Archer Jeffrey
Abfindung in Erwägung gezogen!«
»Das mag ja sein«, entgegnete der Seniorpartner und blickte auf die Papiere. »Nur haben Sie sich leider auf der Grundlage eines Ehebruchs mit einer Scheidung einverstanden erklärt. Ihr Partner war ein gewisser«, er las den Namen, »Prescott, während Ihr Gatte in London arbeitete.«
»Das stimmt. Aber wir haben uns nur deshalb auf Ehebruch geeinigt, um die Scheidung zu beschleunigen. Das war unser beider Wunsch.«
»Das bezweifle ich nicht, Mrs. Bennett.«
Sie würde diesen Namen auf ewig hassen!
»Doch indem Sie sich mit Mr. Bennetts Bedingung einverstanden erklärten, tragen Sie in diesem Fall die alleinige Schuld.«
»Aber das spielt keine Rolle mehr«, entgegnete Ruth. »Heute Morgen haben meine Londoner Anwälte mir mitgeteilt, dass die Scheidung rechtskräftig ist.«
Der Partner zu Mr. Craddocks Rechten wandte sich an Ruth.
»Gestatten Sie die Frage, ob es Mr. Bennetts Rat war, dass Sie sich einen Londoner Scheidungsanwalt nahmen?«
Ah, das ist es also, dachte Ruth. Sie sind verärgert, weil ich mich nicht an sie gewandt habe. »Ja«, antwortete sie fest. »Es war eine rein praktische Erwägung, da Max in London lebte und wegen der Scheidung nicht ständig hin und her fliegen wollte.«
»Das hat sich als äußerst günstig für Mr. Bennett erwiesen«, sagte der Seniorpartner. »Hat Ihr Mann je über eine finanzielle Abfindung mit Ihnen gesprochen?«
»Nie«, entgegnete Ruth noch fester. »Er hatte keine Ahnung, über welche Vermögenswerte ich verfüge.«
»Ich glaube«, warf nun der Partner zu Mr. Craddocks Linken ein, »dass Mr. Bennett es nur zu gut wusste.«
»Das ist unmöglich!«, beharrte Ruth. »Ich habe nie über mein Vermögen mit ihm gesprochen.«
»Trotzdem hat er Anspruch darauf erhoben. Und er hat eine erstaunlich genaue Schätzung der Vermögenswerte Ihres verstorbenen Gatten angegeben.«
»Dann müssen Sie sich weigern, ihm auch nur einen Penny zu zahlen, denn es war nie Teil unserer Abmachung.«
»Das bezweifle ich nicht, Mrs. Bennett. Aber da Sie die schuldige Partei sind, haben wir keinen rechtlichen Anhaltspunkt.«
»Wie kann das möglich sein?«, fragte Ruth heftig.
»Das Scheidungsrecht auf Jersey ist in dieser Hinsicht eindeutig«, sagte Mr. Craddock bedauernd. »Und da Sie uns nicht konsultiert haben, konnten wir Sie auch nicht darauf aufmerksam machen.«
Ruth ignorierte die Spitze und fragte nur: »Worum geht es da genau?«
»Nach dem auf Jersey gültigen Recht steht der bei einer Scheidung als schuldlos anerkannten Partei, egal ob Mann oder Frau, automatisch ein Drittel des Vermögens der schuldigen Partei zu.«
Ruth fing zu zittern an. »Gibt es da keine Ausnahmen?«
»Doch«, erwiderte Mr. Craddock.
Ruth blickte ihn hoffnungsvoll an.
»Das Gesetz tritt nicht in Kraft, wenn die Ehe weniger als drei Jahre währte. Sie, Mrs. Bennett, waren jedoch drei Jahre und acht Tage verheiratet.« Er machte eine Pause und rückte seine Brille zurecht. »Ich habe das Gefühl, dass Mr. Bennett nicht nur die Höhe Ihres Vermögens ganz genau kannte, sondern auch das auf Jersey gültige Scheidungsrecht.«
Drei Monate später, nachdem die Anwälte beider Seiten über die Höhe von Ruth Ethel Bennetts Vermögen einig waren, erhielt Max Donald Bennett als einmalige Abfindung einen Scheck über 6.270.000 Pfund.
Wann immer Ruth an die vergangenen drei Jahre dachte – was oft der Fall war –, gelangte sie zu der Überzeugung, dass Max alles zuvor schon geplant hatte, bis in die letzte Einzelheit. Sogar schon, bevor sie das erste Mal aufeinander stießen.
Liebe auf den ersten Blick
Andrew hatte sich verspätet. In der Hauptverkehrszeit war natürlich kein freies Taxi in Sicht, deshalb versuchte er sich durch die nach Hause strömenden Menschenmassen zu schlängeln und hastete die Rolltreppe hinunter zur Metro.
Andrew selbst war nicht auf dem Heimweg. Schon nach vier Stationen würde er die U-Bahn wieder verlassen, um sich zu Ely Bloom zu begeben, Direktor der Chase Manhattan Bank in Paris. Er war Ely zwar bisher noch nicht persönlich begegnet, doch wie alle seine Kollegen bei der Bank hatte er Wunderdinge über ihn gehört. Ein Mann wie Ely Bloom bestellte niemanden ohne guten Grund zu sich.
Seit Blooms Sekretärin vor achtundvierzig Stunden angerufen und ihn von diesem Meeting in Kenntnis gesetzt hatte, überlegte Andrew verzweifelt, was der Grund dafür sein mochte. Eine Versetzung von der Credit Suisse zur Chase wäre am wahrscheinlichsten, doch so einfach
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