Arcanum – Das Geheimnis
des Wortes seine Hand nicht mehr vor Augen sehen.
„Wenn mir jetzt die Wagenschlüssel runterfallen, kann ich auf dem Fußboden übernachten“, dachte er.
Er konnte den Weg zu seinem Auto im Schlaf zurücklegen. Als er den Schlüssel in das Schloss schob, hörte er ein Geräusch und drehte sich blitzschnell um. Etwas sauste durch die Luft und traf dort, wo gerade sein Kopf gewesen war, seine Schulter. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Seine linke Hand fühlte sich taub an, doch kurz darauf war das Gefühl wieder da und ging in ein dumpfes Pochen über. Er warf sich auf den Boden, stützte sich auf die Hände, katapultierte seinen rechten Absatz in Richtung des Angreifers und drückte ihm die Beine weg. Dieser krachte zu Boden und eine Sekunde später schlug ein Gegenstand auf den Beton, der den metallischen Klang einer Eisenstange von sich gab. Christopher hatte das Gefühl, dass sie zu zweit waren, denn in diesem Moment streifte ihn etwas am Rücken und er hörte Schritte, die zum Tor der Garage rannten.
Der andere Unbekannte rappelte sich hoch, und er bekam ihn am Hals zu fassen. Er zog mit aller Kraft an etwas, das sich wie ein Amulett an einem massiven Halskettchen anfühlte. Dann zerriss es, und der Angreifer raste ebenfalls in Richtung Tor, zog an der Kordel, rollte sich durch den schmalen Spalt, der sich öffnete, und drückte von außen auf den rot beleuchteten Knopf, der den Schließmechanismus erneut in Gang setzte.
Das verhinderte, dass Christopher ihm folgen konnte, doch er war ohnehin zu benommen. Das Adrenalin überflutete seinen Körper und das Letzte was er gerade im Sinn hatte war, auf einer wilden Verfolgungsjagd von einem Messer oder einer Schusswaffe verletzt oder getötet zu werden.
Er atmete tief ein und durch seine lange Yogapraxis kam er nach weniger Sekunden zur Ruhe. Nicht der kleinste Lichtstrahl fiel in die Tiefgarage. Er tastete sich zum Schloss auf der Fahrerseite seines Audis. Zum Glück steckte der Schlüssel noch. Er öffnete und die Innenbeleuchtung verschaffte ihm sofort die nötige Orientierung. Er schaltete die Scheinwerfer ein.
Außer ihm war niemand in der Garage und die wenigen Autos, die noch parkten, waren verlassen und dunkel. Er atmete erleichtert auf.
Was war der Zweck dieses Überfalls gewesen? Ging es um Geld? Etwas sagte ihm, dass alles irgendwie mit der goldenen Scheibe zu tun hatte. Aber vielleicht sah er Gespenster. Er drehte sich zu seiner verletzten Schulter. Der dumpfe Schmerz ließ langsam nach und seine dick gepolsterte Lederjacke, die einen Großteil der Energie absorbiert hatte, zeigte lediglich eine Abschürfung.
Er würde sicher einen hübschen, blauen Fleck bekommen, aber damit lies sich leben. Erst jetzt erinnerte er sich an den Anhänger, den er abgerissen und fallen gelassen hatte.
Er trat nochmals vor den Wagen, und im Licht der Scheinwerfer fand er schnell das Amulett mit der massiven silbernen Kette. Es war äußerlich unscheinbar und glatt, aber Christopher ertastete ein winziges Scharnier.
Das musste warten. Er steckte das Amulett ein und startete den Wagen. Einen Augenblick später verließ er die Garage und raste durch die Nacht, da er zu Hause mehr als überfällig war.
Carolin saß gerade vor ihrer Lieblingsseifenoper, als Christopher nach Hause kam. Er zog sich leise seine Jacke und die Schuhe aus, nahm sich etwas zu essen und überraschte seine Frau mit zwei Gläsern eines trockenen Burgunders.
„Hallo Schatz“, begann er und reichte ihr ein Glas.
Carolin war vollkommen in die Serie vertieft und schien die Zeit vergessen zu haben. Sie schaute etwas desorientiert auf, lächelte ihn an und sagte lediglich:
„Schön, dass Du da bist, danke für den Wein.“ Sie stieß mit ihm an.
So glimpflich war er noch nie davongekommen. Da sie mit keinem Wort auf seine Verspätung einging, tat er es auch nicht. Es brannte ihm unter den Nägeln, das Amulett zu untersuchen, aber er verkniff sich, schon wieder mit einer Ausrede zu verschwinden und Carolin alleine sitzen zu lassen.
Er setzte sich neben sie, knabberte an seinem Käsebrot und legte den freien Arm um ihre Schultern. Sie kuschelte sich an ihn und lächelte. Kurz darauf gingen sie zu Bett. Carolin lag neben ihm und fragte ihn wie üblich:
„Wie war Dein Tag? Gab es etwas Besonderes?“
Er zögerte einen Augenblick zu lang, was genügte, dass sie sich zu ihm umdrehte, die Ellenbogen aufs Bett stützte und die Hände unter dem Kinn faltete. Er seufzte und begann zu
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