Archer Jeffrey
Tischchen immer sehr gemocht.«
»Ein Louis-quatorze«, sagte Cornelius beiläufig.
»Ich frage mich, wie viel es wert ist«, murmelte Elizabeth und bemühte sich, so gelassen wie möglich zu erscheinen.
»Ich habe keine Ahnung.« Cornelius zuckte die Achseln. »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich 60.000 Pfund dafür bezahlt – aber das ist über zehn Jahre her.«
»Und das Schachspiel?«, fragte Elizabeth und hob eine der Figuren hoch.
»Ist eine wertlose Kopie. Ein Spiel wie dieses kann man in jedem arabischen Basar für um die zweihundert Pfund bekommen.«
»Oh, ich hatte immer gedacht …« Elisabeth zögerte, bevor sie die Figur auf ein falsches Feld zurückstellte. »Nun, ich muss jetzt gehen.« Es hörte sich an, als hätte sie ihre Pflicht erfüllt. »Wir dürfen schließlich nicht vergessen, dass ich immer noch ein Geschäft führen muss.«
Cornelius begleitete sie, als sie über den langen Flur zur Haustür ging. Sie ging am Bild ihres Neffen Daniel vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen. Früher war sie stets davor stehen geblieben und hatte gesagt, wie sehr sie ihn vermisse.
»Ich frage mich …«, begann Cornelius.
»Ja?« Elizabeth blickte ihn ohne großes Interesse an.
»Nun, da ich in zwei Wochen hier raus muss, hatte ich gehofft, ich könnte bei euch unterkommen. Natürlich nur, bis ich eine Wohnung gefunden habe, die ich mir leisten kann.«
»Wenn du nur eine Woche früher gefragt hättest«, sagte Elizabeth, ohne mit der Wimper zu zucken. »Leider haben wir meiner Mutter schon zugesagt, dass wir sie aufnehmen. Das einzige andere freie Zimmer gehört Timothy, und der kommt fast jedes Wochenende nach Hause.«
»Ach, tatsächlich?«, murmelte Cornelius.
»Und die Standuhr?«, fragte Elizabeth, die sich offenbar noch immer wie auf einer Einkaufstour fühlte.
»Viktorianisch. Ich habe sie aus dem Nachlass des Earls of Bute erstanden.«
»Was ist sie wert?«
»Den höchsten Preis, den jemand dafür zu zahlen bereit ist«, antwortete Cornelius, als sie die Haustür erreichten.
»Lass es mich wissen, wenn ich dir irgendwie helfen kann.«
»Sehr freundlich von dir, Elizabeth.« Er öffnete die Tür und sah den Maklergehilfen ein »Zu-Verkaufen«-Schild in den Boden rammen. Cornelius lächelte, denn es war das Einzige an diesem Vormittag, das Elizabeth hatte verstummen lassen.
Frank Vintcent kam am Donnerstagabend mit einer Flasche Cognac und zwei Pizzen.
»Wenn ich gewusst hätte, dass es zur Abmachung gehört. Pauline zu verlieren, hätte ich mich ganz herausgehalten.« Frank kaute an seiner im Mikrowellenherd gewärmten Pizza. »Wie läuft der Haushalt denn ohne sie?«
»Nicht sehr gut«, gestand Cornelius, »obwohl sie immer noch jeden Abend ein oder zwei Stunden nach dem Rechten sieht, sonst sähe es hier grauenvoll aus. Aber sag mal, wie kommst du eigentlich zurecht?«
»Als Junggeselle lernt man die Kunst des Überlebens schon ziemlich früh. Aber genug davon, das Spiel wartet.«
»Welches denn?« Cornelius grinste.
»Schach. Das andere Spiel reicht mir für eine Woche.« »Dann sollten wir uns jetzt in die Bibliothek setzen.«
Frank war überrascht von Cornelius’ Eröffnungszügen, denn nie zuvor war sein alter Freund beim Schach so wagemutig gewesen. Über eine Stunde lang sprach keiner von ihnen ein Wort; Frank hatte genug damit zu tun, seine Dame zu verteidigen.
»Das könnte das letzte Spiel mit diesen Figuren werden«, seufzte Cornelius wehmütig.
»Mach dir deshalb keine Sorgen«, tröstete ihn Frank. »Die Gerichtsvollzieher erlauben einem immer, ein paar persönliche Stücke zu behalten.«
»Nicht, wenn diese Stücke eine viertel Million Pfund wert sind«, gab Cornelius zu bedenken.
Frank blickte auf. »Ich hatte keine Ahnung, dass dieses Spiel so viel wert ist.«
»Weil du dich nie sonderlich für weltliche Güter interessiert hast. Es ist ein persisches Meisterstück aus dem sechzehnten Jahrhundert, und es dürfte beachtliches Interesse wecken, wenn es unter den Hammer kommt.«
»Aber inzwischen hast du doch bestimmt alles herausgefunden, was du wissen musst«, meinte Frank. »Warum willst du dann mit dieser Sache weitermachen, wenn du dabei so viele Dinge verlieren könntest, die dir ans Herz gewachsen sind?«
»Weil ich erst die ganze Wahrheit erfahren muss.«
Frank seufzte, starrte aufs Brett und zog den Springer. »Schachmatt«, verkündete er. »Geschieht dir recht, weil du dich nicht aufs Spiel konzentriert hast.«
Cornelius verbrachte fast den ganzen Freitagvormittag
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