Aqua
in einem stabilen sozialen Umfeld. Eine wöchentliche Meldepflicht bei der zuständigen Polizeibehörde vor Ort wird angeordnet … bei Zuwiderhandlungen …«
»Kneif mich mal«, flüsterte Gabi und hielt Walde ihren Arm hin. »Habe ich das richtig verstanden? Wir werden noch nicht einmal angehört und es gibt keinen Haftbefehl?«
Als Erster kam der Arzt aus dem Zimmer. Er musterte Burkhard, dessen Verletzungen sein berufliches Interesse zu wecken schienen. Im Vorbeigehen winkte er der Stationsschwester zu: »Sie können wieder an die Arbeit. Herr Hansen ist stabil.«
Es folgte Staatsanwalt Roth. Sein Gesicht zeigte hektische Flecken. Er wies den Flur entlang in Richtung Fenster. Walde, Gabi und Burkhard schlossen sich ihm an.
»So habe ich den Tränkle noch nicht erlebt«, zischte er halblaut, während er seine Tasche auf den Boden stellte. »Haben Sie von draußen was mitgekriegt?«
Die drei nickten.
»Tut mir leid, aber selbst die Wache vor Hansens Tür muss abgezogen werden.« Er richtete sich vorsichtig wieder auf und stemmte beide Hände in den Rücken. »Ich habe gestern Freunden beim Ausräumen ihres Kellers geholfen.«
»Wenn das so ist, dann müssen wir ab sofort Vera Helmes beschützen und zwar mit unseren Leuten, die hier bei Hansen waren«, sagte Walde.
»Ich tröste mich damit, dass es eine Hauptverhandlung geben wird, bei der Tränkle nicht dazwischenfunken kann.« Roth schaute nach draußen, wo ein Hubschrauber abhob.
»Wenn Hansen bis dahin nicht über alle Berge ist.« Gabis Worte gingen im Lärm der Rotoren unter.
»Was meinen Sie, sollen wir es nicht doch mal bei Tele Mosel versuchen?«, wandte sich Walde an Roth.
»Nein, kommt nicht in Frage.« Roth blickte dem Hubschrauber hinterher.
Walde fragte sich, ob Fürst etwas gegen den Staatsanwalt in der Hand hatte. Den Mann von Tele Mosel hatte er womöglich gründlich unterschätzt.
Polizeipräsident Stiermann stand oben auf der Treppe vor dem Eingang des ehemaligen Präsidiums. Ein Pulk von Presseleuten hielt ihm Mikrofone und Aufnahmegeräte entgegen, filmte und fotografierte. Für Walde, Gabi und Burkhard gab es kein Durchkommen.
»Eine Stadt ist ein äußerst sensibles Gebilde. Da wird es schon heikel, wenn die Versorgung mit Strom oder Wasser gestört ist«, erklärte Stiermann. »Kommen weitere Faktoren hinzu, kann es schwierig werden und die Ordnung zusammenbrechen.« Er entschied sich, abwechselnd in die drei nebeneinander postierten Kameras zu schauen. »Der erste hat Angst, dass er nicht genug sauberes Wasser für seine Familie bekommt, und schon geht die Scheibe des Supermarkts zu Bruch, weil der nicht geöffnet hat oder was auch immer, und die aufgebrachte Menge stürzt hinterher …«
»Wir haben auch was zu tun!« Gabi bahnte sich mit Burkhard einen Weg durch die Presseleute. Walde folgte ihnen.
»Plündern muss nicht unbedingt Rauben sein …« Der Polizeipräsident hielt inne, als die drei Mitarbeiter an ihm vorbeidrängten. »… es kann auch, je nach Perspektive, eine Notversorgung sein, die Grenzen sind fließend. Und um dies zu vermeiden, haben wir ein Bündel von …«
»Schaut euch das mal an.« Grabbe wies auf seinen Monitor.
»Nee, kein Bedarf, wir durften den Chef gerade in natura bewundern«, wiegelte Gabi ab und griff sich einen Keks aus der Packung auf ihrem Schreibtisch. »Möchte noch jemand?«
»Ich hole mir lieber was in der Kantine.« Burkhard nahm sein Portemonnaie aus der Jacke, die er über seinen Stuhl gehängt hatte. »Soll ich was mitbringen?«
»Nun warte doch mal, ich hab’ was auf Facebook gefunden«, regte sich Grabbe auf. »Über Jakob Bröding.«
»Ach, du recherchierst bei Facebook«, bemerkte Gabi spitz.
»Jakob soll dem Pferd seiner Freundin Lis den Gnadenschuss gegeben haben.«
»Mit einem Bolzenschussgerät?«
Grabbe nickte und fügte an, als seine Kollegen hinter ihm standen und auf seinen Monitor schauten: »Vorhin habe ich mit dem Tierarzt gesprochen, Dr. Rupprath.«
»Den kennen wir bereits«, sagte Burkhard.
»Kurz vor Weihnachten hatte Jakob mit dem Pferd seiner Freundin Lis einen Unfall, bei dem sich das Pferd so schwere Verletzungen zuzog, dass es eingeschläfert werden musste. Der Tierarzt sah keine andere Möglichkeit, und als er dem Pferd ein Beruhigungsmittel injiziert hatte, soll es sich wieder aufgebäumt haben. Muss ziemlich schlimm gewesen sein.«
»Und dann hat Jakob es mit dem Bolzenschussgerät getötet?«
»Nur betäubt, Dr. Rupprath hat ihm dann
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