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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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aufhörte. Nach einer halben Ewigkeit hatten Steven und Andrew ein Einsehen. Ich behielt den Ring.
    Fluchend packten sie mich an Schultern und Beinen und kippten mich über Bord.

Stille
    Die Stille war unvergleichlich, so vollkommen, so dicht und weich wie Zuckerwatte. Ich spürte den Zug eines eisernen Handgriffs an einem meiner Fußgelenke, während ich weiter und weiter im Wasser nach unten strebte. Einer von beiden musste mich gepackt haben und zog mich in die Tiefe. Das Licht, die Farben, ich hatte mir den Tod schlimmer vorgestellt. Meine abgewinkelte Hand schwebte schwerelos über meinem Kopf durchs Wasser. Der Schmerz war dumpfer geworden, erträglicher. Ich wollte Luft holen und fand nur Wasser. Ich musste atmen; ich wollte nicht sterben. Kein Schwimmen, kein Zappeln konnte meine Fahrstuhlfahrt nach unten aufhalten. Meine schwachen Widerstandsversuche waren zwecklos. Ich sah die Bilder meiner Eltern vor meinem inneren Auge vorüberziehen – wir zusammen damals im Garten. Ein untrügliches Zeichen: Das waren die letzten Bilder. Der Druck auf meinen Ohren wurde unerträglich. Das helle, wabernde Lichtviereck über mir wurde kleiner und kleiner, das Wasser dunkler und kälter. Meine Rippen schienen sich um meine Lunge zusammenzuziehen, und ich nutzte mein letztes bisschen Luft, um hoffnungslos und stumm seinen Namen zu rufen. Ich blickte den letzten Sauerstoffbläschen nach, die über mir aufstiegen, und schloss die Augen.
    Das bin ich, denke ich. Ich sehe meinen Körper dicht an mir vorbeischweben. Meine schwarzen Haare liegen wie ein feiner, dunkler Fächer im Wasser, mein blaues T-Shirt wirft wellige Falten, als wäre es lebendig. Andrew kann mich jetzt leichter nach unten ziehen, weil mein Körper keinen Widerstand mehr bietet. Er zieht nur noch meine leere Hülle hinter sich her. Steven schwimmt neben ihm. Sie sind jetzt schnell und siegessicher. Plötzlich breitet sich in der Dunkelheit ein schnell heller werdender Lichtschein aus. Ich begleite mich und schaue in das gleißende Licht. Mein Körper sinkt auf den Meeresboden, und ich bleibe auf dem hellen Sand liegen. Wegen des gleißenden Lichts kann ich die Wesen nur schemenhaft erkennen, die sich zu Hunderten um mich herumbewegen. Es sind helle, nackte, weich geformte Wesen, die wie Menschen aussehen, aber irgendetwas ist anders. Ihre Bewegungen sind so fließend und elegant. Sie ziehen ihre Kreise enger um mich herum in perfekter Einheit und gegenseitigem Verständnis. Andrew und Steven haben sich vor meinen Füßen aufgestellt. Jetzt schwimmt eines der Wesen aus dem Schwarm heraus zu mir hin. Es ist eine Frau mit langen, wallenden Haaren. Ich sehe sie wie im Gegenlicht. Langsam öffnet sich der enge Kreis um meinen Körper. Auch Steven und Andrew treten respektvoll zurück. Im hellsten aller Lichter kniet sich die Frau vor meinen Körper. Um uns herum ist alles in Bewegung. Nur wir sind starr. Ihr Haar fließt über meine Brust, während sie den Kopf zu mir herunterbeugt. Ihr Mund presst sich auf den meinen, und ich spüre ein Ziehen, wie einen leichten Luftzug, der kurzzeitig aufkommt. Ihr Kuss ist lang und drängend. Plötzlich geht ein Ruck durch die hellen, schwimmenden Gestalten. Die Frau löst ihren Mund von meinem und erhebt sich schwankend. Das helle Licht flackert, als plötzlich ein Schatten auf meinen Körper fällt. Blinzelnd sehe ich nach oben und versuche zu verstehen. Was ist das?
    Es ist Ethan, der mit schlängelnden Bewegungen blitzschnell das Wasser teilt. Er schwimmt ganz nah an mir vorüber. Sein Gesichtsausdruck ist panisch.
    „Du kommst zu spät, Ethan. Ich bin schon tot.“
    „Nein, Nia, nein!“, höre ich ihn schluchzen. Ich sehe, wie der Schwarm vor ihm zurückweicht. Er stößt die Frau neben mir zurück. Sie taumelt in den Kreis der anderen. Andrew und Steven schwimmen auf Ethan zu. Eine leichte Berührung seiner Hände, und sie sinken wie vom Blitz getroffen leblos in den Sand.
    Dann hebt er meinen Körper vom Boden auf. Er umschlingt meine Brust und zieht mich an sich.
    „Bemühe dich nicht weiter, Ethan. Es ist vorbei.“
    „Nein“, ist seine trotzige Antwort. Meinen leblosen Körper an sich gepresst, strebt er nach oben. Die schweigenden, hellen Wesen bleiben im Licht zurück. Ich begleite ihn und mich auf dem Weg zur Oberfläche. „Armer Ethan, warum quälst du dich so?“
    „Weil ich dich brauche und weil du leben musst.“ Er klingt so ernst. Ich lache silberne Perlen. Ich habe aufgehört, etwas zu müssen.

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