Archer Jeffrey
standen auf dem Runway des Flugplatzes von St. George vor einem zwei Meter langen roten Teppich, als die Boeing 727 landete. Da an einem Tag selten mehr als ein Flugzeug St. George anflog, hielt Henry die Bezeichnung »International Airport« für ein bisschen hochtrabend.
Der Minister erwies sich als leutseliger Mann, der darauf bestand, dass man ihn einfach beim Vornamen nannte: Will. Er versicherte Sir David, dass er sich schon sehr auf den Besuch von St. Edward gefreut hatte.
»St. George, Minister«, flüsterte ihm der Hochkommissar ins Ohr.
»Ja, natürlich, St. George«, erwiderte Will ohne jede Verlegenheit.
Sobald sie im Hochkommissariat angelangt waren, verabschiedete Henry sich, um den Minister mit David und seiner Gemahlin Tee trinken zu lassen, während er in sein Büro zurückkehrte. Schon nach dieser kurzen Zeitspanne bezweifelte er allerdings, dass Witless Wills Wort in Whitehall viel Gewicht hatte; aber das würde ihn nicht davon abhalten, seinen Plan fortzuführen. Der Minister musste zumindest die Notizen über St. George gelesen haben, denn er hatte erwähnt, er würde sich freuen, das neue Schwimmbad zu besichtigen.
»Es wurde noch nicht in Angriff genommen«, hatte Henry ihn erinnert.
»Merkwürdig«, murmelte der Minister. »Ich dachte, ich hätte irgendwo gelesen, dass Prinzessin Margaret es längst eröffnet hat.«
»Sie hat nur den Grundstein gelegt. Aber vielleicht geht es voran, sobald das Projekt Ihren Segen erhalten hat.«
»Ich werde tun, was ich kann«, versprach Will. »Aber Sie wissen ja selbst, dass wir die Finanzierung unserer ÜberseeProjekte noch weiter einschränken müssen.«
Ein sicheres Zeichen für baldige Wahlen, dachte Henry.
Bei der Cocktailparty kam Henry zu kaum mehr, als Guten Abend zu sagen, da der Hochkommissar entschlossen war, dem Minister in dieser einen Stunde jeden einzelnen der anwesenden Gäste vorzustellen. Als die beiden sich dann auf den Weg zum Dinner bei General Olangi machten, kehrte Henry in sein Büro zurück, um die Rede durchzusehen, die der Minister am nächsten Morgen beim Frühstück halten würde. Erleichtert stellte er fest, dass der Absatz über das Schwimmbad auch in dieser letzten Überarbeitung noch vorkam. Das Papier würde demnach ganz offiziell in die Akten übernommen werden. Dann studierte er die Sitzordnung und vergewisserte sich, dass er neben dem Herausgeber des St. Georges Echo saß. Auf diese Weise konnte er dafür sorgen, dass in der nächsten Ausgabe der Zeitung auf die Unterstützung des Schwimmbadprojekts durch die britische Regierung hingewiesen wurde.
Am nächsten Morgen stand Henry schon früh auf, sodass er zu den ersten Besuchern in der Residenz des Hochkommissars zählte. Er nutzte die Gelegenheit, so viele der hiesigen Geschäftsleute wie möglich darauf hinzuweisen, welche Bedeutung die britische Regierung dem Schwimmbadprojekt beimaß; außerdem hob er hervor, dass die Bardays Bank zugesagt hatte, dem Fonds eine großzügige Spende zukommen zu lassen.
Der Minister erschien mit ein paar Minuten Verspätung zum Frühstück. »Ein kurzfristiger Anruf aus London«, erklärte er. So kamen die Herren erst um 8.15 Uhr dazu, sich an den Tisch zu setzen. Henry nahm seinen Platz neben dem Herausgeber des Lokalblatts ein und wartete ungeduldig darauf, dass der Minister seine Ansprache hielt.
Will erhob sich um 8.47 Uhr. Die ersten fünf Minuten verbrachte er damit, von Bananen zu reden; schließlich aber fuhr er fort: »Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass die Regierung Ihrer Majestät das Schwimmbadprojekt nicht vergessen hat, das von Prinzessin Margaret ins Leben gerufen wurde, und dass wir hoffen, in Kürze von den Fortschritten berichten zu können. Ich war erfreut, von Sir David zu erfahren«, dabei blickte er auf Bill Paterson, der ihm am Tisch gegenübersaß, »dass der Rotary Club dieses Projekt zu seiner diesjährigen Wohltätigkeits-Kampagne erkoren hat und mehrere bekannte Geschäftsleute dieser Stadt bereits versprochen haben, sie großzügig zu unterstützen.« Henry klatschte als Erster; dann folgte diesen aufmunternden Worten allgemeiner Applaus.
Sobald der Minister wieder Platz genommen hatte, reichte Henry dem Herausgeber der Lokalzeitung einen Umschlag mit einem Tausendwortartikel nebst mehreren Bildern von dem Bauplatz, der für das Schwimmbad vorgesehen war. Henry war überzeugt, dass dies alles eine Doppelseite in der nächsten Ausgabe des St. Georges Echo einnehmen würde.
Es war genau 8.56 Uhr gewesen,
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