Arcanum – Das Geheimnis
Reibeisen. Was hatte er hier zu suchen, und in was war er hineingeraten? Es blieb ihm nicht viel Zeit nach zu denken. Silvia hatte sich fertiggemacht, und keine Spur an ihr ließ erahnen, was gerade geschehen war. Sie nahm sich ebenfalls ein Glas Wasser, und in dem Moment läutete es an der Tür.
Es waren Herbert und ein Riese, der sich als Max vorstellte. Er sah aus wie der Rausschmeißer einer Diskothek, hatte einen Stiernacken und einen kahl rasierten Schädel. Seine Nase war breit wie die eines Boxers, und der trainierte Körper setzte seinen teuren Anzug durch beachtliche Muskelpakete gefährlich unter Spannung. Sein Äußeres passte nicht zu seinen übertriebenen Manieren. Er drückte Silvia einen Kuss auf die rechte Hand und reichte Christopher danach mit einem unverbindlichen Lächeln die kräftige, behaarte Pranke.
„Setzt Euch zur Lagebesprechung“.
Silvia wies auf die Stühle an ihrem großen Esstisch und genoss sichtlich ihre Rolle bei diesem illegalen Unternehmen. Max legte einen Stahlkoffer auf den Tisch. Er öffnete ihn und legte zunächst eine Waffe gut sichtbar daneben, bevor er eine Anzahl Pläne ausbreitete, die offensichtlich das Haus der Fraternitas Rosae abbildeten.
„Eine Waffe kommt nicht infrage“.
Christopher war energisch aufgesprungen, sodass sein Stuhl nach hinten kippte und polternd zu Boden fiel. Max blickte ihn spöttisch an, doch in diesem Blick lag eine Drohung.
„Herr Martinez, lassen sie das bitte meine Sorge sein. Ich habe nicht vor zu schießen. Im schlimmsten Fall könnte es aber notwendig werden, jemanden in Schach zu halten, falls wir überrascht werden.“
Zögernd setzte sich Christopher wieder, auch deshalb, weil er Silvias verächtlichen Blick sah. Er wollte kein Schlappschwanz sein in ihren Augen. Herbert verfolgte die Szene sichtlich ungerührt. Die Waffe verschwand wieder im Koffer, und Max erklärte mit einem anerkennenden Blick in Richtung Silvia:
„Sie hat gute Arbeit geleistet. Von ihrem Freund in der Verbindung haben wir sämtliche Unterlagen, die für unseren Einbruch erforderlich sind. Wir haben den Plan der Sicherheitseinrichtungen sowie die Kombination des Safes im Keller. Da sind ein Gebäudeplan und die Rechnung mit einer Beschreibung der erst kürzlich eingebauten Sicherheitstüre.“
Christopher überlegte eifersüchtig, was Silvia als Gegenleistung für die Informationen angeboten hatte.
„Ich habe Fotos des Hauses geschossen, auf denen man die Überwachungskameras im Garten sieht“, erklärte Christopher an Max gewandt.
„Sie haben was?“ Max war laut geworden und sichtlich verärgert. „Wenn man sie gesehen hat, dann wird sich ein Sicherheitsmann nach unserem Einbruch an Sie erinnern.“
„Ich habe aus dem fahrenden Wagen heraus fotografiert, ohne anzuhalten“, erwiderte Christopher kleinlaut und wurde sich bewusst, dass Herbert und er lediglich Statisten bei dieser Unternehmung waren. Der Gedanke gefiel ihm nicht.
„Nun gut, geben Sie mir die Speicherkarte. Ich schaue mir die Bilder nachher auf Silvias PC an.“
Max erklärte den Ablauf. „Die Türe ist schwer zu knacken und außerdem von der Straße aus gut einzusehen, sodass ich entschieden habe, das Fenster auf der unbeleuchteten Rückseite zu nehmen. Den Alarm kann ich ausschalten, und das Fenster mit einem Trick aushebeln. Anhand des Gebäudeplanes müssen wir dann durch den Versammlungsraum und hier die Kellertreppe hinunter“.
Er deutete auf die entsprechenden Stellen des Planes. „Soweit alles klar?“ Herbert und Christopher nickten.
„Silvia wird im Auto am Steuer bleiben. Herr Martinez geht mit mir in den Keller, während Herr Mendelsohn die Straße beobachtet“, fuhr er fort wie jemand, der das nicht zum ersten Mal machte.
Herbert war sichtlich enttäuscht, widersprach aber nicht. Max zauberte vier winzige Sprechfunkgeräte aus seinem Koffer und erklärte ihre Funktion.
Es war 21 Uhr 30, als sie mit dem dunklen Mercedes aufbrachen.
Sie rollten in eine Parallelstraße des Verbindungshauses, als die Turmglocke der Stadtkirche zehn Uhr schlug. Sie waren alle schwarz gekleidet, und Max verteilte dunkle Skimasken.
Christopher wäre am liebsten umgekehrt, doch dafür war es zu spät. Sie schlichen sich auf die Rückseite des Hauses in einer Zickzacklinie, die Max ausgeheckt hatte, um die toten Winkel der Überwachungsgeräte zu nutzen. Silvia hatte zwar erfahren, dass zu dieser Zeit niemand mehr im Haus war, die Kameras dann aber automatisch Bewegungen an
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