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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Überredung beschafften sich die beiden Programmiererjobs, und während Baum bald wieder ging, um sein Studium am MIT aufzunehmen, blieb Wozniak und lernte, wie man ein Computersystem programmiert, das viele Nutzer gleichzeitig bedient. Gelegentlich machte er einen Abstecher nach Los Angeles – „Ich wollte dort meine jüngere Cousine heiraten, aber sie mochte mich überhaupt nicht“ – und blieb bei Tenet, bis es der Rezession 1972 zum Opfer fiel; dann beantragte er Arbeitslosenunterstützung.
    In der Zwischenzeit lernte er auf unsystematische Art noch mehr über Computerdesign. Er las die Fotokopien von Computer-Lehrbüchern, die ihm Baum vom MIT schickte, und er besuchte immer noch die Wissenschaftsausstellungen an der Schule. Bei einem Besuch erblickte er einen Beitrag, der für ihn eine Erleuchtung war. Das Gerät, das seine Aufmerksamkeit fesselte, war eine mechanische Maschine, die eine Befehlsfolge schrittweise nacheinander abarbeitete. Sie war so aufgebaut, dass sie nach jedem Schritt bestimmte Signale abfeuerte. Wozniak machte eine Kopie von dem Bericht, der zu der Maschine gehörte, und nahm ihn zum Lesen mit nach Hause. Er übertrug das Konzept auf die Elektronik und erfasste die Idee einer Schaltung, die sich vor der Ausführung eines Befehls durch viele kleine Operationen schrittweise in einer ganz bestimmten Reihenfolge durcharbeiten würde: „Ganz plötzlich verstand ich, wie eine Schrittfolge funktioniert. Ich wusste sofort, dass ich wusste, wie man Computer konstruiert, und am Tag davor hatte ich das noch nicht gewusst. Man weiß das einfach. Sobald ein gutes Konzept klick macht, weiß man einfach, dass man es geschafft hat.“
    Diese selbst gelernte Lektion war eine große Hilfe, als Wozniak in die Innereien des Minicomputers Nova von Data General eintauchte. Der Nova war von einem Team von Ex-Mitarbeitern der Digital Equipment Corporation entwickelt worden, und er hatte den Ruf eines cleveren und aggressiven Designs. Ein tolles Poster, welches das Unternehmen verschickte, war in der kleinen Welt der Fans ein gesuchter Artikel. Wozniak und Baum hängten sich das Poster zu der Parade von Idolen, die ihre jeweiligen Schlafzimmerwände schmückte, und Letzterer erklärte die Anziehungskraft des Nova: „Es gab keinen anderen Computer, der aussah, als könnte man ihn auf einen Schreibtisch stellen.“
    Der Supernova von Data General war eine 16-Bit-Maschine – sie verarbeitete 16 Binärstellen gleichzeitig – und alles außer dem Speicher war auf eine einzige Platine montiert. Über 100 Halbleiterchips steckten in den Löchern der grünen Platte und waren durch chaotisch gelötete Leiterbahnen miteinander verbunden. Die Leiterbahnen waren auf eine sogenannte gedruckte Schaltung geätzt, die zu den Grundbausteinen des Computers gehörte. Die Chips auf dem „Motherboard“ steuerten die wichtigsten Funktionen des Geräts. Fast alle Aspekte des Computers von Data General waren ein Beleg für den Fortschritt der Elektronik. Das Rechenwerk des Computers war zwar viel ausgeklügelter, aber es war immer noch mit dem Addierer-Subtrahierer verwandt, den Wozniak mit 13 entworfen hatte. Doch das, wofür 1963 noch eine große Platine und Hunderte von Bauteilen nötig waren, befand sich 1970 auf einem Stückchen Silizium.
    Zusammen mit Baum, der die Sommerferien in Kalifornien verbrachte, fing Wozniak an, eine eigene Version des Nova zu entwerfen. Er bat bei Data General schriftlich um weitere Informationen und bekam mehrere Hundert Seiten unternehmensinterne Unterlagen. Die beiden sammelten Datenblätter zu neuen Chips, die von Fairchild Semiconductor und von Signetics hergestellt wurden, brüteten über den technischen Daten und wählten diejenigen Chips aus, die ihren Bedürfnissen entsprachen. Sie zeichneten Schaltbilder – Diagramme, die zeigten, wie die Chips miteinander verbunden sein sollten – für mehrere verschiedene Versionen des Computers. Der eine enthielt Chips von Fairchild, der andere Chips von Signetics.
    Wozniak war zwar die treibende Kraft, aber Baum war mehr als nur ein Cheerleader. Er war mit allen Aspekten der Konstruktion vertraut und gab Ratschläge, wie man die größte Leistung aus den Chips herausholen konnte. Sie konzentrierten sich auf die digitale Elektronik und ignorierten die uninteressanten Aspekte. Baum erinnert sich: „Um Dinge wie das Netzteil machten wir uns keine Gedanken.“ Es kam das Stadium, wo die beiden ihre eigene Version des Computers bauen wollten. Sie

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