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Applaus für eine Leiche

Applaus für eine Leiche

Titel: Applaus für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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sich an einen bestimmten Fleck stellen, dorthin, wo sie, aus dem Hintergrund kommend, ihren Text würde sprechen müssen. Ein schmächtiger Bursche in einer Reißverschlußjacke markierte die Stelle mit einem Kreidestrich. Der Zweite Kameramann befestigte ein Bandmaß an der Kamera, rollte es ab und maß den genauen Abstand zum Gesicht der Schauspielerin. Daraufhin stellte sein Chef das Objektiv ein.
    Endlich schien tatsächlich alles bereit für den Drehbeginn. Eine Säuferstimme brüllte:
    „Ruhe!“
    „Ruhe!“ echote der Regieassistent.
    „Rot!“ schrie jemand.
    In demselben Ton muß wohl ein Stier „ Carambal“ brüllen, wenn er in die Arena stürmt, die capa vor sich sieht und an seine Mutter, die alte Kuh, denkt.
    Jemand bat zum dritten Mal um Ruhe. Der Anlaß dafür war ein kleiner, glatzköpfiger Kerl, der noch etwas zu meckern hatte.
    „Können wir jetzt endlich anfangen?“ rief Marcel Naudot ungeduldig. „Der Requisiteur hat hier im Augenblick nichts zu suchen. Ruhe bitte!“ fügte er der Vollständigkeit halber hinzu.
    Das glatzköpfige Männchen schlich sich auf Zehenspitzen davon.
    „Kamera ab!“
    Surren.
    „Fertig?“
    Jemand hielt eine schwarze Tafel am ausgestreckten Arm vor die Kamera. Darauf stand in weißer Schrift: Filmtitel, Name des Regisseurs und des Kameramanns, die Nummer der Szene entsprechend dem Drehbuch sowie die Zahl 2. Das hieß also, daß diese Szene zum zweiten Mal gedreht wurde. An der unteren Seite war die Tafel mit einer beweglichen Leiste versehen. Die berühmte Klappe.
    „Sumpfblüte... 6y... die Zweite!“
    Klack!
    „Los!“ sagte Naudot und wippte in den Knien, so als wollte er davonfliegen.
    Janine Baga kam in den Rokokosalon und warf einen bestürzten Blick auf die Ausstattung. (Mit gutem Grund!) An der Stelle, wo sie stehenzubleiben hatte, blieb sie stehen. Der Tonassistent senkte mit unendlicher Behutsamkeit das Mikro über den Kopf des Stars.
    „Allein!“ seufzte sie.
    Um sie herum standen, grob geschätzt, zwanzig Leute.

    * * *

    Endlich war Favereau an der Reihe. Es wurde auch Zeit!
    Der Liebling aller Frauen trommelte vielsagend mit den Fingern auf seinen Knien. Jemand fragte, welche Szene dran sei. Naudot nannte eine Zahl (114, glaube ich) und wandte sich an den Schauspieler:
    „Wir befinden uns in der Szene vor dem Ball. Dieser Raum ist leer. Sie kommen herein, sehen die Blumen auf der Komm... Ja, verdammt nochmal!“ brüllte er wütend in die Runde. „Wieviel Zeit wollen wir denn noch verlieren?! Wo sind die Blumen? Requisiteur?“
    „Der Strauß kam in der letzten Szene doch nicht vor“, versuchte das Skriptgirl vorsichtig zu erklären.
    Marcel Naudot wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Natürlich nicht“, murmelte er wie erschlagen. „Zwischen den beiden Szenen liegen zehn Tage... Requisiteur!“
    „Ja doch, bin schon hier“, brummte der Glatzkopf, der eben noch verscheucht worden war.
    „Die Blumen, Mann! Wo sind die Blumen?“
    „Oh, die Blumen...“
    Das Mädchen warf die Arme in die Luft und wirkte gleich rund zwanzig Zentimeter größer.
    „Tja, die Blumen! Eben hatte ich sie noch, und dann hatte ich sie nicht mehr. Jemand muß sie mir geklaut haben. Saftladen! Deswegen hab ich ja gemeckert, eben, als Sie mich fortgeschickt haben...“
    „Dann besorgen Sie sich andere. Ist doch kein Kunststück! Wozu gibt es denn schließlich Blumenläden? Ich hoffe...“
    Er schwieg. Wahrscheinlich wollte er den Teufel nicht an die Wand malen. Einmal waren ihm ungedeckte Schecks ausgehändigt worden... Mutig fuhr er fort:
    „Ich hoffe, Sie haben noch genug Geld zur Verfügung?“
    „Ja, ja, geht so... Was für Blumen?“
    „Irgendwelche. Sie kommen hier zum ersten Mal vor.“
    Der Requisiteur entfernte sich brummend. Marcel Naudot wandte sich wieder seinem Star zu: „Entschuldigen Sie, es ist immer dasselbe.“
    „Einerlei!“ sagte Favereau mit verächtlicher Miene. „Also, Sie bemerken die Blumen, nehmen sie aus der Vase und riechen daran. Sie stellen sie wieder in die Vase. Dann gehen Sie zu dieser Tür. Sie warten einen Augenblick, bevor Sie sie öffnen und hinausgehen. Wenn Sie es wünschen, können wir es einmal durchspielen, bis dieser Unglücksmensch mit den Blumen zurück ist.“
    Sie spielten es durch. Favereau ging durchs Zimmer, roch an den nicht vorhandenen Blumen, ging zur Tür, wartete den vorgeschriebenen Augenblick.
    „Prima. Bleiben Sie bitte so stehen.“
    Der schmächtige Bursche mit der Kreide zeichnete zwei

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