Apple - Die Geburt eines Kults
füllten einen Ordner mit Schaltbildern und schrieben an Unternehmen mit der Bitte um Bauteile. Wozniak erinnert sich: „Alle Computer, die ich entwarf, wollte ich auch bauen. Das Problem war, die Teile zu bekommen.“
Die harte Schule, mehrere verschiedene Versionen des Nova zu konstruieren, brachte Wozniak einige erhellende Erkenntnisse ein. Damit er ein paar Feinheiten besser verstand, arrangierte sein Vater Jerry Wozniak für ihn ein Treffen mit dem Designer eines Fairchild-Halbleiterchips. Der Fairchild-Ingenieur erklärte ihm, dass die Zahl der Chips, die für eine Konstruktion verwendet werden, nur einen Aspekt des endgültigen Ziels darstellt. Er sagte Wozniak, dass der Platz, den die Chips auf einer gedruckten Schaltung belegten, genauso wichtig sei wie die Anzahl der Chips. Von da an konzentrierte sich Wozniak auf das doppelte Ziel, möglichst wenige Chips auf möglichst wenig Platz anzuordnen.
Die Erfahrung mit dem Data General Nova spornte Wozniak zu einem größeren Kurswechsel an. Er beschloss, seinen eigenen Computer zu bauen. Es gelang ihm, bei einem seiner Kumpel aus der Nachbarschaft namens Bill Fernandez so viel Interesse zu wecken, dass er ihm dabei half. Sie kannten sich schon seit einigen Jahren und ihre Väter spielten miteinander Golf. Fernandez war zwar ein paar Jahre jünger als Wozniak, hatte aber breiter gefächerte Interessen. Er hatte straffe, schmale, elfenbeinfarbene Gesichtszüge, trat der Religionsgemeinschaft der Bahai bei, trainierte Aikido und schien die Art Mensch zu sein, die sich im Japan des 16. Jahrhunderts als Schüler eines Samurai-Kriegers wohlgefühlt hätte. Auch ihn zog es auf Forschungsausstellungen, und in einem Jahr hatte er ein elektrisches Schloss eingereicht, für das er Taster auf ein Stück Sperrholz genagelt hatte. Er baute Sirenen aus Oszillatoren und war, wie er selbst gern einräumte, gründlich und kompetent, aber nicht launisch oder impulsiv. Er war penibel, hatte geschickte Hände und Talent für den Einbau von Autoradios und ähnlichen Dingen.
Während seines letzten Jahres in McCollums Elektronik-Kurs hatte Fernandez als Techniker im NASA-Labor für Raumschiffsysteme gearbeitet. Dort baute, prüfte und modifizierte er Schaltungen, lernte etwas über spezielle Löttechniken, bekam etwas über die richtige Kabelführung beigebracht und hörte Vorträge über die Gefahren eingekerbter Drähte. Fernandez räumte eine Ecke in der Garage seiner Eltern frei, um an seinem Hobby zu arbeiten. Er quetschte seine Regale und seine Werkbank zwischen den Boiler und den Wäschetrockner der Familie. „Um den Platz in der Garage gab es einen ständigen Kampf. Sie sagten, ich hätte ein Viertel der Garage belegt, obwohl es nur ein Sechzehntel war.“ Aber die Garage der Familie Fernandez war ein geeigneter Platz für den Bau von Wozniaks Maschine.
Wozniak wusste, was er von seinem Computer wollte. „Ich wollte ein Gerät konstruieren, das etwas machte. Bei einem Fernseher dreht man an einem Knopf und er macht etwas. Bei einem Computer drückt man auf einen Knopf und es gehen ein paar Lichter an.“ Um eine Maschine zu bauen, die blinken würde, fingen Wozniak und Fernandez an, bei einer Reihe von Halbleiterunternehmen nach Teilen zu stöbern. Intel versorgte sie mit acht Speicherchips, die jeweils 256 Bit speichern konnten. Intersil schenkte ihnen ein paar teure Chips, die Rechenwerke enthielten. Außerdem beschafften sie sich ein paar Schalter aus einer Musterlieferung, die dem Vertreter eines Schalterherstellers gehörte, Leuchtdioden von einem Monsanto-Ingenieur und einen Metallrahmen aus einem Abfallhaufen von Hewlett-Packard. Die größte Fuhre Bauteile bekamen sie von ein paar Anwendungsingenieuren von Signetics. Wozniak und Fernandez verteilten ihre Trophäen auf dem Boden des Wohnzimmers von Letzterem und sortierten die ganzen Addierer, Multiplexer und Register. Sie verglichen die Typennummern mit den Datenblättern und steckten die Teile in reihenweise kleine, sorgfältig beschriftete Umschläge.
Als sie anfingen, teilten sie die Arbeit auf. Wozniak entwarf den Computer auf Notizblockblättern und konzentrierte sich auf das Logikdesign. Fernandez entwarf die Zeitgeberschaltungen und die Schaltungen, die den Computer mit den Lampen verbanden. Wozniak schaute zu, wie sein jüngerer Kamerad, der noch auf die Highschool ging, Techniker spielte und den Computer zusammenbaute. „Er hatte keine elektrotechnische Ausbildung, aber er wusste, wie man mit geraden
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