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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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im Weg stehen.“
    Jobs, der die Versammlungen des Homebrew Club seit Frühjahr 1976 mit religiösem Eifer besuchte, war damit beschäftigt, unter den Ingenieuren Leute mit kommerzieller Ader ausfindig zu machen. Das war nicht schwer, denn die Mitglieder durften bei den Versammlungen Werbung für ihre Interessen machen. Paul Terrell gehörte zu den bekannteren Verkäufern und war in der schrägen Welt der Vertriebler und Bausatzanbieter zu einer einflussreichen Figur geworden. Er hatte Peripheriegeräte für Minicomputer verkauft, bis er eine Vorführung des Altair gesehen hatte – dann hatte er schnell dafür gesorgt, dass er zum MITS-Vertreter für Nordkalifornien wurde. Terrell hatte die Altair-Geräte auf Homebrew-Versammlungen angepriesen und war mit den Empfindlichkeiten der Homebrew-Mitglieder in Konflikt geraten, als er versucht hatte, für eine BASIC-Version auf Endlospapier 500 Dollar zu verlangen.
    Wie andere auch hatte Terrell den Enthusiasmus der Bastler unterschätzt, und als sich der Altair herumsprach, warteten schon Ingenieure vor seiner Tür, bevor er das Büro aufmachte. Seine Stammkunden beschwerten sich indes, dass sie am Telefon nicht mehr durchkamen, weil seine Vermittlung überlastet war. Also gab Terrell nach. „Ich beschloss, dass wir an den El Camino umziehen, einen Laden aufmachen, ein Firmenschild aufhängen und all die Leute ansprechen würden, die um vier Uhr nachmittags im Stau stehen.“ Im Dezember 1975 verlegte er MITS-Bestände im Wert von 12.700 Dollar von seiner Verkaufsagentur in einen Computerladen in Mountain View, dem er den Namen „Byte Shop“ gab.
    Aber Terrells Ambitionen gingen weit über seine Heimatgemeinde hinaus. Er untersuchte die enorme Vertriebskette von Radio Shack und plante, sie nachzuahmen. Er hoffte, eines Tages könnte er seine Geschäfte mit Computern bestücken, die er selbst hergestellt hatte. In privaten Gesprächen redete er wie ein stolzer Gänsezüchter über eine landesweite Byte-Shop-Kette. Er sprach davon, „in der Pipeline Druck zu machen“ und „Produkte herauszuhauen“, aber irgendwo musste er ja damit anfangen, und El Camino war zwar nicht unbedingt attraktiver, aber immerhin länger als die meisten anderen Einkaufsstraßen. Und so beherbergte El Camino, wo fast alle Ideen auf der Suche nach einem Markt zumindest eine vorübergehende Heimstatt fanden, nun eine weitere. Im Frühsommer 1976 waren drei Byte Shops zwischen den Whirlpool-Ausstellungen, den Hifi-Geschäften, den Autohändlern und den Fastfood-Filialen am El Camino verstreut. Für die Bastler und für jedermann, der einen Mikrocomputer zu verkaufen hoffte, war der Stempel des Byte Shop zu einem erstrebenswerten Siegel geworden. Terrell war eines der wenigen Homebrew-Mitglieder mit den nötigen Mitteln, mehr als einen Computer zu kaufen. Deshalb ging Jobs, der hoffte, schon etwas abzusetzen, bevor er einen verbindlichen Auftrag über 100 Platinen gab, in den Byte Shop. Bei den Homebrew-Versammlungen war Terrell Jobs aus dem Weg gegangen. „Man sieht den Leuten immer an, ob sie einen Nerven kosten. Vor ihm habe ich mich immer gehütet.“ Aber als Jobs in seinen Laden trat, nahm sich Terrell trotzdem Zeit für ihn. Jobs zeigte Terrell einen Prototyp des Apple und erläuterte ihm seine Pläne. Terrell sagte Jobs, er habe kein Interesse daran, einfache Platinen zu verkaufen, und er sagte, seine Kunden hätten kein Interesse daran, Geschäfte nach Halbleitern und anderen Teilen zu durchsuchen. Terrell sagte, er sei nur am Kauf vollständig zusammengebauter und vollständig geprüfter Computer interessiert. Jobs fragte ihn, wie viel er für einen komplett zusammengebauten Computer bezahlen würde, und ihm wurde ein Betrag zwischen 489 und 589 Dollar genannt. Der Kaiser der Byte Shops sagte Jobs, er würde 50 komplett montierte Apple Computer bestellen und sie bei Lieferung bar bezahlen.
    Jobs traute weder seinen Ohren noch seinen Augen – „Ich sah bloß noch Dollarzeichen“ – und rief eilig Wozniak bei Hewlett-Packard an. Wozniak war gleichermaßen vor den Kopf gestoßen und erzählte es seinen Laborkollegen, die ungläubig auf diese Nachricht reagierten. Später ordnete Wozniak Terrells Bestellung folgendermaßen ein: „Es war die größte einzelne Episode in der gesamten Firmengeschichte. Nichts in den späteren Jahren war so groß und kam so unerwartet.“ Terrells Bestellung änderte Größe und Ausmaß des Unternehmens vollständig. Die Größe des Geschäfts war auf das

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