Aqua
Weinflaschen ohne Etikett ein, die Jo nach dem Abfließen des Hochwassers im Keller gefunden hatte, und probierte vor. »Schmeckt nach Wein und nicht nach Moselwasser.«
»Arbeiten wir nachher noch weiter?«, fragte Walde.
»Sehen wir mal«, Jo kostete den Wein. »Wie lange hast du eigentlich Urlaub?«
»Den vom letzten Jahr und einen Teil von diesem Jahr«, antwortete Walde.
»Und den hast du einfach so bekommen?«, fragte Uli.
»Alle vom Hochwasser geschädigten hatten Vorrang.«
»Und wenn Fürst von Tele Mosel erfährt, dass bei dir nur ein bisschen Parkett betroffen ist?«
»Dann weiß ich ja, von wem er es weiß. Wenn ich mich auf dieses Niveau begäbe, sollte das Finanzamt mal auf die Buchhaltung deiner vorbildlich geführten Gerüchteküche aufmerksam gemacht werden. Zum Beispiel auf die dort ausgeschenkten Spirituosen, die meines Wissens schwarz in Luxemburg gekauft werden.« Walde prostete Uli zu.
»Nix gegen den guten französischen Calvados, der hat an meinem Tresen schon so manche Zunge gelöst. Wisst ihr eigentlich, mit wem Holtzer die Nacht verbracht haben soll, in der Bröding ermordet wurde?« Uli schaute in zwei gespannte Gesichter.
Für einen Moment war auch der Baulärm in der Umgebung verstummt. Nur das Brummen der rund um die Uhr laufenden Luftentfeuchter war zu hören.
»Mit unserer Kulturdezernentin!«
»Nein, die ist doch eine Grüne!«, wunderte sich Jo. Uli nickte. »Bei allem, was Holtzer bisher in seinem Leben angestellt hat. Das ist einiges, und bevor er das zugege ben hätte, wäre er lieber in den Knast gegangen.«
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