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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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verschiedenen Abteilungen mit ihren widerstreitenden Interessen – Technik, Marketing, Herstellung und Verwaltung – übereinander herzogen.
    Konstruktionsprobleme, die zum Teil daraus resultierten, dass übertrieben viel Wert auf Eleganz gelegt wurde, führten dazu, dass der Computer nicht in sein Gehäuse passte. Dies machte eine zweite, plumpe Platine erforderlich, die auf die erste Leiterplatte aufgesteckt werden musste. Zudem schenkte Apple der Qualitätsprüfung nicht viel Aufmerksamkeit. In der Garage hatten Jobs und Wozniak ihre eigenen groben, aber zielgerichteten Prüfungen vorgenommen, aber als Apple gewachsen war, hatte man keine Abteilung gegründet, die die Qualität der Bauteile kontrollierte. Wendell Sander sagte dazu: „Wir hatten keine Möglichkeit, die Qualität von Bauteilen miteinander zu vergleichen. Wir hatten nicht genug Bauteilprüfungsingenieure, um die Qualität der Auswahl zu testen. Wir hörten den Verkäufern zu und glaubten, was sie sagten.“ Ein Chip von National Semiconductor, der dem Computer ein Taktsignal geben sollte, fiel gewöhnlich nach circa drei Stunden aus. Jobs beschimpfte zwar den Vorstandsvorsitzenden der Halbleiterfirma wüst, aber das löste das Problem auch nicht.
    Manche Linien auf den gedruckten Schaltungen lagen zu dicht beieinander, und das führte zu Kurzschlüssen. „Wir drängten darauf, dass er ohne neue Platinen nicht ausgeliefert werden sollte“, so Rick Auricchio, „aber die Marketingleute sagten, das wäre kein Problem. Die Ingenieure sagten, es wäre eins.“ Das Produktionsteam hatte auch einiges zu meckern: Schrauben waren so angebracht, dass sie Kabel im Inneren des Computers beschädigten. Aufgrund von Unsicherheiten hinsichtlich gewisser FCC-Vorschriften wurde ein schweres Metallgehäuse verwendet, das für viele kleinere Frauen am Montageband zu unhandlich war. „Das wurde am Ende ein mechanischer Albtraum“, so der Produktionsmitarbeiter Roy Mollard. „Die Ingenieure wuschen ihre Hände in Unschuld und sagten, das sei ein Herstellungsproblem.“ Die Verbindung zwischen den beiden Platinen war nicht dick genug beschichtet und es gab immer wieder Kurzschlüsse. Chips rutschten aus Sockeln und das Tastaturkabel war zu kurz. Die Ingenieure schlugen vor, den Computer aus drei Zoll Höhe fallen zu lassen – als Test und damit die Chips fester in ihre Sockel rutschten. Die Ingenieure sagten, der Aufprall würde den Computer garantiert zum Leben erwecken. Die Männer von der Herstellung entwickelten einen wissenschaftlicheren Test, um festzustellen, ob alles funktionierte: Sie klopften auf dem Computer mit Gummihämmern herum.
    Aber bis dahin war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. In fast allen Entwicklungsstadien des Apple III war gepfuscht worden. Die Geräte, die geliefert wurden, waren unzuverlässig und fielen oft aus. Den ersten Lieferungen wurde Visicalc beigelegt, weil keine andere Software fertig war. Die Apple-Software, die zu dem Computer gehörte, war nicht getestet worden. Die Bedienungsanleitung machte einen lieblosen Eindruck und es wurden 20 Seiten Korrekturen mitgeliefert. Als die Käufer feststellten, dass der Computer voller verblüffender Überraschungen steckte, verbreitete sich das Gerücht, dass ständig die Worte SYSTEM FAILURE unkontrolliert über den Bildschirm huschten. Die ersten kritischen Zeitungsartikel erschienen und umhüllten die Maschine mit einem Trauerflor. Apple stellte die Werbung für den Computer ein, unterzog die Geräte anspruchsvollen Prüfungen, gestaltete die Platine um, stellte einige Software fertig, erlaubte den ersten Kunden, ihre Geräte gegen funktionsfähige umzutauschen, und führte den Computer (mit erweitertem Speicher) ein Jahr später wieder ein. Am Ende wurde er zwar ein gesundes, zuverlässiges Arbeitspferd und ein leistungsfähiger Business-Computer, aber die katastrophale Einführung hatte ihm geschadet. Das optimistische Plakat von Jobs wurde zu einem peinlichen Mahnmal für das, was hätte sein können. In den drei Jahren nach Einführung des Apple III wurden nämlich nur 65.000 Stück verkauft.

    Jobs, der sich vom Apple III verabschiedete, sobald Aussehen und Form des Computers festgelegt waren, interessierte sich die ganze Zeit mehr für die Entwicklung von Lisa. Die Arbeit an Lisa hatte schon vor der am Apple III angefangen, und dieses Projekt galt von Anfang an als ehrgeiziger und kühner. Im Oktober 1978, also fast fünf Jahre, bevor nennenswerte Stückzahlen des

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