfreue mich nur an der Moral von der Geschieht’.“
    „Moral, Moral! Die ist mir schnurzegal, Ihre Moral! Ich will nur den Mörder fassen. Auch wenn das Opfer ein Scheusal war, wie alle behaupten... Hören Sie, Monsieur Burma, Sie sind doch Favereau nicht von der Seite gewichen, haben Sie gesagt. Können Sie sich wirklich nicht vorstellen, wie das Gift in seinen Körper gelangt sein könnte? Sie haben nicht immer eine glückliche Hand bei Ihren Verdächtigungen, aber wenn Sie mir ein paar Möglichkeiten nennen würden, könnte ich auswählen. Vielleicht ist ja ‘ne brauchbare Idee dabei...“
    „Wir wissen, daß es sich um ein langsam wirkendes Gift handelt. Also kann er’s auch außerhalb des Studios inhaliert, gegessen oder getrunken haben.“
    „Das glaube ich nicht“, widersprach der Arzt.
    Er untermauerte seine Meinung mit unverständlichen lateinischen Ausdrücken. Ich zuckte die Achseln. Ich war mit meinem Latein am Ende. Und das gefiel mir ebensowenig wie den Flics.
    „Ich bin kein Hellseher“, sagte ich achselzuckend, „und auch kein Halbgott in Weiß. Ich habe nur drei Dinge gesehen, die in die Nähe von Favereaus Nase gekommen sind: die Rosen, das Schwämmchen und die Puderquaste des Maskenbildners.“
    „Fangen Sie nicht wieder davon an!“ schrie der Kommissar.
    „Gut, dann hör ich eben damit auf, aber was anderes kommt nicht in Frage.“
    Da erblickte ich mich im Spiegel. Meine Schminke war an einigen Stellen abgeblättert. Ich sah noch schlimmer aus als in dem Moment, als Wladimir mich für die Dreharbeiten freigegeben hatte.
    „Wo wir schon mal beim Abschminken sind: Ich werde mich jetzt endlich abschminken“, entschied ich.
    „Vielleicht kommt Ihnen dabei eine Idee.“
    „Das sollte mich wundern. Machen Sie mit, Covet? Dann lernen wir unser wahres Gesicht kennen
    Wir saßen nebeneinander vor dem Toilettentisch und schmierten unsere Gesichter mit Vaseline voll. Der Journalist stieß mich aus Versehen mit dem Ellbogen an.
    „Entschuldigung“, sagte er höflich.
    Ich starrte ihn entgeistert an.
    „Ja, manchmal kann ich auch höflich sein“, lachte er.
    „Nein, das ist es nicht“, erwiderte ich nachdenklich. „Das Wort ,Entschuldigung’ hat mich verwirrt.“
    Kommissar Petit-Martin stand mitten im Raum, die Hände in den Taschen vergraben. Er ließ uns nicht aus den Augen, so als hinge von unserer Säuberungsaktion die Lösung des Problems ab.
    „Da Sie kein Hellseher sind“, sagte er ironisch, „versuchen Sie sich wohl als Medium, das in Trance fällt, hm? Dieser Quatsch mit Intuition und Inspiration, auf dem Privatdetektive immer herumreiten... Wollen Sie meine Meinung dazu hören?“
    Eine besonders gute Meinung hatte er von diesem „Quatsch“ nicht.

    * * *

    Ich dachte darüber nach, daß es Wörter gibt, die man zwanzigmal am Tag hört, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Und dann, plötzlich, wirkt eine alltägliche Vokabel mit noch alltäglicherer Bedeutung wie elektrisierend, nur weil man sozusagen auf der Lauer liegt. Sie bekommt einen ungewöhnlichen Klang und ruft seltsame, subtile Echos hervor. Und wenn man das Wort dann mehrmals wiederholt, um sich mit ihm vertraut zu machen, wird es einem immer fremder, ja, bedrohlich.
    In diesem Fall war es das Wort „Entschuldigung“. Im Mund des Journalisten hatte es noch wie eine

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