Archer Jeffrey
dass diese Anweisung noch gültig ist.« Die Direktive K14792 existierte tatsächlich, wie Henry entdeckt hatte: allerdings bezweifelte er, dass das Außenministerium bei der Abfassung des Textes an Schwimmbäder gedacht hatte.
»Mir soll’s recht sein«, sagte Bill. »Warum sollte ich mich einer Direktive des Außenministeriums widersetzen? Schließlich muss ich ja nur Geld von einem Konto des Hochkommissariats auf ein anderes innerhalb unserer Bank verschieben.«
Der Verwaltungsdirektor ließ sich in der folgenden Woche nicht über fehlende Gelder aus, da so viele Kora eingegangen waren, wie er erwartet hatte. Henry schloss daraus, dass niemand sein kleines Täuschungsmanöver durchschaut hatte.
Da die nächste Überweisung erst in drei Monaten fällig war, blieb Henry reichlich Zeit, seinen Plan noch besser auszuarbeiten. Während dieses Vierteljahres gingen auch einige Spendengelder ein, doch Henry erkannte rasch, dass selbst mit dem zurzeit auf dem Konto vorhandenen Betrag lediglich die Ausschachtungsarbeiten bezahlt werden konnten. Er musste sich etwas Lohnenderes einfallen lassen, sollte die Sache nicht bloß mit einem Loch im Boden enden.
Mitten in der Nacht kam ihm eine Idee. Aber damit sein Handstreich etwas einbrachte, musste das Timing genau stimmen.
Als der wöchentliche Anruf von Roger Parnell kam, dem BBC-Korrespondenten, und Parnell sich erkundigte, ob es außer der Schwimmbadspenden-Geschichte noch etwas gab, fragte Henry, ob er mit ihm auch über etwas Nichtoffizielles reden dürfe.
»Natürlich«, versicherte ihm der Korrespondent. »Worum geht es denn?«
»Die Regierung Ihrer Majestät macht sich Gedanken, weil General Olangi seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen wurde. Angeblich hat seine letzte ärztliche Untersuchung ergeben, dass er HIV-positiv ist.«
»Großer Gott!«, flüsterte der BBC-Mann. »Haben Sie einen Beweis?«
»Nein, das nicht«, gestand Henry. »Ich weiß nur, dass sein Leibarzt ein wenig indiskret war und dem Hochkommissar gegenüber eine entsprechende Andeutung gemacht hat. Das ist alles.«
»Großer Gott!«, wiederholte der BBC-Mann.
»Wie gesagt, das ist absolut inoffiziell. Falls man das Gerücht bis zu mir zurückverfolgt, werde ich nie wieder mit Ihnen sprechen können.«
»Ich habe meine Quellen stets geheim gehalten!«, versicherte der Korrespondent indigniert.
Die Abendnachrichten des World Service waren vage und mit »Wenn« und »Aber« gespickt. Trotzdem war »Aids« am nächsten Tag das Gesprächsthema Nummer eins, ob auf dem Golfplatz, dem Britannia Club oder in der Bank. Sogar der Hochkommissar fragte Henry, ob er von dem Gerücht gehört habe.
»Ja, aber ich glaube es nicht«, erwiderte Henry ohne zu erröten.
Der Kora fiel am nächsten Tag um vier Prozent, und General Olangi sah sich gezwungen, den Bürgern über das Fernsehen zu versichern, dass dieses von seinen Feinden verbreitete diskriminierende Gerücht selbstverständlich jeglicher Grundlage entbehre. Doch sein Fernsehauftritt führte nur dazu, alle, die noch nicht von der angeblichen AidsErkrankung gehört hatten, darauf aufmerksam zu machen. Und da der General ein bisschen Gewicht verloren zu haben schien, fiel der Kora um weitere zwei Prozent.
»Ihr habt in diesem Monat ganz schön Geld gemacht«, erfuhr Henry am Montag von Bill. »Nach dem falschen Alarm wegen Olangis HIV-Problem, konnte ich 118.000 Kora auf das Schwimmbad-Konto transferieren. Das bedeutet, dass mein Komitee den Architekten beauftragen kann, mit den Planungsarbeiten zu beginnen.«
»Gut gemacht«, lobte Henry den Bankdirektor für seine eigene gelungene Transaktion und legte auf. Natürlich war ihm klar, dass er diesen Trick nicht noch einmal anwenden durfte.
Trotz der Baupläne und einem Modell des Schwimmbads im Büro des Hochkommissars, wo alle es sehen konnten, vergingen weitere drei Monate, in denen nur kleine Spenden von den heimischen Geschäftsleuten hereinkamen.
Normalerweise hätte Henry das Fax gar nicht zu Gesicht bekommen, doch er befand sich gerade im Büro des Hochkommissars und ging mit ihm die Rede durch, die Sir David beim jährlichen Treffen der Bananenpflanzer halten sollte, als die Faxmeldung vom Sekretär des Hochkommissars auf dessen Schreibtisch gelegt wurde.
Der Hochkommissar runzelte die Stirn und schob die Rede zur Seite. »Es war kein gutes Jahr für Bananen«, brummte er. Das Stirnrunzeln verging auch nicht, als er das Fax las. Er schob es seinem Ersten Sekretär hin.
»An alle Botschaften und
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