Aqua
eine Schlagader geöffnet.«
»Wenn ich daran denke, wie viel Blut in einem Menschen ist«, Gabi schaute angewidert, »dann muss das bei einem Pferd ja eimerweise …«
»Ist ja gut«, schnaufte Grabbe. »Jedenfalls soll Jakob danach keine Hindernisse mehr gesprungen sein und seine Freundin hat sich nicht einmal mehr auf ein Pferd gesetzt.«
»Warum hat Engels von all dem nichts erzählt?«, fragte Walde.
»Übrigens fehlen zwei Patronen in der Munitionsschachtel und laut Kriminaltechnik könnte das Kaliber mit dem übereinstimmen, das bei Bröding benutzt wurde.«
Der braunrote Wagen stand so in der Garagenauffahrt, als sei er seit gestern nicht bewegt worden. Auch auf Gabis drittes Klingeln reagierte niemand. Burkhard kam kopfschüttelnd von einer Inspizierung der zum Garten gerichteten Seite des Hauses zurück.
Nachdem Walde die Nummer gewählt hatte, klingelte das Telefon im Haus und verstummte plötzlich. Das Freizeichen war noch zwei Mal zu hören, dann klickte es in der Leitung und kurz darauf meldete sich eine Frauenstimme. »Ja?«
»Frau Bröding?«
»Ja.«
»Hier ist Waldemar Bock, Kripo Trier. Wo sind Sie? Wir stehen vor Ihrem Haus in Idesheim.«
»Ich bin auf dem Reiterhof … haben Sie … ich komme.«
Wenig später bog Katja Bröding auf einem Fahrrad in die Einfahrt.
»Ist was passiert … haben Sie von Jakob gehört?«, rief sie, noch während sie vom Rad abstieg. Dabei verfing sich ihr Rock in einem Pedal, sie kam ins Stolpern und Burkhard musste sie stützen. »Ist Ihr Sohn nicht da?«
»Nein, ich dachte, er wäre heute Nacht in Trier gewesen.«
»Und?«
»Lis war ebenfalls nicht zu Hause. Ihre Eltern dachten, sie sei bei uns.«
»Warum haben Sie Jakob nicht angerufen?«
»Er mag das nicht und ich akzeptiere das … und jetzt ist sein Handy ausgeschaltet, auch das von Lis.«
»Gehen wir ins Haus?«, fragte Walde.
»Aber bitte nur kurz. Wir wollen ihn, also die beiden, suchen. Herr Engels ist schon losgefahren.«
In der Diele roch es nach frisch gebackenem Kuchen. Durch die offen stehende Küchentür drang das gedämpfte Geräusch der laufenden Spülmaschine.
»Sergej hat sie gestern Abend wegreiten sehen.« Sie führte die drei ins Wohnzimmer, wo im Kaminofen ein heruntergebranntes Feuer glimmte. »Ich habe schon ein paar Leute aus ihrem Freundeskreis angerufen, aber niemand weiß etwas.« Sie behielt ihre Jacke an, als sie sich an den Esstisch setzte, auf dem eine aufgeschlagene Zeitschrift lag.
»Dürfen wir uns mal in Jakobs Zimmer umsehen?«, fragte Gabi.
»Das erste Zimmer hinter der Treppe auf der rechten Seite, bitte beeilen Sie sich.« Katja Bröding bot Walde einen Platz an, während Gabi und Burkhard nach oben gingen.
»Vielleicht finden wir einen Hinweis, wo sich die beiden aufhalten könnten«, sagte Walde. »War Gordon die ganze Nacht über nicht in seiner Box?«
Sie nickte. »Das vermutet jedenfalls Sergej.«
»Und was sagt Herr Engels?«, fragte Walde. »Hätte er Sie nicht schon früher anrufen sollen?«
»Er hat auch erst heute erfahren, dass Gordon nicht im Stall ist. Wir hatten eigentlich ausgemacht, uns erst nach der Beerdigung wieder zu sehen. Aber jetzt … er fährt die Wege um Idesheim ab.«
Gabi öffnete die Tür zu Jakobs Zimmer und ließ Burkhard den Vortritt. Sie selbst schlich weiter den Gang entlang und schaute in die anderen Räume.
»Seine Eltern hatten getrennte Schlafzimmer«, flüsterte sie, als sie zum ihm zurückkam. Ihr Kollege blätterte die Bücher durch, die neben einer kleinen Musikanlage auf einem Regal standen, bei dem Ziegelsteine die Abstandshalter zwischen den Brettern bildeten. Es gab keine Bilder an den Wänden. Neben einem Futon stand eine Art Schreibtisch, bestehend aus einer Platte auf zwei Böcken mit einem Laptop darauf. Gabi wandte sich dem alten Kleiderschrank zu. Darin gab es weniger Kleidungsstücke, als sie erwartet hatte. Zuunterst stand ein Karton, in dem es schepperte, als sie ihn anhob.
»Guck mal, lauter Pokale und Trophäen.« Gabi nahm zwei heraus. Auf dem ersten war ein springendes Pferd dargestellt, auf dem anderen prangte ein nach oben offenes Hufeisen. »Er scheint nicht besonders stolz auf den Krempel zu sein.«
Burkhard legte einen Packen Blätter auf den Schreibtisch neben den Laptop.
»Die steckten in einem Buch.« Er klappte den Rechner auf, schaltete ihn ein und widmete sich erneut den Papieren.
Nachdem er die ersten Seiten überflogen hatte, reichte er sie an Gabi weiter. »Ich glaube, wir
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