Arcanum – Das Geheimnis
Dich auf dem Laufenden zu halten. Im Gegenzug wäre ich froh, wenn Du ab und an den Polizeicomputer anwirfst, und mit Personen fütterst, auf die wir stoßen.“
„Ich verspreche nichts. Die goldene Scheibe könnte der Schlüssel zu den Morden sein, und ich stimme mit Dir überein, dass ihr vermutlich mehr darüber herausfinden könnt als ich. Wir bleiben in Verbindung. Hier auf meiner Karte sind alle Nummern, unter denen ich erreichbar bin. Auch nachts.“
Er schaute ihm in die Augen.
„Ich kenne Dich und weiß, dass Du nichts mit dem Mord an den Wallingers zu tun hast. Du verschweigst mir doch nichts?“
Christopher setzte ein unschuldiges Gesicht auf. „Nein, bestimmt nicht. Wir bleiben in Verbindung“.
Er führte Sven an die Türe, und als sie ins Schloss fiel, atmete er erleichtert auf. Er legte die goldene Scheibe zurück in den Tresor. Der Nachmittag verlief arbeitsintensiv, sodass er für kurze Zeit die wirre Geschichte vergaß. Als er spät nach Hause kam, schliefen die Kinder und Carolin bereits.
Er verließ früh am Morgen das Haus, bevor jemand außer ihm wach war. Das Gefühl der Entfremdung wurde dadurch noch verstärkt. Er rief Carolin gegen Mittag an und teilte ihr mit, dass er am Abend nach Tübingen müsse, um mit Herbert etwas zu besprechen. Es würde spät werden. Sie wirkte seltsam teilnahmslos und Christopher war froh, dass sie keine Fragen stellte. Nach der Praxis fuhr er zu Silvia, wo sie sich zur Lagebesprechung verabredet hatten. Er war über eine Stunde zu früh, und Silvia empfing ihn an der Türe lediglich mit einem Bademantel bekleidet und tropfnassen Haaren. Sie hatte geduscht und es erschien ihm, als hätte sie ihn bereits erwartet. Die Tür fiel ins Schloss und ihr Mantel glitt zu Boden. Sie reichte ihm einen Espresso, so als gehöre Kaffee zum Ritual ihrer körperlichen Vereinigung.
Er trank ihn hastig und spürte die Müdigkeit abfallen. Sie lächelte, legte ihre Arme um seinen Hals, sprang auf ihn und legte wie schon einmal ihre nackten Beine um seine Lenden. Ihre eiserne Umklammerung war beinahe schmerzhaft, doch das tat seiner Erregung keinen Abbruch. Es war wie zu der Zeit, als er Drogen nahm. Damals hatte er sich eingeredet, es würde bei dem einen Mal bleiben. In Wahrheit aber verlor er komplett die Kontrolle, und Dosis sowie Häufigkeit nahmen stetig zu. Diesmal war es nicht anders, und es hätte ihm eine Warnung sein müssen. Die Wildheit, mit der sie sich vereinigten, war nicht mit dem ersten Mal zu vergleichen. Sie biss und kratzte ihn, und er legte alle Hemmungen wie auch die letzte Spur eines schlechten Gewissens ab. Sie beherrschte ihn, und er ließ es mit sich geschehen. Sie zerrte ihn schließlich unter die Dusche, wo er unter dem Strahl des heißen Wassers ein letztes Mal in sie eindrang.
Als ihm die Tätowierung über ihren Schamlippen ins Auge fiel, kam ihm Herr Gryphius in den Sinn. Hatte er die Rose gepflückt? Hatte sie ihn gestochen und war ihr Stich tödlich? Er lachte laut auf, und sie fiel in sein Lachen ein. In ihren Augen war etwas Dunkles, und tief in seinem Innersten sagte ihm eine Stimme, dass er in großer Gefahr schwebte. Es interessierte ihn nicht. Der Rausch war so intensiv, so unvergleichlich, dass er alles geben wollte, um nicht aufwachen zu müssen. Das jähe Ende kam in dem Moment als Silvia den Mischer auf kalt drehte. Es schien ihr überhaupt nichts aus zu machen, doch Christopher dachte für einen Moment, sein Herz bleibe stehen. Er war auf einen Schlag nüchtern, prustete und sprang aus der Dusche. Sie lachte während er mit einem Mal das unangenehme Gefühl hatte nackt zu sein.
So musste sich Adam gefühlt haben, als er mit der verbotenen Frucht erwischt worden war. Die Schreckensbilder seiner strengen, katholischen Erziehung waren wieder da. Sein Kindermädchen hatte ihm bildreich eine Hölle beschrieben, die es speziell für Jungen gab, die onanierten. Hatte er von der verbotenen Frucht gekostet und das Paradies für immer verloren? Der Schock des kalten Wassers machte ihn benommen. Die Rose auf Silvias Schambein war eine zusammengerollte Schlange, deren Körper nicht von Schuppen, sondern von Federn bedeckt war. Er kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Nein, da war nur die Rose. Er trocknete sich hastig ab und schlüpfte in seine Kleider. Silvia duschte sich mit viel Seife noch einmal gründlich ab. Er ging inzwischen in die Küche, um ein Glas Wasser hinunter zu stürzen. Seine Kehle war trocken und rau wie ein
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