Apple - Die Geburt eines Kults
Mainframe-Maschinen.
Die Minicomputer – die nach den kurzen, engen Röcken benannt worden waren, die durch die Londoner Carnaby Street berühmt geworden waren – waren normalerweise nicht größer als eine Kühl-/Gefrierkombination für eine sechsköpfige Familie. Die Minicomputer-Hersteller nutzten ebenso wie die Unternehmen, die Satelliten und Raketen bauten, die große Schrumpfung in der Welt der Elektronik aus. Als die Halbleiterunternehmen ihre Herstellungsmethoden weiterentwickelten, quetschten sie immer mehr Transistoren auf ein einzelnes Stück Silizium. Dies ermöglichte es Unternehmen wie Digital Equipment, Computer zu produzieren, die zwar nicht ganz an die Leistung eines aktuellen Mainframe herankamen, die aber mehr leisteten als so mancher Mainframe, der fünf Jahre zuvor gebaut worden war. Alle Diagramme, die in den Fachzeitschriften veröffentlicht wurden und das Preis-Leistungs-Verhältnis darstellten, zeigten, dass die Geräte weiterhin immer billiger und leistungsfähiger wurden.
Auch wenn die Minicomputer viel kleiner waren als die Mainframes, so benötigten sie trotzdem umständliches Zubehör. Programme wurden auf Papierband eingegeben; der Speicher bestand aus Dutzenden kleiner Donut-förmiger Eisenstücke, die mit Kabeln verbunden und in Blöcken von der Größe einer Zigarrenschachtel zusammengefasst waren. Die Ergebnisse von Programmen erschienen auf einem Fernschreiber. Die Handbücher und Anleitungen enthüllten etwas von der Komplexität des Versuchs, den Fluss der Millionen Bits zu kontrollieren, die sich in alle möglichen Richtungen bewegten. Das „Small Computer Handbook“ der Digital Electronics Corporation (DEC), das die Analytiker von Sylvania Wozniak in die Hand drückten, wurde gewissermaßen ein Branchenklassiker, weil es so viel über den Computer enthüllte. Es enthielt ausführliche Beschreibungen der Eigentümlichkeiten des Hauptprozessors, lieferte Anweisungen für die Speicherverwaltung, stellte Möglichkeiten vor, wie man den Fernschreiber anschließen konnte, und bot Flussdiagramme an, die einem beim Schreiben und Testen von Programmen halfen.
Zu den Computer-Fachzeitschriften gesellte sich eine noch speziellere Literatur: die Bauteil-Magazine. Sie befassten sich Ende der 1960er-Jahre mit integrierten Schaltkreisen, also mit den Chips, die Halbleiterunternehmen wie Fairchild, Signetics, Synertek, Intel und Motorola herstellten. Für Wozniak und Baum wurden diese Zeitschriften fast so wichtig wie die Computer-Zeitschriften und die Computer-Handbücher. Zwar stellte kein Halbleiterunternehmen einen einzelnen Chip her, der die Leistung eines Computers brachte, aber manche stellten Chips her, die man mit etwas Erfindungsreichtum so zusammenschalten konnte, dass sie sich wie ein Computer verhielten. Die Unternehmen selbst veröffentlichten die Einzelheiten über die Funktionen und Leistungen ihrer neuen Chips auf sogenannten Datenblättern, die mit technischen Informationen vollgestopft waren. Auch sie wurden zu begehrten Artikeln. Wenn man einen anständigen Computer konstruieren wollte – einen Computer, der sich jener fernen Welt näherte, die man als Stand der Technik bezeichnet –, musste man mit den Diagrammen und Details der Datenblätter intensiv vertraut sein.
Wozniak hatte zwar das „Small Computer Handbook“ von DEC eifrig studiert, aber der erste Minicomputer, den er einer genauen Untersuchung unterzog, war der Varian 620i. Er steckte in einer braunen Kiste, und auf der Frontplatte befanden sich Reihen schwarzer und weißer Schalter. Zum ersten Mal versuchte Wozniak, mit von ihm ausgewählten Chips seine eigene Version eines Minicomputers zu konstruieren: „Ich wusste nicht, wie man einen kompletten Computer baut, aber ich verstand, was ein Computer ist.“ Er begann, die Schichten zu verstehen, die zwischen dem Programm, das ein Benutzer in einen Computer eintippte, und dem eigentlichen Herzen der Maschine lagen. Er konzentrierte sich auf das Herz und begriff die Idee eines Satzes präziser Befehle, die einen Code bildeten, der die Maschine steuerte.
Wozniak hatte noch nicht alle Aspekte des Computerdesigns gemeistert, aber er hatte sich der Idee verschrieben, so wenige Teile wie möglich zu verwenden. Er war erfreut, als er eine Möglichkeit entdeckte, Gatter zu kombinieren oder zu beseitigen – das sind Schaltkreise, welche die Grundlage der digitalen Logik bilden. Wenn ein Chip Schaltkreise enthielt, der mehrere Gatter ersetzen konnte, war das
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