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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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worden war –, um die Codes für eingetippte Befehle zu umgehen. Bis Ende der 1970er-Jahre wurden rund 100 Altos im Rahmen eines Feldversuchs, der Furore machte, im Weißen Haus und in Kongressbüros verteilt.

    Anfänglich widerstand Jobs dem Drängen, er solle Xerox besuchen. Er hinterließ bei anderen den Eindruck, nichts, woran irgendein anderes Unternehmen arbeitete, könne die Projekte übertreffen, die Apple austüftelte. Ein paar Apple-Programmierer, die die Arbeiten von Xerox kannten, drängelten weiter, und irgendwann gab er seiner Neugier nach. Jobs, der keine Geduld mit Dingen hatte, die nicht praktisch waren, und der bereitwillig alles bewunderte, was überlegene Vorzüge hatte, war von dem, was er sah, entzückt. Er war von der Leistungsfähigkeit des Alto genauso beeindruckt wie alle anderen, und als er das Zusammenspiel von Maus, Grafik und überlappenden Fenstern gesehen hatte, wollte er die Expertenmeinung von Bill Atkinson hören. „Steve fragte, wie lange es dauern würde, die Software auf den Lisa zu übertragen, und ich sagte: ‚Ach, na ja, ein halbes Jahr.‘“
    Die Besuche bei Xerox wurden zu jenen wenigen entscheidenden Ereignissen, die dazu beitrugen, eine gewisse Klarheit in die Form der Apple-Computer zu bringen. Dass ein kleines Unternehmen überhaupt auf die Idee kam, es mit der Arbeit von Xerox aufzunehmen oder sie gar noch zu verbessern, erforderte mehr als nur großes Selbstvertrauen. Doch ohne eine Dosis Kühnheit und einen Schuss Arroganz hätte Apple mit Leichtigkeit auf Sicherheit spielen und das größere Risiko eingehen können, gar nichts zu tun. Die Besuche bei Xerox fielen außerdem mit der Verfestigung der Idee zusammen, dass Lisa die Speerspitze von Apples Angriff auf den Office-Markt sein sollte. Unternehmen – so das Argument – würden sich Geräte leisten können, die eines Tages billig genug für den normalen Verbraucher sein würden.
    Die Ergebnisse dieser hektischen Aktivitäten wurden relativ schnell sichtbar. Innerhalb weniger Wochen beschaffte sich Jobs eine Maus, während sich die Programmierer auf die Bitmap-Grafik stürzten und ein paar Demonstrationen ihres Könnens ausarbeiteten. Diese Vorführungen waren so beeindruckend, dass sie eine Palastrevolution auslösten. Die meisten Ingenieure wandten sich gegen die Sturheit des leitenden Hardware-Ingenieurs, und schließlich wurde dieser durch den vierten Hardware-Manager des Projekts ersetzt. Damit wurde auch stillschweigend der Triumph der Software anerkannt.
    Somit wurde Apples Kurs von Xerox bestimmt. Schließlich verließ eine Gruppe von Xerox-Programmierern und Wissenschaftlern das PARC und ging zu Apple, um an Lisa zu arbeiten. Sie hatten sehr großen Einfluss darauf, wie sich der Computer dem Nutzer präsentieren sollte. Nach der Offenbarung bei Xerox arbeiteten sich die Ingenieure und Programmierer von Apple stückweise voran. Sie trugen keine neuen, umfassenden Visionen bei, aber sie legten die Entschlossenheit an den Tag, die Arbeit zu verbessern, die anderswo geleistet worden war. Es erfolgten erhebliche Verbesserungen der Software und der großartigste Teil des Unterfangens war die Art, wie das Ganze in ein Desktopgerät hineingepackt wurde. Außerdem setzten sie die Botschaft einer der ersten Apple-Werbungen um – DER GIPFEL DER RAFFINESSE IST EINFACHHEIT – und versuchten, jeglichen Anlass für Verwirrung zu beseitigen. Zum Beispiel wurde nach wochenlangen Debatten die Anzahl der Maustasten von drei auf eine reduziert. Auch andere Funktionen, die zu dem Originalgerät gehört hatten, wurden abgeschafft, zum Beispiel die sogenannten „Softkeys“-Tasten, die mit bestimmten Funktionen belegt waren.
    Die Beiträge von Jobs zum Lisa-Projekt schwankten zwischen Inspiration und Destruktion. Ein Marketing-Manager erinnert sich: „Eine Preiskalkulation nach der anderen kam auf einen absoluten Mindestpreis von 5.000 Dollar. Es gab nervenzerfetzende Diskussionen mit Jobs. Er sagte zum Beispiel: ‚Wenn es sein muss, hole ich Woz. Woz könnte das billiger machen. Wenn Ihr gut genug wärt, würdet Ihr das schaffen.‘“ Außerdem gelang es ihm, die Arbeitsmoral zu untergraben. Ein Beobachter dazu: „Die Ingenieure sagten zum Beispiel: ‚Ist doch egal, ob das pünktlich fertig wird. Wir kennen doch Jobs. Der ändert das eh wieder.‘“ Aber trotz aller Wirren drückte Jobs in ästhetischer Hinsicht dem Computer seinen Stempel auf. Er verpasste ihm einen ganz eigenen Stil und eine Grundform, und er

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