Apple - Die Geburt eines Kults
Computers ausgeliefert wurden – zum Preis von circa 10.000 Dollar –, hatte sich Jobs bildlich vorgestellt, wie der Computer aussehen sollte. Er wusste, dass er einen Computer mit eingebauten Laufwerken und eingebautem Bildschirm sowie abnehmbarer Tastatur haben wollte. Er wusste auch, dass er lieber einen 16-Bit-Mikroprozessor statt des 8-Bit-Bauteils verwenden wollte, das im Herzen des Apple II saß. Und er hatte das Gefühl, dass eine Textverarbeitung und ein Tabellenprogramm wie Visicalc zum Lieferumfang gehören sollten. Ein vorläufiges Konzept, das die meisten dieser Ideen festhielt, veranlasste einen Kollegen zu der Bemerkung, Jobs habe „entschieden, wie Lisa seines Erachtens aussehen sollte, noch bevor er wusste, welche Technologie das Gerät enthalten sollte“. Die ersten Schätzungen besagten, dass der Computer im Januar 1980 lieferbar sein sollte, und zwar zu einem Verkaufspreis von 2.000 Dollar und zu Herstellungskosten von 600 Dollar.
Eine kleine Gruppe, die für die Arbeit an Lisa gegründet worden war, quartierte sich in der ehemaligen Heimat von Apple ein – den Büros hinter dem Good-Earth-Gebäude – und begann, sich an ein Ziel heranzutasten, das gelinde gesagt verschwommen war. Fast 18 Monate lang bekam das Projekt keinen festen Boden unter die Füße. Gelegentlich wurde es von Stockungen und Schüben unterbrochen, von der Ankunft neuer Manager oder von der unternehmensinternen Politik. Es gab allerdings nicht allzu viel Kontakt zwischen den Planern und dem Labor und nicht einmal zwischen den Software-Ingenieuren und den Hardware-Ingenieuren. Die grundsätzlichen Fragen, wer das Gerät benutzen würde und wie es zu Apples Vertriebskanälen passen würde, wurden meistens umgangen. Die sich selbst überlassenen Hardware-Ingenieure bauten einen Prototypen auf der Grundlage eines 8-Bit-Chips, nämlich des Intel 8086, der sich als langsam und enttäuschend erwies. Andere begannen die Möglichkeit zu erkunden, einen konkurrierenden 8-Bit-Chip namens Motorola 68000 zu verwenden (den Nachfolger des 8-Bit-Chips 6800, den Wozniak in der Entwicklungsphase des Apple I benutzt hatte).
Unter der Führung von Ken Rothmueller, eines ehemaligen Ingenieurs der Instruments Division von Hewlett-Packard, wurde ein weiterer Prototyp entwickelt. Sein Computer war darauf angelegt, die Herzen von Leuten zu gewinnen, die EDV-Abteilungen von Großunternehmen leiteten, und von Leuten mit einer Schwäche für Technik. Er hatte einen grünen Bildschirm, der genauso gesteuert wurde wie die Bildschirme des Apple II und des Apple III, eine konventionelle Schreibmaschinentastatur und eine absolut langweilige Form – und er entsprach in keiner Weise dem aggressiven Geist von Jobs. Die Zyniker sagten, das sei eine öde, solide Maschine, die Hewlett-Packard hätte einführen können.
Die Nörgeleien und die Streitereien um Ideen, die sich zwischen Rothmueller und John Couch entwickelten, dem damaligen Leiter der Softwareabteilung, waren dem Fortschritt nicht zuträglich. Jeder der beiden Männer hatte zu gewissen Zeiten bei Hewlett-Packard unter dem anderen gearbeitet, und bei Apple waren sie der gleichen Person unterstellt. Es war eine Schlacht um die Kontrolle über den Computer: Ein Kampf zwischen Hardware und Software um die Vorherrschaft. Aber die entscheidende Bedeutung der Software wurde durch Arbeiten hervorgehoben, die nicht von Apple durchgeführt wurden, sondern im Palo Alto Research Center (PARC) der Xerox Corporation.
Die Xerox Corporation änderte nicht nur für alle Zeiten das Bild, das Jobs von der Zukunft hatte, sondern auch den Charakter und die Art der Computer, von denen er später sagen sollte, dass sie Apple durch die 1980er-Jahre tragen würden. Sie ließ seine Ideen kühner werden und bescherte ihm das Gespenst eines Konkurrenten, der im Labor an Ideen arbeitete, die weitaus revolutionärer waren als diejenigen, über die man bei Apple nachdachte.
Das Forschungszentrum lag auf einem sanft abfallenden Hügel südlich der Stanford University und war von Xerox als Brutstätte erbaut worden, in der sich junge helle Köpfe großartige neue Ideen ausdenken konnten, die genauso spektakulär einschlagen sollten wie die Kopierer des Unternehmens. Es war schon 1969 eröffnet worden, aber bis zum letzten Monat der 1970er-Jahre, als eine Gruppe von Apple vorbeikam, um die Ergebnisse seiner Arbeit an Personal Computern zu inspizieren, hatten die Forscher noch keine goldenen Eier gelegt. Xerox hatte im PARC
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