Arbeit - Leben - Glueck
schade sein, immer wieder aufs Neue die »Klinken zu putzen«, wie es in der Sprache der Handelsvertreter heißen würde. Die folgenden Fragen zielen darauf ab, ob man diese Ochsentour auf die Dauer durchhalten kann:
Was muss ich machen, um andere von mir und meiner Arbeit zu überzeugen?
Wie reagiere ich auf Absagen und Rückschläge?
Habe ich Talent zur Vermarktung meiner Arbeit?
Wenn nein: Kann ich es entwickeln?
Sich selbst auf dem Gipfel des Erfolgs zu sehen, ist einfach. Aber kann ich mir auch die Mühen der Ebene vorstellen?
Will ich in der Oberliga mitspielen oder reicht mir auch das Mittelmaß?
Wie viel Zeit darf ich mir lassen, um den Durchbruch zu schaffen?
Wie kann ich in dieser Phase wirtschaftlich überleben?
Wäre es eine Alternative für mich, einen sicheren »Brotberuf« zu erlernen und meinen Interessen nur nebenher, also in der Freizeit, nachzugehen?
Soll ich möglichst schnell richtig viel Geld machen, um wirtschaftlich unabhängig zu werden, und dann – ohne wirtschaftlichen Druck – meinen Interessen nachgehen?
|26| Viele Wege führen überallhin
Unabhängig von der Frage, was man werden will, muss man auch entscheiden, welchen Ausbildungsweg man einschlagen soll, denn meist führen mehrere Möglichkeiten zum Ziel. Deshalb hier zunächst ein Überblick:
Die Berufsausbildung beginnt direkt nach der Schule. Sie ist vorwiegend praktisch orientiert und läuft immer auf einen ganz bestimmten Beruf hinaus, zum Beispiel Bäcker, Schiffsmechaniker oder Verlagskaufmann. Vier Tage in der Woche sind Auszubildende im Betrieb, einen Tag besuchen sie die Berufsschule. Neben den Betrieben bilden auch die staatlichen Berufsfachschulen aus, etwa zum Krankenpfleger, zum Informatiker oder zum Archivar. Praktischer und theoretischer Unterricht sind hier oft unter einem Dach. Eine Berufsausbildung endet mit einer Prüfung. Wer sie besteht, erhält ein entsprechendes Abschlusszertifikat, etwa den Gesellenbrief oder ein Diplom.
Der größtmögliche Gegensatz zur Berufsausbildung ist das Studium an einer Universität. Hier ist nicht Berufspraxis das Ziel, sondern das Lernen selbst. Man erwirbt Fachkenntnisse, forscht in seinem Spezialgebiet oder studiert breit gefächert. Man lernt, Fragen zu stellen, komplexe Themen zu bearbeiten, vorzutragen und schriftlich zu fixieren.
Wie es dann beruflich weitergeht, entscheidet sich oft erst nach dem Studium. Das führt dazu, dass viele einfach drauflosstudieren. So wird der zukünftige Beruf zu einer Art Überraschungsei: Spannend, solange es noch eingepackt ist, und nur vielleicht ist auch was Nettes drin.
Die folgenden Fragen helfen dabei, auch dann über seine Möglichkeiten nachzudenken, wenn man sich noch auf nichts festlegen will:
|27| Habe ich eine Vorstellung davon, was ich beruflich mit meinem Studium anfangen kann?
Was sagen ältere Semester oder Ex-Studenten (Alumni), wenn ich davon erzähle?
Habe ich Alternativen für den Fall, dass ich das Gewünschte nicht erreichen kann?
Was möchte ich beruflich auf keinen Fall machen? Was wäre der größte anzunehmende Unfall, mein persönliches »Worst-Case-Szenario«?
Bin ich vor diesem Szenario durch meine bisherige Karriereplanung einigermaßen geschützt?
Um sich mehr Orientierung zu verschaffen, machen viele Studenten während des Studiums das ein oder andere Berufspraktikum, in vielen Studiengängen sind Praktika sogar vorgeschrieben. Daneben gibt es berufsvorbereitende Seminare und Aufbaustudiengänge. Auch die so genannten Alumni-Treffen sind wichtige Anlaufstellen für alle, die sich auf das Leben nach der Uni besser vorbereiten wollen. Alumni (die von der Mutter – Alma Mater – genährten Kinder) nennen sich Ex-Studenten, die sich ihrer Universität auch nach dem Eintritt ins Berufsleben noch verbunden fühlen. Sie unterstützen ihre Alma Mater finanziell und organisieren Veranstaltungen, bei denen sie vor den Studenten über ihre Erfahrungen in der Arbeitswelt berichten, Kontakte vermitteln und bei der Jobsuche helfen.
Noch kann man an einer deutschen Universität vier mögliche Abschlüsse machen: Diplom und Magister, Bachelor und Master. Der Bachelor ist (innerhalb eines Studienfachs) etwas weniger wert als Diplom oder Magister, der Master etwas mehr. Der Bachelor soll der Tendenz nach ein berufsqualifizierender Abschluss sein und dauert drei Jahre. Den Master braucht man für eine akademische Laufbahn, er schließt an den Bachelor an. Auf Diplom und Magister folgt nach wie
Weitere Kostenlose Bücher