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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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lösen versuche. Vorweg gleich mal ein klares Nein . Sie hat nichts mit dem Weltuntergang zu tun, der gar nicht stattfindet. Nachdem, was Du über Frau Wallinger erzählt hast, sollten wir aber in Betracht ziehen, dass sie irgendwie ihre Finger im Spiel hat. Vielleicht hat sie aus einer Wahnvorstellung heraus dieses Ding im Wald ihres Mannes versteckt.“
    Er überlegte noch kurz, ob er ihr von seinem Erlebnis in der Tiefgarage erzählen sollte, entschied sich aber dagegen, da zum einen nichts passiert war und ihn die Sache mit dem Licht, wie einen unvorsichtigen Tölpel dastehen ließ.
    Es gab keinen Grund, Carolin damit zu erschrecken und ihr den Schlaf zu rauben.
    „Hmmm…“, sinnierte sie, und Christopher wusste, was dieses Hmmm zu bedeuten hatte. Ihre Gedanken folgten einer eigenen Logik, die er am Anfang ihrer Beziehung nicht als solche akzeptieren konnte. Im Grunde waren sie nie kompatibel gewesen. Er, der unbedingte Kopfmensch, und sie jemand, der zwar sehr analytisch denken konnte, diese Gabe aber nur dann nutzte, wenn alle anderen okkulten Alternativen versagt hatten.
    Damals hatte er ihre emotionale und intuitive Art belächelt.
    Sie hatte ihm gehörig den Kopf gewaschen. Er erinnerte sich noch genau an diesen Streit, an dem sich ihre weitere Zukunft entschied. Er war durch seine latenten Rückenschmerzen in einer depressiven Verfassung gewesen, die ihn aggressiv machte. Ihre Argumentation, die ihn endgültig davon überzeugte, dass er der Geisterfahrer auf der Autobahn war und nicht all die anderen, die ihm entgegen kamen, war einfach und bestechend.
    „Ich mit meiner unvollkommenen weiblichen Logik bin ein glücklicher Mensch, während Du mit Deiner bewundernswerten Rationalität schon Dein ganzes Leben lang an einem Abgrund entlangeierst und überlegst, ob Du nicht lieber hineinspringen sollst, weil diese knallharte Logik Dir weder Lebenssinn noch ein Gefühl der Geborgenheit geben kann“, hatte sie ihm in einer heftigen Auseinandersetzung wütend an den Kopf geworfen.
    Er konnte und wollte ihr darauf keine Antwort geben, weil er die tiefe Wahrheit in ihren Worten erkannte, wenn er auch noch nicht bereit war, sie zu akzeptieren. Welchen Sinn hatte ein Fundament, auf dem man sein Leben errichtete, wenn es nicht tragfähig war? Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er Carolin kennengelernt hatte, war er wie ein Blinder herumgetapst.
    Liebe und Zuneigung waren auf den giftigen Boden seiner kühlen, positivistischen Welt gefallen, auf der sie nie gedeihen konnten.
    Einen Monat nach diesem bis dahin heftigsten Streit heirateten sie, doch es begann damit keine Traumehe, sondern der ewige Kampf des sich Verlierens und Wiederfindens, den beide im Stillen so manches Mal zum Anlass nahmen, über den Auszug aus der häuslichen Gemeinschaft nachzudenken.
    Sie liebten sich, doch ihre Definitionen des Begriffs waren nicht identisch. Während Carolin eine Kindheit in einer herzlichen Großfamilie erlebt hatte und dieses Bild ganz einfach in ihr späteres Leben übertragen konnte, hatte Christopher nichts Vergleichbares. Er wusste, dass er nicht einfach seine Vergangenheit ablegen konnte wie ein abgetragenes Kleidungsstück, um in ein Neues, Schöneres zu schlüpfen. Er hatte zunächst panische Angst gehabt, sie zu verlieren und bemühte sich, in die Rolle des liebevollen Ehemanns hinein zu wachsen. Genau das aber trieb ihn auch zur Verzweiflung, denn er wusste nicht, ob dieses Bemühen eine Schauspielerei blieb, mit der er vorgab, etwas zu sein, das er nicht war, und damit ein Betrug an seiner Frau und sich selbst.
    Letztlich konnte er diese Frage nicht beantworten. Er empfand Dankbarkeit für das Glück, das ihm widerfahren war. Sie hatten lange keine Kinder bekommen, doch schließlich hatte es geklappt. Er lebte in der Familie, die er sich immer gewünscht hatte und als Kind entbehren musste. Es blieb die Furcht, das alles wieder zu verlieren, entweder durch ein schreckliches Unglück, das er sich in seinen Albträumen ausmalte, oder durch eigene Schuld, weil er nicht bieten konnte, was die Ausdauer zwischenmenschlicher Beziehungen brauchte:
    Liebe, nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus einer Verbundenheit, die der Tiefe des Herzens entsprang.
    Carolin hatte ihn die ganze Zeit über angesehen. Sie hatte seine Gedanken gelesen, wie sie das immer tat, und er fühlte sich ertappt.
    „Ich liebe Dich“, sagte er, ohne entscheiden zu können, ob er damit sie oder vielmehr sich selbst überzeugen wollte.
    „Ich weiß“,

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