Archer Jeffrey
Mini in Richtung Victoria-Kaserne. Dort fuhr er den Wagen auf den Parkplatz und wurde zu einem wartenden Mercedes geleitet, der mit flatterndem Union Jack fast am Ende der Wagenkolonne stand. Um neun Uhr dreißig trat der Präsident aus dem Palast und marschierte zu dem offenen Rolls-Royce ganz vorne. Henry hatte den Eindruck, dass der Präsident tatsächlich nie gesünder ausgesehen hatte.
Eine Ehrenwache salutierte, als die Wagenkolonne das Kasernengelände verließ. Auf dem Weg durch St. George standen Kinder entlang der Straßen und winkten mit Fähnchen. Sie hatten schulfrei bekommen, um ihrem Präsidenten zujubeln zu können, während er die lange Reise zu seinem Geburtsort begann.
Henry machte es sich für die fünfstündige Fahrt in die Berge bequem und döste vor sich hin, wurde jedoch mehrmals unsanft geweckt, wenn sie durch eine Ortschaft kamen, in der die Kinder sich hatten aufstellen müssen, um ihrem Präsidenten lautstark zuzujubeln.
Mittags hielt die Kolonne in einer kleinen Ortschaft hoch in den Bergen, wo die Einheimischen ein Mittagessen für ihren Ehrengast zubereitet hatten. Eine Stunde später fuhren sie weiter. Henry befürchtete, dass die Leute hier einen großen Teil ihrer Wintervorräte geopfert hatten, um die Bäuche der Soldaten und Beamten zu füllen, die den Präsidenten auf seiner Pilgerfahrt begleiteten.
Er döste wieder ein und träumte von den Bermudas, wo bestimmt kein Schwimmbad erbaut werden musste.
Irgendetwas riss ihn jäh aus seinem Traum. Er glaubte einen Schuss gehört zu haben. Hatte er es bloß geträumt, oder war es schreckliche Wirklichkeit? Als er die Augen aufschlug, sah er, wie sein Fahrer aus dem Wagen sprang und in den dichten Dschungel floh. Henry stieg aus. Als ihm klar wurde, dass weiter vorn irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging, machte er sich auf den Weg, um nachzusehen. Er war noch nicht weit gekommen, als er den Präsidenten, von Soldaten umringt, leblos in einer Blutlache am Wegrand liegen sah. Als die Soldaten sich umdrehten und den Vertreter des Hochkommissars bemerkten, hoben sie ihre Gewehre.
»Gewehr schultern!«, befahl eine scharfe Stimme. »Denkt daran, dass wir keine Wilden sind.« Ein Mann in eleganter Hauptmannsuniform trat vor und salutierte. »Bedauere die Unannehmlichkeiten, Sir.« sagte er im knappen Tonfall einer Militärakademie zu Henry. »Seien Sie versichert, Ihnen droht keine Gefahr.«
Henry antwortete nicht, sondern starrte weiterhin auf den toten Präsidenten.
»Wie Sie sehen, Mr Pascoe, hat der bisherige Präsident einen tragischen Unfall erlitten«, fuhr der Hauptmann fort. »Wir werden bei ihm bleiben, bis er mit allen Ehren in dem Dorf bestattet wird, in dem er zur Welt kam. Ich bin überzeugt, das wäre sein Wunsch gewesen.«
Henry starrte wieder auf die Leiche und hatte so seine Zweifel.
»Darf ich vorschlagen, Mr. Pascoe, dass Sie in die Hauptstadt zurückkehren und Ihre Vorgesetzten informieren?«
Henry blieb stumm.
»Vielleicht möchten Sie ihnen auch mitteilen, dass Oberst Narango der neue Präsident ist.«
Henry sagte immer noch nichts. Ihm war klar, dass es seine Pflicht war, das Außenministerium so schnell wie möglich zu benachrichtigen. Er nickte in die Richtung des Hauptmanns und ging langsam zu seinem fahrerlosen Wagen zurück.
Erleichtert stellte er fest, dass der Zündschlüssel nicht aus dem Schloss gezogen war. Er ließ den Motor an, kehrte um und begann die lange, kurvenreiche Fahrt zurück zur Hauptstadt. Er würde St. George erst am Abend erreichen.
Nach drei Kilometern – und als er sicher war, dass niemand ihm folgte – hielt er, zog das Handy hervor und wählte die Nummer seines Büros.
Seine Sekretärin meldete sich.
»Ich bin’s, Henry.«
»Ach, bin ich froh, dass Sie anrufen«, sagte Shirley. »Es ist heute Nachmittag sehr viel los. Mrs. Davidson hat soeben angerufen und gesagt, dass es so aussieht, als würde der Kirchenbasar zweihundert Kora abwerfen, und ob es möglich wäre, dass Sie auf dem Rückweg vorbeikommen, damit sie Ihnen den Scheck überreichen kann. Und noch etwas«, fügte Shirley hinzu, ehe Henry etwas sagen konnte. »Wir alle haben die Neuigkeit gehört.«
»Ja, deshalb rufe ich an«, erklärte Henry. »Wir müssen uns sofort mit dem Außenministerium in Verbindung setzen.«
»Das habe ich bereits getan«, versicherte ihm Shirley.
»Und was haben Sie denen gesagt?«
»Dass Sie den Präsidenten bei einem offiziellen Anlass begleiten und sich nach Ihrer Rückkehr sogleich
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