Archer Jeffrey
ersten Mal gesehen habe.«
»Auch wenn du nicht auf Knien um mich angehalten hast,
Gerald, werde ich deinen Antrag in Erwägung ziehen«, sagte
Ruth lachend. Sie blickte ihren Liebsten an, der im
Dämmerlicht vor ihr stand. »Wenn ich Max das nächste Mal
sehe, werde ich ihm sagen, dass ich mich scheiden lassen will«,
fügte sie leise hinzu.
Gerald zog sich wieder aus und schlüpfte ins Bett zurück.
Es dauerte einen Monat, ehe Max wieder einmal auf die Insel kam. Obwohl er den Nachtflug nahm, erwartete Ruth ihn an der Haustür. Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen, doch sie wich ihm aus.
»Ich will mich scheiden lassen«, sagte sie nüchtern.
Max folgte ihr wortlos ins Wohnzimmer. Er ließ sich in einen Sessel fallen und schwieg noch immer. Ruth wartete geduldig, bis er sich gefasst hatte.
»Hast du einen anderen?«, fragte er schließlich.
»Ja.«
»Kenne ich ihn?«
»Ja.«
»Gerald?« Er blickte sie an.
»Ja.«
Wieder schwieg Max verdrießlich.
»Ich bin durchaus bereit, es dir leicht zu machen«, versprach
Ruth. »Du kannst die Scheidung einreichen und Gerald als Scheidungsgrund benennen. Ich werde den Sachverhalt nicht bestreiten.«
Max’ Erwiderung überraschte sie. »Ich würde darüber nachdenken. Vielleicht wäre es am vernünftigsten, wenn wir nichts unternehmen, bevor die Jungs Weihnachten nach Hause kommen.«
Widerstrebend erklärte Ruth sich einverstanden. Und sie war verwundert, denn sie konnte sich nicht erinnern, wann er die Jungs zum letzten Mal in ihrer Gegenwart erwähnt hatte.
Max schlief in dieser Nacht im Gästezimmer und flog gleich am nächsten Morgen mit zwei vollen Koffern nach London zurück.
Er ließ sich mehrere Wochen nicht auf Jersey sehen. Ruth und Gerald planten inzwischen ihre gemeinsame Zukunft.
Als die Zwillinge zu Weihnachten von der Uni nach Hause kamen, waren sie nicht überrascht, dass ihre Mutter sich scheiden lassen wollte, und sie bedauerten es auch nicht.
Max machte gar nicht erst den Versuch, die Feiertage mit ihnen zu verbringen, sondern flog einen Tag, nachdem die Jungs auf die Universität zurückgekehrt waren, wieder nach Jersey. Er nahm ein Taxi zum Haus, blieb jedoch nur eine Stunde.
»Ich bin bereit, in eine Scheidung einzuwilligen«, sagte er zu Ruth. »Und ich werde sie einreichen, sobald ich wieder in London bin.«
Ruth nickte nur.
»Wenn du es rasch und glatt hinter dich bringen möchtest, schlage ich vor, du nimmst dir einen Londoner Anwalt, dann brauche ich nicht ständig nach Jersey zu fliegen, was die Sache nur unnötig verzögern würde.«
Ruth hatte nichts gegen den Vorschlag, denn sie war so weit, dass sie Max keine Hindernisse in den Weg legen wollte.
Ein paar Tage nachdem Max nach London zurückgekehrt war, erhielt Ruth die Scheidungsunterlagen von einem Londoner Rechtsanwaltsbüro, von dem sie noch nie gehört hatte. Sie wies Angus’ alten Anwalt in der Chancery Lane an, sich der Sache anzunehmen, und erklärte einem Juniorpartner, dass sie es gern so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
»Möchten Sie eine Unterhaltszahlung oder Abfindung irgendwelcher Art?«, erkundigte sich der junge Mann.
»Nein«, entgegnete Ruth und bemühte sich, nicht zu lachen. »Ich will nur, dass das Ganze so rasch wie möglich über die Bühne geht. Ich gestehe Ehebruch.«
»Wenn das Ihre Anweisungen sind, Madam, setze ich die nötigen Papiere auf, die Sie bereits in einigen Tagen unterschreiben können.«
Nachdem das erledigt war, musste nur noch die endgültige Scheidung ausgesprochen werden, was sicher nicht mehr lange dauern konnte. Gerald schlug vor, das Ereignis mit einer Urlaubsreise zu feiern. Ruth war damit einverstanden, solange die Reise nicht in die Nähe von Italien führte.
»Machen wir eine Tour durch die griechische Inselwelt«, schlug Gerald vor. »Wenn wir ein Boot mieten, besteht kaum die Gefahr, dass wir irgendwelchen meiner Schüler oder deren Eltern in die Arme laufen.« Schon am nächsten Tag flogen sie nach Athen.
Als sie in den Hafen von Skyros einliefen, sagte Ruth: »Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen dritten Hochzeitstag mit einem anderen Mann verbringen würde.«
Gerald schloss sie in die Arme. »Versuch Max zu vergessen«, bat er. »Er ist bereits Vergangenheit.«
»Noch nicht ganz«, widersprach Ruth. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir geschieden sein würden, ehe wir von Jersey abflogen.«
»Hast du eine Ahnung, was die Verzögerung bewirkt hat?«, fragte Gerald.
»Weiß der
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