Archer Jeffrey
Stadt und sehe nach, in welchem Zustand sich das Schwimmbadprojekt befindet.«
»Ach, übrigens«, sagte Shirley, »Roger Parnell, der BBCKorrespondent, hat gerade angerufen. Er würde gern wissen, ob der Minister während seines Aranga-Besuchs irgendeine offizielle Erklärung abgeben wird.«
»Das wird er. Rufen Sie Parnell zurück, und sagen Sie es ihm. Und faxen Sie ihm die Frühstücksrede des Ministers. Unterstreichen Sie den Absatz über das Schwimmbad.«
Henry verließ sein Büro und stieg in seinen kleinen Austin Mini. Die Sonne schien heiß auf das Wagendach. Obwohl beide Fenster offen waren, geriet Henry bereits nach ein paar hundert Metern ins Schwitzen. Mehrere Einheimische winkten ihm zu, als sie den Mini und den Diplomaten aus England erkannten, der offenbar aufrichtig an ihrem Wohlergehen interessiert war.
Henry parkte den Wagen hinter der Kathedrale, die man in England als Pfarrkirche bezeichnet hätte, und stieg aus. Die dreihundert Meter bis zu dem Platz, der für das Schwimmbad vorgesehen war, ging er zu Fuß. Wie immer fluchte er, als er das Stück kahlen Ödlands sah. Die Kinder von Aranga hatten sehr wenige Sportanlagen: einen steinharten Fußballplatz, der jedes Jahr am 1. Mai zum Kricketplatz umfunktioniert wurde; ein Rathaus, dessen großer Saal als Basketballhalle diente, wenn nicht gerade eine Sitzung stattfand, sowie einen Tennisund einen Golfplatz, deren Benutzung Einheimischen strikt untersagt war. Die Kinder durften nicht einmal durch den Eingang, es sei denn, sie mussten die Einfahrt kehren. In der knapp einen Kilometer entfernten Victoria-Kaserne unterhielt die Armee eine Sporthalle und ein halbes Dutzend Squashplätze, die jedoch nur von Offizieren und deren Gästen benutzt werden durften.
Henry beschloss, die Fertigstellung des Schwimmbads zu seinem persönlichen Anliegen zu machen, bevor das Außenministerium ihn in ein anderes Land versetzte. Er würde seine Rede vor dem Rotary Club dazu nutzen, die Mitglieder für das Vorhaben zu begeistern. Er musste sie dazu bringen, das Schwimmbadprojekt zu ihrer Wohltätigkeitskampagne des Jahres zu wählen – unter der Federführung Bill Patersons, der diese Sache in die Hand nehmen musste. Schließlich war er als Direktor der Bank und Kassierer des Rotary Clubs prädestiniert dafür.
Doch zuerst kam der Besuch des Ministers. Henry ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was er dem Minister gegenüber vorbringen wollte und erinnerte sich daran, dass er nur fünfzehn Minuten hatte, Witless Will zu überreden, Gelder des Außenministeriums für das Schwimmbadprojekt lockerzumachen.
Er wandte sich zum Gehen, als er einen kleinen Jungen bemerkte, der sich bemühte, die auf dem Grundstein eingemeißelten Worte zu entziffern: »St. George-Schwimmbad. Dieser Grundstein wurde am 12. September 1987 von Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Margaret gelegt.«
»Ist das ein Schwimmbad?«, fragte der Junge arglos.
Henry hallten die Worte in den Ohren wider, als er zu seinem Wagen zurückkehrte. Er beschloss, sie in seine Rede vor dem Rotary Club aufzunehmen. Henry warf einen Blick auf die Uhr. Die Zeit reichte noch, im Britannia Club vorbeizuschauen, um zu sehen, ob Bill Paterson dort seinen Lunch zu sich nahm. Als Henry ins Clubhaus trat, entdeckte er Bill sofort, der auf seinem gewohnten Hocker saß und in einer alten Ausgabe der Financial Times schmökerte.
Bill blickte auf, als Henry näher kam. »Ich dachte, du müsstest dich heute um euren hohen Besuch kümmern.«
»Sein Flugzeug landet nicht vor 15.30 Uhr«, entgegnete Henry. »Ich bin hier, weil ich eine Bitte an dich habe.«
»Brauchst du einen Rat, wie du den Gewinn anlegen sollst, den ihr durch den schwankenden Wechselkurs gemacht habt?«
»Nein. Wenn aus dem Schwimmbadprojekt jemals etwas werden soll, brauche ich schon ein wenig mehr.«
Henry verließ den Club zwanzig Minuten später, nachdem Bill ihm versprochen hatte, als Vorsitzender für die Wohltätigkeits-Kampagne zu kandidieren, für die Spendenzahlungen ein Konto auf der Bank zu eröffnen, und im Hauptbüro in London anzufragen, ob man dort bereit wäre, auch ein wenig Geld für die gute Sache lockerzumachen.
Auf dem Weg zum Flugplatz, im Rolls-Royce des Hochkommissars, informierte Henry Sir David über den aktuellen Stand des Schwimmbadprojekts. Der Hochkommissar lächelte. »Gut gemacht, Henry«, lobte er. »Wollen wir hoffen, dass Sie beim Minister ebenso viel Erfolg haben wie bei Bill Paterson.«
Die beiden Männer
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