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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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man die sichtbaren Striche in Gedanken verband, dann ergaben sich auf der rechten Seite sehr grob die Umrisse Europas mit dem charakteristischen Zipfel der Iberischen Halbinsel.
    „Ich glaube, Du hast recht. Wäre es für Dich in Ordnung, wenn ich mein Isopropanol-Wasser-Gemisch auf der Rückseite einsetze?“
    „Okay. Mach das. Ich leg auf und Du meldest Dich nachher wieder, sobald Du mir ein anständiges Bild geschickt hast. Ich gehe raus zu Silvia und sage die Termine für morgen ab. Ich komme nach Calw.“
    Herbert hatte aufgelegt und Christopher verspürte ein leichtes Kribbeln im Nacken. Wenn Herbert so schnell vor Ort sein wollte, dann war an der goldenen Scheibe wirklich etwas dran. Christopher widmete sich jetzt der Rückseite. Er nahm eine weiche Zahnbürste zu Hilfe, und nach mehreren Waschgängen tupfte er die Rückstände mit einem Tuch ab. Die Linien waren nicht mehr vollständig erhalten, was sicher daran lag, dass Gold ein sehr weiches Metall war, aber Christopher erkannte eindeutig Europa und im linken Teil der Scheibe den amerikanischen Kontinent. Er nahm seine Lupe und sah, dass auch die größeren karibischen Inseln dargestellt waren. Verblüffend war die relative Maßstabstreue. Das Ergebnis erregte und enttäuschte ihn zugleich.
    Im Grunde konnte das Artefakt nur eine Fälschung sein. Es war unmöglich, dass ein Bewohner Mittelamerikas diese beiden Kontinente vor Ankunft der Spanier gekannt hatte, und auch nach 1519 waren Karten nicht annähernd so genau. Etwas sagte ihm aber, dass mehr dahinter steckte.
    Er nahm rasch die digitale Kamera, schoss einige Bilder und startete den Upload in Richtung Tübingen. Er gab Herbert eine Minute Zeit und wählte dann seine Nummer. Herbert meldete sich sofort.
    „Die Karte. Unmöglich vorspanisch. Ist das alles eine Fälschung?“, platzte Christopher heraus, obwohl die Antwort auf der Hand lag.
    Umso überraschender war Herberts Kommentar: „Mein Gefühl sagt mir, dass mehr dahinter steckt. Ich bin morgen früh so gegen acht bei Dir. Hast Du Patienten?“
    „Ne, morgen ist mein freier Tag. Wir müssen den Fundort untersuchen und Spuren sichern.“
    „Richtig. Hast Du eine vernünftige Kamera mit wenigsten fünf Megapixeln?“
    „Logisch. Instrumente und Tütchen sind auch da. Du kennst mich doch.“
    „Hast Du die Zahlen schon übersetzt?“
    „Mach Du das, Herbert. Ich werde morgen früh als Erstes Herrn Wallinger anrufen, der unser geheimnisvolles Artefakt oder Faksimile oder was immer es denn ist, gefunden hat. Er hat mir den Fundort beschrieben, und ich bin sicher, dass ich da schon öfter mit meinem Mountainbike vorbeigefahren bin.“
    „Okay. Tu das. Wir sehen uns morgen.“
    Herbert legte auf. Christopher platzierte die Scheibe behutsam auf einer weichen Unterlage mit der Rückseite nach oben. Er nahm eine Fräse und trennte einen winzigen Span vom Rand ab, verpackte ihn in eine weitere Tüte und schloss das seltsame Ding in den Tresor ein, in dem auch die Goldlegierungen für den Zahnersatz lagerten.
    Die drei Tüten mit den Proben steckte er ein. Er würde sie, wie Herbert vorgeschlagen hatte, mit der ersten Post nach Tübingen schicken, wo sie Silvia unverzüglich den entsprechenden Leuten in der Chemie und Metallurgie aushändigen könnte.
    Es war bereits nach zehn Uhr, als er die Praxistüre hinter sich schloss. Carolin würde sauer sein und ihm ein Loch in den Bauch fragen. Er wollte sie nicht anlügen, aber was er ihr schließlich erzählen könnte, wusste er auch nicht.
    Wenn es sich um ein gut gemachtes Faksimile handelte, das auf seltsamen Wegen irgendwie im Wald verloren gegangen war, dann wollte er sich nicht lächerlich machen mit dem Enthusiasmus, den er in die Sache hinein legte.
    Er entschied, eine ausführliche Erklärung wenigstens so lange aufzuschieben, bis die Ergebnisse der Analysen da wären. Zufrieden mit dieser Entscheidung öffnete er schließlich das Tor zur Tiefgarage, in dem er sein Auto immer am selben, für ihn reservierten Platz parkte, was ein Schild an der Hinterwand kundtat. Wie jeden Abend schloss sich das große Tor hinter ihm, das er bei der Ausfahrt erneut durch den Zug an einer von der Decke hängenden Kordel öffnen musste.
    Er tastete nach dem Lichtschalter. Nichts passierte. Da musste ein Kurzschluss in der Leitung sein oder die Neonröhren defekt. Mist. Das Tor erreichte mit einem Quietschen seine endgültige Position, und wenn es vorher schon dunkel gewesen war, so konnte Christopher nun im Sinne

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