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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Druck auf, der zu Zeitplänen führte, die Magengrimmen verursachten. Zum Teil beruhte dies auf Marketingprognosen, die wieder und wieder prophezeiten, dass Umsatzeinbrüche des Apple II unmittelbar bevorstünden. Wendell Sander, der leitende Hardware-Ingenieur für den Apple III, erinnert sich: „Wir fragten uns ständig, wann die Blase des Apple II platzen würde. Wir hätten ein professionelleres Marketing ganz gut gebrauchen können.“ Für Druck sorgten auch die Lieferverpflichtungen für den Apple III, die in dem Prospekt für den Börsengang eingegangen wurden. Das alles wurde auch dadurch nicht besser, dass sich Jobs ein paar Monate vor der Einführung des Computers Hochglanzposter aus den Fingern saugte, auf denen stand: DIE ENTSCHEIDUNG, DIE SIE JETZT TREFFEN, HAT DAZU BEIGETRAGEN, DASS 1980 SCHON 50.000 APPLE III AUSGELIEFERT WURDEN. Diese unterschiedlichen Faktoren genügten, um die Wutschreie zu ersticken und den Strom hektischer Memos einzudämmen, die zwischen den am meisten belasteten Leuten kursierten. Jef Raskin dazu: „Das war die klassische Geschichte, wo die Leute ganz unten sagen: ‚Hier klappt es nicht. Wir haben Ärger.‘ Dann sagen die eine Ebene höher: ‚Wir haben damit ein paar Schwierigkeiten‘, und die Ebene darüber sagt dann: ‚Wir bewältigen diese Probleme‘, und die Leute ganz oben sagen: ‚Das wird schon klappen, wir liefern.‘“
    Der hektische Drang, den Computer zu liefern, resultierte darin, dass sich alle abstrampelten. Am schärfsten spiegelte sich das in der Veröffentlichungsabteilung wider, wo die technischen Redakteure wieder einmal in der Zwickmühle steckten: Auf der einen Seite die Änderungen, die am Labortisch vorgenommen wurden, und auf der anderen Seite die unerbittlichen Forderungen der Marketingabteilung. Die Redakteure bekamen den Apple III erst neun Wochen vor der Einführung zu Gesicht, und die Fristen ließen so wenig Luft, dass die Abläufe für die Prüfung der Handbücher und des Computers im Prinzip ignoriert wurden. Die Fahnen der fertigen Handbücher gingen am gleichen Tag an die Abteilungen Ingenieurwesen, Marketing und Prüfung von Neuprodukten, an dem sie zwecks Reinzeichnung in der Herstellungsabteilung landeten. Dort halfen die Programmierer den Grafikern in Zweistundenschichten beim Seitenlayout.

    Unterdessen lernte Apple auch, dass es nichts gibt, was einem so schön wie die Softwareentwicklung vorführt, wie schnell ein Jahr verfliegen kann. Eigentlich sollten alle Programme, die für den Apple II geschrieben waren, auch auf dem Apple III laufen, aber die Verbesserungen und Änderungen machten die Anpassung der Apple-II-Software zu einem komplizierten und mühseligen Unterfangen. Die Programmierer mussten alle Hardwareänderungen berücksichtigen: Die Computer fuhren unterschiedlich hoch, die Tastaturen und Diskettenlaufwerke waren verschieden gestaltet und der Speicher war erweitert worden. Auch ächzten die Programmierer unter der schieren Programmierlast, die zehnmal so groß war wie beim Apple II.
    Trotz der gewachsenen Bürde wollte Apple versuchen, so viel Software wie möglich im eigenen Haus zu entwickeln. Es wurde wenig Wert auf enge Zusammenarbeit mit anderen Softwarehäusern gelegt und man bemühte sich eindeutig, so wenig technische Details wie möglich über die intimen Geheimnisse des Apple III herauszugeben. Dies machte es unabhängigen Softwarefirmen fast unmöglich, Programme für den Computer zu entwickeln. Zwei Wochen vor der Einführung wurde ein Prototyp mit der Bitte um eine Demoversion von Visicalc an Visicorp geliefert. Die Apple-Programmierer hatten die Modifikation der Programmiersprache Pascal erst ein Jahr nach der Einführung abgeschlossen, sodass sie auf dem Computer lief und unabhängigen Softwarefirmen die Möglichkeit gab, Programme in anderen Sprachen als BASIC oder Assembler zu schreiben.

    Im Sommer 1980 wurde der Apple III mit großem Tamtam auf der National Computer Conference in Anaheim vorgestellt. Apple mietete für einen Abend Disneyland, verteilte 20.000 kostenlose Eintrittskarten und charterte eine Flotte roter Doppeldeckerbusse, um die Gäste in den Vergnügungspark zu bringen. In Cupertino ließ sich von diesem Aufwand niemand täuschen. Sherry Livingston erinnert sich: „Die haben den Apple III verpfuscht, und das wussten sie schon bei der Einführung.“ Mit seinen öffentlichen Versprechungen hatte sich Apple selbst eine Grube gegraben. Der Lieferdruck führte dazu, dass die

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