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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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seines Lebens hinter Gitter bringen.« Er legte eine Pause ein, um den Geschworenen Zeit zu geben, sich der Bedeutung dieser Worte klar zu werden.
»Nun komme ich wieder zu Ihnen, Professor Bamford, und möchte Ihnen – als brillantem Sachverständigen auf Ihrem Fachgebiet, um Mylords Charakterisierung Ihres Status zu benutzen – eine Reihe von Fragen stellen.«
Harry erkannte, dass das Vorgeplänkel vorüber war.
»Lassen Sie mich mit der Frage beginnen, Professor, ob es Ihrer Erfahrung nach wahrscheinlich ist, dass ein Mörder, nachdem er sein Opfer erschossen hat, die Mordwaffe am Tatort zurücklässt?«
»Nein, Sir Toby, das ist äußerst unwahrscheinlich«, antwortete Harry. »In neun von zehn Fällen, in denen eine Handfeuerwaffe benutzt wurde, konnte sie nicht gefunden werden, weil der Mörder sich ihrer geschickt entledigte.«
»Richtig«, bestätigte Sir Toby. »Und in dem einen von zehn Fällen, in dem die Waffe entdeckt wird – ist es da üblich, dass diese Mordwaffe über und über mit Fingerabdrücken bedeckt ist?«
»Das kommt praktisch nie vor«, erwiderte Harry. »Es sei denn, der Mörder ist ein völliger Dummkopf oder wird in flagranti ertappt.«
»Der Angeklagte mag vieles sein«, erklärte Sir Toby, »aber ganz gewiss kein Dummkopf. Genau wie Sie besuchte er ein Gymnasium, und er wurde nicht am Tatort verhaftet, sondern im Haus eines Freundes, am anderen Ende der Stadt.« Sir Toby fügte nicht hinzu, worauf der Staatsanwalt in seiner einleitenden Erklärung mehrmals hingewiesen hatte: dass der Angeklagte im Bett seiner Geliebten vorgefunden worden war, die ihm, wie sich herausstellte, als Einzige ein Alibi verschaffen konnte.
»Jetzt möchte ich zu der Waffe kommen, Professor, einer Smith & Wesson K4217B.«
»Um genau zu sein, handelt es sich eine K4127B«, verbesserte Harry seinen alten Freund.
»Ihre Sachkenntnis versetzt mich immer wieder in Erstaunen.« Toby war erfreut über die Wirkung, die sein kleiner Fehler auf die Geschworenen hatte. »Doch kehren wir zu der Pistole zurück. Das Polizeilabor fand die Fingerabdrücke des Mordopfers auf der Waffe?«
»So ist es, Sir Toby.«
»Und können Sie, als Sachverständiger, irgendwelche Schlüsse daraus ziehen?«
»Ja. Die Fingerabdrücke von Mrs. Richards befanden sich unverkennbar am Abzug und Schaft der Pistole, was zu der Annahme führt, dass sie die Waffe als Letzte in der Hand gehalten hat. Tatsächlich lässt es darauf schließen, dass sie auf den Abzug gedrückt hat.«
»Ich verstehe«, sagte Sir Toby. »Aber könnte es nicht sein, dass der Mörder Mrs. Richards die Waffe in die Hand drückte, um die Polizei irrezuführen?«
»Ich würde diese Theorie in Betracht ziehen, hätte die Polizei nicht auch Mr. Richards’ Abdrücke auf dem Abzug gefunden.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht recht, was Sie damit sagen wollen, Professor«, behauptete Sir Toby, der es ganz genau wusste.
»In fast jedem Fall, mit dem ich vertraut bin, hat der Mörder zuerst seine eigenen Fingerabdrücke abgewischt, ehe er die Mordwaffe dem Opfer in die Hand drückte.«
»Ich verstehe. Aber verbessern Sie mich, falls ich mich täusche«, sagte Sir Toby. »Die Pistole wurde nicht in der Hand des Opfers gefunden, sondern zwei Meter siebzig von der Leiche entfernt, wo der Mörder, wie der Ankläger behauptet, sie fallen ließ, als er panikartig aus seinem ehelichen Zuhause floh. Lassen Sie mich deshalb fragen, Professor Bamford: Wenn sich ein Selbstmörder eine Pistole an die Schläfe hält und auf den Abzug drückt, wo würden Sie dann erwarten, dass die Pistole anschließend zu liegen kommt?«
»Zwei bis drei Meter von seiner Leiche entfernt«, antwortete Harry. »Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Opfer nach erfolgtem Suizid die Waffe in der Hand behalten, wie es häufig in schlecht recherchierten Filmen und Fernsehsendungen zu sehen ist. Bei Selbstmord löst sich die Waffe durch die Heftigkeit des Schusses aus der Hand des Opfers und schnellt gute zwei Meter durch die Luft. In den dreißig Jahren, in denen ich mich mit Freitod durch Erschießen beschäftigt habe, kam mir nicht ein einziger Fall unter, in dem eine Schusswaffe in der Hand des Opfers verblieb.«
»Nach Ihrer Meinung als Sachverständiger, Professor, deuten Mrs. Richards’ Fingerabdrücke und die Lage der Waffe demnach eher auf Selbstmord als auf Mord hin.«
»So ist es, Sir Toby.«
»Eine letzte Frage noch, Professor«, sagte der Verteidiger und zupfte an seinen Revers. »Wenn Sie bisher

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