Arche Noah, Touristenklasse
Nebenzahl-Klubs. Ständiges Anwachsen der Mitgliedschaft. Am Toto beteiligen sich bereits 104 Personen. Die Inhaberin eines Schönheitssalons hatte 50 Pfund auf die Lieferung einer Ersatz-Schublade gewettet (15. Januar, Grippe, 7. Juli) und gewann 500 Pfund, da sie sowohl die beiden Daten als auch die Ausrede richtig erraten hatte.
Die Festsitzung wurde durch eine musikalische Darbietung unseres Kammerquartetts eröffnet (drei Stühle, eine Gartenbank). Im Rahmen des Kulturprogrammes hielt der Prorektor des Technikums in Haifa einen Vortrag über das Thema »Der Tisch - ein überflüssiges Möbel.« Seine lichtvollen Ausführungen über die Speisegewohnheiten des frühen Neandertalers fanden größtes Interesse. Nach dem Bankett erfolgte in drei Autobussen die traditionelle Pilgerfahrt nach Jaffa. Nebenzahl steckte bis über beide Ohren in der Arbeit. Er versprach, bis Freitag nachmittag alles fertigzustellen. Die Verzögerung sei auf einen Todesfall in seiner Familie zurückzuführen.
4. September
Unser Exekutivkomitee bereitet die Errichtung eines medizinischen Hilfsfonds für Nebenzahl-Kunden vor. Es wurde ferner beschlossen, eine Monatszeitschrift mit dem Titel »Ewigkeit« herauszugeben, die sich mit aktuellen Fragen beschäftigen soll: Beschreibung neuer Maschinen in den Nebenzahl-Werkstätten (mit Photos), Namenslisten der zum Militärdienst einberufenen Werkmeister, Gesellen und Gehilfen, Resultate des Nebenzahl-Totos, Führungen durch Jaffa, eine ständige Rubrik »Neues aus der Welt der Tischlerei« und anderes mehr. Das Training unserer Korbballmannschaft findet jetzt zweimal wöchentlich statt. Wir machen gute Fortschritte. Die Mittel für den Bau eines Klubhauses sollen durch Anleihen aufgebracht werden.
Nach Schluß der Sitzung wurde der in den Statuten vorgeschriebene Anruf nach Jaffa durchgeführt. Nur der Kompagnon war da. Nebenzahl befindet sich auf Hochzeitsreise. Der Kompagnon versprach, für beschleunigte Abwicklung zu sorgen. Meine Frau setzte 300 Pfund auf den 17. August in drei Jahren.
10. Januar
Etwas vollkommen Unerklärliches ist geschehen. Heute vormittag erschien Josef Nebenzahl vor unserem Haus und zog eine Art von Tisch hinter sich her. Wir fragten uns vergebens, was er wohl im Schilde führen mochte. Nebenzahl erinnerte uns, daß wir vor geraumer Zeit - er wüßte nicht mehr genau, wann - bei ihm einen Tisch bestellt hätten, und der wäre jetzt also fertig. Offenbar handelte er in geistiger Umnachtung. Seine Augen flackerten. »Nebenzahl verspricht, Nebenzahl liefert«, sagte er. »Bitte zahlen Sie den Transport.«
Es war ein fürchterlicher Schlag für uns. Adieu, Nebenzahl- Klub, adieu, Vorstandsitzungen, Kulturprogramm und Wetten. Aus und vorbei. Und das Schlimmste ist: wir wissen nicht, was wir mit dem Tisch machen sollen. Wir können längst nicht mehr im Sitzen essen. Meine Frau meint, wir sollten uns nach den Mahlzeiten unter dem Tisch zur Ruhe legen.
Unsere Väter, die vor einigen tausend Jahren die hebräische Schrift erfunden haben, müssen Linkshänder gewesen sein, denn sie schrieben von rechts nach links. Außerdem hatten sie es sichtlich darauf angelegt, daß die Schrift der Heiligen Bücher nicht von jedem hergelaufenen Laffen gelesen werden könnte. Deshalb eliminierten sie, wie in der Stenographie, alle Vokale. Und deshalb ist es leichter, hebräisch zu schreiben als hebräisch zu lesen. Kein Wunder, daß die hebräischen Schriftsteller ständig auf fiebriger Suche nach Lesern sind. Ihre durchschnittliche Leserzahl beläuft sich auf drei: den Verleger, den Drucker und den Korrektor. Als vierten wollen sie mich.
WIE MAN EIN BUCH BESPRICHT, OHNE ES ZU LESEN
Die Sache mit Tola'at Shani bedrückte mich. Nein, das war wirklich nicht schön von mir: vor einem halben Jahr hatte er mir sein neues Buch geschickt, das ich sofort auf den Schreibtisch oder sonst irgendwo hingelegt hatte - und dort, wo immer das war, setzte es seither Spinnweben an.
Zu Beginn kam ich noch mit den üblichen Ausreden durch:
»Schon bekommen!« rief ich vorbeugend, wenn ich Tola'at Shani von weitem sah. »Sobald ich ein paar freie Stunden habe, lese ich es!« Und der vielversprechende junge Autor lächelte mir dankbar zu.
Als ich ihn nach ein paar Wochen unversehens beinahe über den Haufen rannte, ließ ich mich zu der Bemerkung hinreißen, daß ich bereits mitten in der Lektüre sei und daß wir nachher darüber sprechen müßten.
Bald darauf kam es zu
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