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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Bettdecke zurück, schlüpfte zwischen die Musselinlaken und löschte das Magierlicht. Sie streckte und schüttelte sich so behutsam, dass ihre Krallen auf dem polierten Holz keine Geräusche machten.
    Das fehlende Magierlicht war für ihre Nageraugen kein Problem – die sterbende Glut im Kamin lieferte ihr noch genug Licht. Das Heben und Senken von Kisrahs Brustkorb ging allmählich in die flache Atmung eines Schlafenden über. Gespannt harrte Aralorn der Dinge, die da kommen mochten.
    Sie konnte nicht genau sagen, woran sie bemerkte, dass noch eine weitere Präsenz im Raum war. Vielleicht ein ungewöhnliches Geräusch, vielleicht ein paar Haare, die sich an ihrem Rücken aufstellten. Es war, wie wenn ein kalter Wind aufgekommen und durch den Raum geweht wäre, obwohl die Luft noch immer ruhig, das Klima angenehm war.
    Sie riss den Blick vom Bett los und sah, wie sich ein blasser Nebel vor dem Kamin auf den Boden herabsenkte. Langsam verwandelte er sich in eine Aralorn ach so bekannte Form. Die Stimme war so leise, dass sie die Worte nicht hätte verstehen können, wäre sie ihr nicht so nah gewesen. Und vielleicht auch nicht, wenn sie nicht auf den Jauler getroffen wäre. Ja, es waren Klänge, die man vernahm, und doch nicht wirklich hörte.
    Du hättest nicht herkommen sollen, Kisrah. Jemand wird dich mit der Tat in Verbindung bringen, und was dann? Aralorn erzitterte vor Grauen, als sie Wolfs vermeintlich toten Vater erblickte. Seine Lippen bewegten sich nicht, obwohl sie die Stimme klar und deutlich vernahm.
    Was hast du getan, alter Freund? Du sagtest, der Zauber wäre für Cain gedacht, um ihn gefahrlos zu binden. Das war Kisrahs Stimme. Sie wagte einen Blick zum Bett, aber der Erzmagier lag reglos da und schlief offensichtlich tief und fest.
    Und wer hätte ihn gegen ihn anwenden sollen? Einst war ich der mächtigste Magier der Welt, und er hat mich zerstört. Welchen meiner Freunde hätte ich gegen ihn zu Felde ziehen lassen sollen? Du hättest es vielleicht getan, aber auch du hättest versagt. Geoffreys Stimme klang sanft. Hätte ich es zulassen sollen, dass er auch dich tötet?
    Wäre es kein schwarzer Zauber gewesen, hätte ihn jeder Magier aufheben können. Geoffreys Stimme senkte sich verständnisvoll. Hast du denn nicht zum Schein versucht, den Zauber zu brechen? Wenn es nur einer gewesen wäre, hätte jeder den Löwen befreien können. Es ist noch nicht an der Zeit, dass er wieder erwacht. Hab Geduld, alles wird gut.
    Aralorn versuchte sich noch kleiner zu machen, ohne sich allzu viel zu bewegen. Sie wusste nicht, was passieren würde, wenn einer der Beteiligten dieses bizarren Gesprächs bemerkte, dass eine Maus jedem ihrer Worte lauschte.
    Aber der Löwe stirbt, wenn nicht bald etwas geschieht. Sie hat nicht vor, Cain ins Spiel zu bringen, sonst hätte sie es längst getan. Daraus kann nichts Gutes erwachsen, Geoffrey. Das Böse gebiert Böses. Die Magie, derer ich mich bediente – ich und welcher andere umnachtete Narr auch immer, den du für deine Zwecke ausgewählt hast –, ist böse. Ich hätte mich nie darauf einlassen dürfen.
    Geoffreys Stimme wurde harsch. Glaubst du, mein Sohn ist so dumm, dass er sich auf herkömmliche Weise in die Falle locken ließe? Ich habe jahrelang ergebnislos nach ihm gesucht – weil ich eben nicht den richtigen Köder aufgestellt habe. Und den habe ich jetzt. Keine Sorge, er ist hier. Zusammen mit ihr. Cains Mutter war eine Gestaltwandlerin. Sie hat ihm die Gabe verliehen, grüne Magie einzusetzen, etwas, das ich nicht erkannte, bis es zu spät war, da ich mich von seinem Talent für die Menschenmagie blenden ließ. Die Kombination hat sich als verheerend erwiesen – zu verheerend für seinen Geist. Zumindest hoffe ich das. Denn dass er wahnsinnig geworden ist, wäre für mich einfacher zu akzeptieren, als wenn das Blut von meinem Blute einfach nur abgrundtief böse wäre.
    Geoffrey verstummte, als wäre er von einem tiefsitzenden Kummer übermannt worden. Aralorns Furcht wandelte sich in Zorn, und sie verzog wütend das Gesicht, ein Ausdruck, der in einem Mäusegesicht sicherlich seltsam anmutete. Sie beerdigte im Geiste alle Angst ob eines sagenhaften, uralten Feindes, fast schon ein wenig erleichtert darüber, dass ihr Gegenspieler kein Geringerer als Geoffrey ae’Magi war. Sie und Wolf hatten versagt. Das ist Geoffrey ae’Magi. Er manipuliert Menschen und verdreht sie mit einem Talent, für das man ihn fast schon bewundern könnte, würde er es nicht in

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