Archer Jeffrey
Hochkommissariate. Die Regierung Großbritanniens gibt den Austritt aus dem Wechselkurs-Mechanismus bekannt. Die offizielle Erklärung folgt noch heute.«
»Wenn es so aussieht, sehe ich schwarz, dass der Finanzminister noch lange im Amt bleibt«, bemerkte Sir David. »Aber es hat nichts mit dem Außenminister zu tun, also ist es auch nicht unser Problem.« Er blickte Henry an. »Trotzdem sollten wir dieses Thema wenigstens in den nächsten paar Stunden nicht erwähnen.«
Henry nickte und überließ den Hochkommissar seinem Entwurf der Rede.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, rannte er zum ersten Mal seit zwei Jahren mit Riesenschritten zu seinem Büro zurück. An seinem Schreibtisch angekommen, wählte er eine Nummer, die er im Kopf hatte. »Bill Paterson am Apparat.«
»Bill, wie viel haben wir im Fonds für unvorhergesehene
Ausgaben?«, fragte Henry scheinbar gleichmütig.
»Da muss ich erst nachsehen. Soll ich dich zurückrufen?« »Nein, ich warte«, antwortete Henry. Sein Blick hing am
Sekundenzeiger seiner Uhr, der fast einen ganzen Kreis beschrieb, ehe der Bankdirektor sich wieder meldete.
»Ein bisschen mehr als eine Million Pfund«, sagte Bill. »Wieso interessiert dich das?«
»Ich erhielt gerade die Anweisung vom Außenministerium, sofort alle verfügbaren Gelder in Euro, Schweizer Franken und US-Dollar zu wechseln.«
»Das würde eine sehr hohe Gebühr kosten.« Der Bankdirektor klang plötzlich sehr förmlich. »Und wenn der Wechselkurs ungünstig für euch ist …«
»Könnte ich nichts dagegen machen, denn das Telegramm aus London lässt mir keine Wahl.«
»Verstehe«, murmelte Bill. »Hat der Hochkommissar es genehmigt?«
»Ich komme gerade aus seinem Büro.«
»Dann mach ich mich am besten gleich an die Arbeit.«
Henry saß trotz Klimaanlage schwitzend in seinem Büro, bis Bill nach zwanzig Minuten zurückrief.
»Wir haben die gesamte Summe wie angewiesen in Schweizer Franken, Euro und US-Dollar umgetauscht. Ich sende dir gleich morgen früh die Liste.«
»Keine Kopien, bitte«, sagte Henry. »Der Hochkommissar ist nicht scharf darauf, dass irgendeiner seiner Leute es sieht.«
»Das kann ich gut verstehen, alter Junge.«
Der Finanzminister verkündete den Austritt Großbritanniens aus dem Wechselkurs-Mechanismus von der Treppe des Schatzamts in Whitehall um 19.30 Uhr. Um diese Zeit hatten alle Banken in St. George bereits Feierabend.
Henry setzte sich sofort nach Öffnung der Börsen am nächsten Morgen mit Bill in Verbindung und wies ihn an, die Franken, Euro und Dollar so schnell wie möglich wieder in Pfund umzuwechseln, und ihm darauf gleich den Kontostand durchzugeben.
»Ihr habt einen Gewinn von 64.312 Pfund gemacht. Wenn jede Botschaft auf der Welt so gehandelt hat wie ihr, kann die Regierung die Steuern noch lange vor der nächsten Wahl senken.«
»Das wäre schön«, meinte Henry. »Ach ja, würdest du den Gewinn in Kora umtauschen und dem Schwimmbad-Konto gutschreiben? Und noch etwas, Bill. Ich habe dem Hochkommissar versichert, dass die Angelegenheit nie mehr erwähnt wird.«
»Darauf hast du mein Wort«, entgegnete der Bankdirektor.
Henry informierte den Herausgeber des St. Georges Echo, dass dank der Großzügigkeit lokaler Geschäftsleute und vieler Privatleute immer noch reichlich Spenden für den Schwimmbad-Fonds eingingen. In Wahrheit machten die Spenden höchstens die Hälfte dessen aus, was bisher über das Konto gegangen war.
Bald nach Henrys zweiter Transaktion war von den drei hiesigen Baufirmen eine ausgewählt worden, und Laster, Bulldozer und Bagger rollten an. Jeden Tag stattete Henry dem Bauplatz einen Besuch ab, um ein Auge auf die Arbeit zu haben. Doch es dauerte nicht lange, bis Bill ihn darauf aufmerksam machte, dass nichts aus dem hohen Sprungbrett und den Wechselkabinen für bis zu hundert Kinder werden konnte, falls nicht bald weitere Gelder eingingen.
Das St. Georges Echo ging seine Leser immer wieder um weitere Spenden an, doch nach einem Jahr hatte fast jeder, der in der Lage gewesen war, bereits sein Scherflein beigetragen. Es kamen so gut wie keine Spenden mehr herein, und das bisschen Geld, das Wohltätigkeitsbasare, Tombolas und Flohmärkte einbrachten, war nicht der Rede wert.
Henry befürchtete schon, dass seine Dienstzeit hier abliefe, ehe das Projekt beendet war, und dass nach seiner Versetzung Bill und das Komitee ihr Interesse am Projekt verlieren könnten und das Schwimmbad nie fertig gestellt würde.
Henry und Bill besuchten
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