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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Schweden, von den Philippinen, aus Neuseeland und Israel, Tasmanien und Guam.
    In den Vereinigten Staaten erfanden neue Clubs in verschiedenen Städten mit der gleichen Leidenschaft Bezeichnungen, mit dem die Herausgeber von Kochbüchern neue Zusammenstellungen benennen. Da gab es Apfelschäler, Holzäpfel, Grüne Äpfel, Apfelkraut, Apfelmost und Apfeltorte, Apfelpflücker, Apfelschnaps, Apfelkuchen, Apfelkern, Apfelsack, Apfelwurm und Apfelkarren aber die beiden, die sich am nettesten anhörten, waren die Anonymen Apfelholiker und die Apfelsüchtigen von Little Rock. Es wurden Zeitschriften mit Titeln wie inCider , Apple Orchard , Call Apple und Apple Source herausgegeben, um Kunden und Händler zu erreichen. Es wurden Ausstellungshallen gemietet, um Apple-Expos und Apple-Feste zu veranstalten, auf denen die Computer des Unternehmens unverhohlen gefeiert wurden.
    Den Apple-Gründern wurden Äpfel verschiedener Größen und aus derart vielen Materialien dargeboten, dass sie sich wohl gefragt haben müssen, warum sie das Unternehmen nicht Matrix Electronics genannt hatten. Sie wurden mit Äpfeln überschwemmt, die aus Koa, Mahagoni, Zedern- und Redwoodholz geschnitzt waren, die aus Keramik oder Porzellan gebrannt waren, aus Pappmaschee getrocknet, aus Kristall geblasen, aus Messing gegossen und aus Plastik gestanzt. Außerdem lieferten kleine Unternehmen, die auf Unternehmens-Werbematerial und Symbole spezialisiert waren, eine Flut von Souvenirartikeln. Da gab es Apple-Gürtelschnallen und Apple-Stifte, Apple-Fußmatten und Apple-Becher, Apple-Notizbücher und Apple-Papiermesser, Apple-Kalender und Apple-Briefbeschwerer, Apple-Schlüsselanhänger und Apple-Aufkleber.

    Als Apple zur großen Computerfirma wurde, bekam es auch unerwünschte, indirekte Komplimente zum Ausmaß seines Erfolges. Da gab es zunächst einmal die verzichtbare Anerkennung durch Imitation. An der Ostküste der Vereinigten Staaten stellte die Franklin Computer Corporation ein Gerät her, das dem Apple sehr ähnlich war, bezeichnete es als ACE 100 und pries es in der Werbung schamlos dadurch an, dass es einen gut sichtbaren Apfel abdruckte und behauptete, es sei „süßer als ein Apfel“. (Franklin gestand 1983 vor einem Bundesgericht, dass es das Betriebssystem von Apple kopiert hatte.) Ein Computer von Commodore wurde mit einer Reihe von Werbespots angepriesen, in denen es hieß, er sei „der Wurm, der den Apfel gefressen hat“. Imitationskünstler aus Taiwan und Hongkong bauten Kopien, die sich mit Namen wie Apolo II, Orange Computers und Pineapple schmückten. Ein westdeutscher Computervertrieb stellte einen weiteren Doppelgänger her, eine kleine italienische Firma konstruierte einen Computer mit Zitronenlogo, während eine britische Firma ihr Gerät mit einer regenbogenfarbenen Birne schmückte.
    In Kalifornien wurde Apple von einer lokalen Seuche heimgesucht und von Headhuntern wie eine Leiche gefleddert. Die hartnäckigeren unter ihnen wurden so bekannt, dass die Telefonisten von Apple angewiesen wurden, ihre Anrufe nicht durchzustellen. Die listigen „Führungskräftewerber“ ließen sich aber nicht abschrecken und riefen einfach unter falschem Namen an. Apple war gegen das Jobhopping nicht gefeit, und irgendwann begannen die Leute zu gehen. Es war zwar keinesfalls ein Massenexodus, aber die schleichende Abwanderung war trotzdem irritierend. Die Verlockungen anderer Start-ups, die sichtbaren Fehler und Schwächen der Apple-Gründer und die Befürchtung, sich in einem Großunternehmen zu verzetteln – das alles trug dazu bei, ehrgeizigere Mitarbeiter in Richtung Tür zu drängen. In den zwei Jahren nach dem Börsengang hatten ehemalige Apple-Mitarbeiter vier Unternehmen gegründet, und selbst wenn die Mitarbeiterfluktuation nicht annähernd so hoch war wie in manchen anderen Ecken des Silicon Valley, so war sie doch auch nicht annähernd so niedrig, wie die Apple-Manager gerne behaupteten.
    Aufgrund dieser vielen Avancen – manche offen, manche verhüllt – hatten die Menschen, die in den weichen Schatten der Getreidesilos von Cali Brothers in Cupertino arbeiteten, mehr als genug Anlass, stolz zu sein. Man konnte es ihnen nicht verdenken, wenn sie manchmal meinten, die Welt sei nicht mehr rund, sondern habe die Form ihres Firmenlogos angenommen. Aber als sie anfingen, Apple für den Platzhirsch zu halten, fand das Unternehmen Gefallen an der Vorstellung eines Imperiums und ein aggressive Arroganz drohte, einen großen Teil des

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