Archer Jeffrey
sie Franks Schreiben noch nicht bekommen, war Cornelius’ erster Gedanke.
»Pauline«, sagte er, als sie das Tablett auf seinem Schreibtisch abgestellt hatte, »haben Sie heute Morgen einen Brief von meinem Anwalt erhalten?«
»Ja«, antwortete Pauline, »und selbstverständlich werde ich den Wagen sofort verkaufen, damit ich Ihnen die 500 Pfund zurückzahlen kann.« Sie hielt inne und blickte ihn fest an. »Aber ich habe mich gefragt, Sir …«
»Ja, Pauline?«
»Wäre es möglich, dass ich die Summe abarbeite? Wissen Sie, ich brauche den Wagen, um meine Mädchen von der Schule abzuholen.«
Zum ersten Mal, seit er sich an die Verwirklichung seines Plans gemacht hatte, empfand Cornelius Gewissensbisse. Aber wenn er auf Paulines Vorschlag einginge, würde irgendjemand es herausfinden und damit die ganze Sache gefährden.
»Es tut mir sehr Leid, Pauline, aber man hat mir keine Wahl gelassen.«
»Genau das hat der Anwalt in seinem Brief erklärt.« Pauline krampfte die Finger um das Blatt Papier in ihrer Schürzentasche. »Ich muss schon sagen, ich habe nie viel von Anwälten gehalten.«
Jetzt fühlte Cornelius sich noch schuldbewusster, denn er kannte keinen vertrauenswürdigeren Menschen als Frank Vintcent.
»Ich gehe jetzt besser, Sir, aber heute Abend schaue ich kurz herein und räume ein wenig auf. Wäre es möglich, Sir, dass …«
»Ja?«
»Dass Sie mir ein Zeugnis ausstellen? Wissen Sie, in meinem Alter ist es nicht leicht, eine Stelle zu bekommen.«
»Ich schreibe Ihnen ein Zeugnis, mit dem Sie im Buckingham Palace eingestellt würden.« Cornelius machte sich sofort daran, eine Lobpreisung Pauline Crofts zu verfassen, die ihm zwanzig Jahre treu gedient hatte. Er las das Empfehlungsschreiben erst noch durch, ehe er es ihr mit den Worten reichte: »Danke, Pauline. Danke für alles, was Sie für Daniel, Millie und mich getan haben.«
»Ich habe es gern getan, Sir«, versicherte ihm Pauline.
Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und machte sich Notizen über die Vorfälle an diesem Vormittag. Dann ging er zur Küche, um sich einen kleinen Lunch zu richten und stellte fest, dass bereits gemischter Salat für ihn bereitstand.
Nach dem Essen nahm Cornelius einen Bus zur Stadt – zum ersten Mal, solange er sich erinnern konnte. Er brauchte einige Zeit, bis er eine Haltestelle fand, und als endlich der Bus kam, hatte der Schaffner nicht genügend Wechselgeld für Cornelius’ Zwanzigpfundnote.
Zuerst begab er sich zum Immobilienmakler im Stadtzentrum, der sich über seinen Besuch nicht zu wundern schien. Cornelius stellte erfreut fest, dass sich der Klatsch über seine finanzielle Misere erstaunlich schnell herumsprach.
»Ich werde gleich morgen früh jemanden zu The Willows schicken«, versicherte ihm der junge Mann, der sich hinter seinem Schreibtisch erhoben hatte, »damit er das Haus besichtigen und ein paar Fotos machen kann. Dürften wir auch ein Zu-Verkaufen-Schild im Garten aufstellen?«
»Selbstverständlich«, antwortete Cornelius ohne Zögern und musste sich auf die Zunge beißen, um nicht hinzuzufügen: »Je größer, desto besser.«
Nach seinem Besuch im Immobilienbüro spazierte Cornelius ein paar Meter die Straße entlang zu einer Speditionsfirma. Er hatte es auch hier mit einem jungen Mann zu tun, den er bat, das gesamte Mobiliar des Hauses abzuholen.
»Wohin sollen wir es bringen, Sir?«
»Zu Botts Lagerhaus in der High Street«, erklärte Cornelius.
»Kein Problem, Sir«, versicherte ihm der junge Angestellte und griff nach einem Block auf seinem Schreibtisch. Sobald Cornelius das Formular in dreifacher Ausfertigung ausgefüllt hatte, bat der Angestellte: »Unterschreiben Sie bitte hier. Sir«, und deutete ganz unten auf das Blatt. Ein wenig verlegen fügte er hinzu: »Wir müssen um eine Anzahlung von 100 Pfund bitten.«
»Selbstverständlich«, entgegnete Cornelius und holte sein Scheckbuch hervor.
»Tut mir Leid, Sir, aber wir nehmen nur Bargeld«, sagte der junge Mann.
Cornelius lächelte. Seit über dreißig Jahren hatte niemand einen Scheck von ihm abgelehnt.
»Ich komme morgen noch einmal vorbei«, versprach er.
Auf dem Rückweg zur Bushaltestelle blickte Cornelius durchs Schaufenster des Haushaltswarengeschäfts seines Bruders und bemerkte, dass das Personal nicht übermäßig beschäftigt zu sein schien.
Wieder in The Willows kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück und brachte alles zu Papier, was am Nachmittag vorgefallen war.
Als er an diesem Abend die Treppe hinaufstieg, um zu Bett
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