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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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der Öffentlichkeit bekannt, daß die Geschenkbonbonniere des Staates Israel aus dem Verkehr gezogen ist. Irgend jemand wird eine neue kaufen müssen.
     

 
    »Ordnung muß sein«, heißt es im Talmud.
    Deshalb ist in ganz Israel kein zweiter Berufszweig so hoch angesehen wie der des Ordners, uniformiert oder nicht, amtlich oder nicht, auf öffentlichen Plätzen oder in Versammlungslokalen. »Bitte hier nicht herumzustehen, dieser Platz ist für den Ministerpräsidenten reserviert!« - »Ich bin der Ministerpräsident, mein Freund!« - »Meinetwegen können Sie sogar der Ministerpräsident sein, hier dürfen Sie nicht herumstehen.«
     
GIBT ES EINEN TYPISCH ISRAELISCHEN HUMOR?
     
    Vor einigen Tagen besuchte mich Stockler, der Sekretär unseres Kultur- und Geselligkeitsklubs, und sprach zu mir wie folgt:
    »Am nächsten Sonntag veranstalten wir einen leichten Unterhaltungsabend. Wir würden uns freuen, Sie als Vortragenden begrüßen zu können. Das Thema, über das Sie bei uns sprechen sollen, lautet: >Gibt es einen typisch israelischen Humor, und wenn ja, warum nicht?<«
    »Meiner Meinung nach«, sagte ich abweisend, »soll ein Schriftsteller schreiben und nicht reden.«
    »Sie haben vollkommen recht. Trotzdem können wir Ihnen nicht mehr als 20 Pfund zahlen.«
    »Für mich ist das keine Frage des Geldes.«
    »Einverstanden. Beginn um 6 Uhr 30.«
    Um 6 Uhr 20 fand ich mich im Klubhaus ein. Ohne zu prahlen: es herrschte ein solcher Andrang, daß die Veranstalter bereits das Gittertor geschlossen hatten, um die andrängenden Massen abzuwehren. Ich wollte mich durchzwängen und kam auch wirklich bis an das Tor heran, aber dann ging's nicht weiter. Ein eisernes Gittertor ist ein eisernes Gittertor, besonders wenn es von innen versperrt ist.
    Es blieb mir nichts übrig, als um das ganze Gebäude herumzugehen, bis zur Hinterfront. Dort gab es, wie ich wußte, noch einen Eingang, eine kleine Glastür.
    An der Innenseite dieser Tür hing eine Tafel mit der Ankündigung meines Vortrags. Ein paar optimistische junge Menschen, der Stolz unseres Landes, umstanden die Tür, in der Hoffnung, vielleicht doch noch meinem Vortrag beiwohnen zu können. Vorläufig sahen sie nur die dichtgedrängten Zuschauerreihen im Innern des Saales und den in nervöser Erwartung auf und ab gehenden Stockler.
    Ich klopfte an die Tür. Niemand öffnete. Ich klopfte kräftiger.
    Ein untersetzter Ordner näherte sich von innen, schob die Tafel ein wenig zur Seite und machte das international gebräuchliche Zeichen für »Schert euch zum Teufel!« Ich zeigte mit ausdrucksvoller Gebärde auf mich selbst und gab mich als Vortragenden zu erkennen. Die nicht minder ausdrucksvolle Gebärde des Ordners deutete an, daß er willens sei, mir alle Knochen im Leib zu brechen. Die optimistischen jungen Menschen ringsum verhöhnten mich, weil ich es mit einem so alten Trick versucht hatte und nicht durchgekommen war.
    Ich begann aufs neue an die Türe zu klopfen, diesmal mit beiden Fäusten. Nach einiger Zeit nahm ich noch die Füße zu Hilfe. Tatsächlich öffnete sich die Türe, wenn auch nur spaltbreit, und der Ober-Ordner schlug mir mit einem Besenstiel über den Kopf.
    »Ausverkauft!« brüllte er. »Verschwind!«
    Obwohl ich unter der Wucht des Hiebes wankte, bewahrte ich meine Geistesgegenwart.
    »Ich bin der Vortragende!« stieß ich hervor und sprang hurtig zur Seite. »Lassen Sie mich hinein.«
    »Nicht einmal Ben Gurion kommt hier herein!« Der Besenstiel sauste drohend durch die Luft. »Reiz mich nicht, oder ich hol die Polizei!«
    Er schlug die Türe zu, versperrte sie und schob mit hämischem Nachdruck den Riegel vor.
    Ich ließ mich auf einen nahegelegenen Hydranten nieder und überlegte. Unter gar keinen Umständen würde ich aufgeben, soviel stand fest. Ich hatte einen wunderbaren Vortrag ausgearbeitet, in dem ich nachwies, daß es keinen echten israelischen Humor gab, weil die Behörden es an der entsprechenden Unterstützung der humoristischen Institutionen fehlen ließen.
    Von drinnen klang gedämpftes Klatschen. Die Ungeduld des Publikums wuchs. Jetzt galt es zu handeln.
    Von der gegenüberliegenden Apotheke rief ich den Kultur- und Geselligkeitsklub an.
    »Ausverkauft«, sagte eine mürrische Stimme.
    »Bitte schicken Sie mir Herrn Stockler zum Telephon.«
    »Unmöglich. Er ist drinnen beim Vortrag.« Klick.
    Als ich zu meiner Ausgangsbasis zurückkehrte, hatten sich die jungen optimistischen Menschen bereits aus dem Staub gemacht. Nur ein

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