Apple - Die Geburt eines Kults
gewesen. Offiziell hieß dieser Plan „The Technology Educations Act of 1982“, aber bei Apple war daraus das „Kids Can’t Wait“-Programm geworden, das Jobs’ Ungeduld bei der Erledigung von Dingen widerspiegelte. Bei seinem ersten ernsthaften Ausflug hatte er monatelang Kongressabgeordnete bearbeitet und auf eine Änderung der Steuergesetzgebung gehofft, die Unternehmen für Computerspenden an Schulen die gleichen Erleichterungen gewähren würde, die sie bekamen, wenn sie an Universitäten spendeten. Jobs hatte vor Senatoren und Kongressabgeordneten eine 20-minütige Standardrede gehalten, aber die Reagan-Administration war nicht bereit gewesen, die Steuergesetze für Sonderfälle zu ändern. Als die Studenten wissen wollten, was aus diesem Plan geworden war, für den so viel Werbung gemacht wurde, verkündete Jobs, Apple sei nicht bereit, die geänderte Gesetzgebung zu unterstützen, und: „Der Senat hat das verbockt.“
Der kalifornische Gesetzgeber hatte Apple freundlicher empfangen und ein lokales Gesetz geändert. Jobs sagte, das Unternehmen werde demnächst 10.000 Computer im ganzen Staat verteilen. „Wir sind mit den richtigen Leuten zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, um etwas zurückzugeben. Das ist ziemlich schön. Der Computer und die Gesellschaft erleben gerade ihr erstes Rendezvous und es wäre doch klasse, wenn es toll laufen würde und wenn daraus etwas erblühen würde.“ Dann fügte er noch hinzu: „Der Wettlauf um die Verbesserung der Produktivität von Wissensarbeitern ist eröffnet. Der Personal Computer kann – vergleichbar mit Rohöl – Energie freisetzen, aber der Computer wird die petrochemische Revolution in den Schatten stellen.“
Als Antwort auf weitere Fragen sagte er den Studenten: „Das Unternehmen, das den meisten Einfluss auf unseren Erfolg haben wird, ist nicht IBM, sondern Apple. Wenn wir das machen, was wir am besten können, lassen wir alle anderen weit hinter uns.“ Als ein Student fragte, wie es denn wäre, ein Imperium zu lenken, antwortete Jobs: „Wir betrachten das nicht als Imperium. Wir engagieren Leute, die uns sagen, was wir tun sollen.“ Das Streben der Japaner nach einer neuen Computergeneration tat er ab, weil es „sehr viel Mist enthält. Eigentlich haben die gar keine Ahnung, wovon sie reden.“ Er beklagte sich über die Japaner und die Übel des Protektionismus. Außerdem vertrat er die These, es sei nicht mehr möglich, eine Computerfirma in einer Garage zu gründen, aber er schlug den Studenten vor, sie könnten es mit einer Softwarefirma probieren.
Als kaum noch Fragen gestellt wurden, begann Jobs mit seiner eigenen Umfrage. Er fragte Studenten, aus welchem Teil des Landes sie kamen und was sie studierten. Die meisten hatten sich anscheinend in Informatik eingeschrieben. „Wie viele von Euch sind noch Jungfrauen?“, fragte er. Es gab ein wenig Gekicher, aber es wurden keine Hände gehoben. „Wie viele von Euch haben schon LSD genommen?“ Ein paar Gesichter erröteten verlegen, und ein oder zwei Hände hoben sich langsam. „Was wollt Ihr tun?“, fragte er, und ein Student platzte heraus: „Kinder machen.“
Es gab wenig Anzeichen dafür, dass Jobs das Drehbuch schon Dutzende Male durchgespielt oder dass er mit Freunden bereits zwanglos darüber gesprochen hatte, als Unabhängiger für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Jobs kannte alle Pointen. Es war der Auftritt eines Unternehmensmagiers mit dem Timing-Gespür eines Schauspielers. Nachdem Jobs selbst Fragen gestellt hatte, wurde er seinerseits wieder ausgefragt. Ein paar Studenten rückten ihm auf die Pelle. Einer wollte sich nur als Besitzer eines Apple II vorstellen, ein anderer wollte ein Autogramm von Jobs auf einem der Apple-Jahresberichte, die aus mehreren Kartons herausquollen. Ein großer, Student aus einem höheren Semester fragte, ob er einmal eine Apple-Fabrik besichtigen könnte. Den meisten Studenten schien der Abend zu gefallen. „Na ja, wenigstens ist er kein Trottel“, sagte eine brünette Studentin, während sie mit ihrer Lacoste-Bluse, ihren sorgfältig gebügelten Jeans, ihren Topsiders und ihrem Freund in Richtung Tür ging.
Kapitel 18.0
Willkommen IBM, im Ernst –
D er Aktienmarkt spendete Apple Computer zwar den lautesten Beifall, doch es kam auch aus anderen Kreisen eine Menge Applaus. Kleine Zeitungen verfolgten die Fortschritte des Apple II in ganz Amerika und begrüßten das Erscheinen dieser Personal Computer mit charmanter,
Weitere Kostenlose Bücher